Predigt zu Reminiszere 2002 (24.2.02) in Wippershain

Text:

Hebr 11,8-10: "8 Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme. 9 Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. 10 Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist."

 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater und dem Herrn Jesus Christus.

Amen.

 Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn ein Mensch gläubig ist, wenn er an Gott den Schöpfer und Erlöser glaubt, dann begibt er sich auf eine große Reise. Er macht die Glaubensreise und Lebensreise. Auch Abraham machte sich auf eine große Reise. Er reiste in das Land, das Gott ihm verheißen hatte. In das Land, wo Milch und Honig fließen sollte, wie die Bibel in Bildern spricht. Seine Nachkommenschaft war groß und sein Glaubensgehorsam war noch größer. Er glaubte, vertraute und hoffte auf Gott. Und sein Gehorsam war sogar so groß, dass er seinen Sohn Isaak für Gott geopfert hätte, wie die biblische Geschichte erzählt. Für moderne Ohren ist dies eine unverständliche Bedingung, keinesfalls nachvollziehbar. Abraham war ein umherziehender Nomade, der sich auf die Wanderschaft begab. Wanderschaft setzt Mobilität voraus. Und Mobilität in Glaubensdingen können wir von Abraham lernen. Denn der Glaube ist kein ewiger und fester Besitz wie uns die Lebenserfahrung zeigt. Glaube bewährt sich in unterschiedlichen Situationen. Und wenn man glaubt, dann vertraut man auf Gottes Segen im Leben. "Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein." Diesen Segen versprach Gott vor langer Zeit dem Erzvater Abraham für seinen Glaubensgehorsam. Er stand damals vor einem entscheidenden Weg in seinem Leben. Er sollte aus seinem Land aufbrechen und ein Land ziehen, das Gott ihm zeigen wollte. Abraham stand auf dem Weg in eine neues Leben. Einen Weg, der unbekannt und nicht vorhersehbar war. An dieser entscheidenden Stelle seines Leben versprach Gott seinen Segen. Auch wir bekommen immer wieder  Gottes Segen zu gesprochen, auf unserem Weg im Leben. Taufe, Konfirmation- Schulentlassung- und Hochzeit der Aufbruch ins Leben beginnt immer neu. An diesen entscheidenden Stelle des Lebens verspricht Gott seinen Segen.
Dieser Segen ist so wie Gott selbst. Er umgibt uns, seine Zärtlichkeit streichelt, tut uns gut, ist ein Schutz und Schirm vor allem Argen und Stärke und Hilfe zu allem Guten, wie es im Konfirmationssegen heißt.  Was ist mit dem Segen in den Jahren unseres Lebens geworden? Haben wir ihn gespürt? Haben wir Erfolg gehabt, Karriere gemacht, eine ordentliche Familie gegründet, anständige Kinder erzogen, es zu etwas gebracht? Oder hat er uns nicht auch scheinbar manchmal verlassen? Kamen doch Unglück und Krankheit, Beziehungsprobleme, Verluste von Freunden und Familienmitgliedern!  Und stellen wir uns Gottes Segen nicht so vor: Erfolg ist gesegnet, Misserfolg und Unglück scheint für Segenslosigkeit zu stehen! Ist Gottes Segen nah, wenn es uns gut geht, ist er fern in schweren Zeiten? Liebe Schwestern und Brüder, Gottes Segen einmal zugesprochen, verlässt uns nicht. Einmal zugesprochen, bleibt Gottes Segen in unserem Leben. Gott umgibt uns mit seinem Segen. Gott umgibt uns mit seiner Zärtlichkeit, schützt uns und beschirmt uns. Und Gottes Segen ist nicht nur da, wenn es uns gut geht, und fern, wenn es uns schlecht geht. Er ist einfach immer da. Natürlich bewahrt uns dieser Segen letztendlich nicht
vor allem menschlichen Leid und aller menschlichen Tragik, aber, und das ist Entscheidende: Gottes Segen ist bei uns im Leid und auf unserