Thema: Zeichen der Zeit, Grammatik des Lebens

Jes. 7, 10-14

Das Zeichen des Immanuel und das Strafgericht durch die Assyrer

 

10 Und der HERR redete abermals zu Ahas und sprach:

11 Fordere dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, es sei drunten in der Tiefe oder droben in der Höhe!

12 Aber Ahas sprach: Ich will's nicht fordern, damit ich den HERRN nicht versuche.

13 Da sprach Jesaja: Wohlan, so hört, ihr vom Hause David: Ist's euch zu wenig, dass ihr Menschen müde macht? Müsst ihr auch meinen Gott müde machen?

14 Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.

1.       Einleitung

Das, was uns Älteren von den Olympischen Spiele 1972 in München am meisten in Erinnerung geblieben ist, könnte Ulrike Meyfahrt sein. Ulrike Meyfahrt gewann mit ihren 16 Jahren den Frauen-Hochsprung, indem Sie - das konnte sich niemand vorstellen - Rückwärts mit einem sogenannten Fosbury Flop statt vorwärts über die Latte sprang - die Goldmedaille. Noch mehr in Erinnerung sind die dramatischen Bilder um den Terroranschlag auf die israelische Olympia-Mannschaft mit seinen vielen Toten.

Was aber - gegen den Terror oder die Goldmedaille - viel nachhaltiger und prägender durch die Olympischen Spiele in München von 1972 unser Leben bestimmt hat und bis heute immer noch bestimmt, sind die sogenannten Piktogramme, die alles bisherige auf den Kopf stellten. Piktogramme sind - so griechischem Ursprung - kleine Bilder (Piktos), die etwas erklärend schreiben (griech: graphen - schreiben).

Die Olympiade hatte eine eigene kleine Sprache durch Zeichen und Bilder verwendet, die allen Menschen schnell und einfach, das Wesentliche OHNE SCHRIFT erklärten.

Es sind diese kleinen Piktogramme von Otl Aicher. Dies kleinen Bilder, erzählen umfassende Geschichte, die nur noch mit einem zeichenhaften Bild das Wesentliche ausdrücken. Bis heute und fast an jedem Flughafen oder selbst den Toiletten auch hier im Gemeindezentrum.

Ich habe einige Piktogramme und Zeichen auf ihr Gottesdienstblatt gedruckt. Letztlich sind es wenige Striche oder Kreise, die vieles Aussagen. Heute sind diese Piktogramme überall. Sie werden auch Icons oder Emojis genannt (jap. Bildschriftzeichen)

Ich habe einige Piktogramme auf die rechte Innenseite des Gottesdienstblattes gesetzt.

Symbole, Zeichen und vor allem Piktogramme sind spätestens seit der Olympiade 1972 in München ein wesentlicher Bestandteil der öffentlichen Welt. Sie ersetzen in unglaublicher Weise Worte und können ganzen Geschichten erzählen. Zudem bilden Sie eine eigene Sprache aus, die häufig OHNE DIE uns bekannten Schriftsprachen auskommen.

Zur 1972 Olympiade wurden von Otto Aicher, kurz Otl Aicher, aber erstmals Symbole, Piktogramme entworfen, die keinen Text und Buchstaben mehr hatten. Als neue Art der Zeichen - Piktogramme eben -  wurden diese Symbole verwendet. Heute kennen wir das alle. An Toiletten sind Symbole und kaum noch "Herren" oder "Damen" ausgeschrieben.

Otto (kurz Otl) Aicher geboren 1922 war im Übrigen ein strikter Nazi Gegner und eng mit der Familie Scholl (Stichwort: Geschwister Scholl) befreundet. Er heiratete Inge scholl, die älteste Schwester von Hans und Sophie Scholl.

Aicher hat dann in den 1960er Jahren und vor allem für die Olympischen Spiele oder auch die Lufthansa die wesentlichsten Symbole und Zeichen erfunden. Er hat ein einfaches System entworfen, das bis heute überall eingesetzt wird.

Dieses Zeichen-System besticht durch zwei Eigenarten: Es hat eine eigene innere Grammatik, eine innere Klarheit und zweitens eine unsprachliche Einfachheit, die weit über die Sprache hinausgeht.

Unser Leben wird geprägt durch Zeichen. Es gibt Buchstaben, die uns in unserem Leben verfolgen und es gibt heute eigentlich kein Bereich des westlichen Lebens mehr, in dem nicht die Zeichen, Buchstaben und Symbole uns in eine neue Dimension des Verstehens, des Wahrnehmens und vor allem des Staunens bringen.

2.       Bibeltext

Auch der heutige Predigttext spricht von Zeichen, die Gott senden sollen. Text vorlesen.

Hier geht es um den König Ahas, der in direkter Linie von König David abstammt. Er ist der 14. König in der davidischen Königshierarchie. Er regierte von ca. 740 bzw. 735 vor Christus bis 715 vor Christus. Jesaja war als Prophet sein Gegenspieler, wenn man das so sagen kann. Ahas versuchte die neuen Konstellationen der Macht in Palästina und den angrenzenden Ländern auf eine diplomatische Art zu lösen.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Großmacht Assyrien und den Lokalkönigtümern wie Damaskus oder Israel versuchte der König von Juda durch Bestechung und Zusagen zu erreichen. Diese Zusagen betrafen auch die Glaubensstruktur und den Jerusalemer Tempel, in dem er mit Schätzen des Tempel seinen Frieden erkaufen wollte. Außerdem nahm er Änderungen am Tempel selbst vor, die von den Assyrern gefordert wurden.

Für den Propheten Jesaja gegenüber war der Gott Israels durch seine absolute Überlegenheit über alle Weltläufe auch Herr über die Assyrer.

Dies wird deutlich in der heutigen Passage zur Predigt. Der König soll ein Zeichen und damit eine Botschaft Gottes selbst einfordern. Hier redet Gott. Wenn du ein Zeichen einforderst, sollst du es für die Überlegenheit erhalten. Ein Zeichen, eine symbolhafte Begebenheit, die letztlich alles in den Schatten stellt und Licht in das Dunkel der Diplomatie bringt.

Der König traut sich nicht ein Zeichen einzufordern, weil er angeblich Gott nicht herausfordern will. Oder besser, weil er seine Diplomatie nicht einer für ihn beliebigen Sache opfern will. Denn die Antwort Gottes könnte so anders ausfallen als die Antwort, die wir hören wollen.

Jesaja, gibt die Antwort. Du, Ahas hast Angst vor dem, der die Überlegenheit in sich trägt. Du hast Angst und deshalb verkaufst du deinen Glauben und den Glauben deines Volkes. Das Zeichen, das Symbol welches Gott durch Jesaja in die Welt sendet, ist einfach. Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. Also eine Geburt eines verheißenen Messias, eines Königs der Juden (Inri), der letztlich alle Macht in seinen Händen halten wird und diese Macht wird so anders sein, als wir diese kennen. Und er erhält den besonderen Namen: Immanuel. Das ist "Gott (ist/sei) mit uns". Und Mt 1, 23 vernetzt dieses Namen mit Jesus Geburt.

3.       Christus - Gott ist mit uns

Die Botschaft Jesaja ist einfach. Titelblatt - Der Ohnmächtige, der Kleine, das Kind in der Krippe wächst zum Fürsten und König über alle heran. Nicht weil er dealt, diplomatisch ist, sondern weil er nur eines Verkündet.

"Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Joh 8,12)

Diese Stelle auf dem Evangelium nach Johannes bildet letztlich die Klammer zu unserem Bibeltext. In Christus ist das Licht der Wahrheit, der Klarheit, der Torheit ebenso wie der Tiefen Geborgenheit in die Welt gekommen. Licht, pures Licht, weil in diesem Licht die Erlösung für uns Menschen in die Welt kommt. 

Die Grammatik Gottes ist einfach. Die Macht der Welt wird im Angesicht des Kindes in der Krippe, zu einen neuen Dimension aufbrechen.

Nicht mehr die Gewalt und die Stärkeren siegen im Angesicht Gottes, sondern die, die Frieden stiften; die, die Gerechtigkeit säen und erziehen; die die Arme und Entrechtete unterstützen; die, die den Menschen mehr achten als das Geld; die, die nicht nur sich, sondern den anderen ansehen, verstehen und zuneigen.

Gottes Grammatik, seine Verben, seine Zeitformen, seine Subjekte und Objekte und auch der Satzbau in der Grammatik Gottes spottet der Logik der Welt. Denn es gilt nicht das Gesetz der Menschen, der Natur, Biologie, der Leistung, der Effizienz oder auch nur das Gesetz der Gesellschaft.

Gottes Grammatik ist eine Torheit, weil Sie uns Menschen in der Welt zu einem Partner Gottes in Christus macht. Das Evangelium Gottes ist ein einfaches Piktogramm, ein Symbol für alles was dahinter steht. Ein Kreuz, ist ein Kreuz ist ein Kreuz. Das Kreuz wird zum Zeichen. Das leere Kreuz zum Symbol des Sieges über die Welt, weil Gott selbst für uns den Tod überwunden hat. Als Ausprägung bleibt der Friede Gottes, Pax Christi ( das Symbol unten recht; ein P und X; wobei X für das griechische Wort XPISTOS steht) wird zu einem Symbol über alle Welt hinaus.

4.       Wie lernt man Gottes Grammatik?

Wie können wir die Sprache dieser Botschaft uns aneignen. Es ist denkbar einfach. Und es hat nichts mit Intelligenz, Geld oder Macht zu tun. De Sprache Gottes zu lernen ist lediglich ein Satz, den es gilt in sich und für sich an und aufzunehmen: Gott ist mit mir. Gott ist mit uns - Immanuel auf Hebräisch.

In diesem Namen in dieser Botschaft, die Jesaja vorausgesagt und in Christus in die Welt gekommen ist, ist alles enthalten, was wir für die Sprache und die Grammatik Gottes notwendig ist. Mehr ist nicht. Weniger ist nicht. Gott ist mit mir. Gott ist mit dir. SO schlicht, SO einfach, SO klar.

Klar wie das Licht, welches heute hier in Raunheim Einzug gehalten hat. Licht das so pur und so ergreifend ist, wie kein Weihnachtsbaum, keine Kugel, oder Lametta sein kann.

Was soll ich mehr sagen? Lassen Sie es sich durch das Licht sagen!

[Siehe Bilder zur => Christvesper]

            2 Minuten Schweigen......

Amen

Herr, lehre uns deine Sprache und Grammatik und mache uns bereit. Amen.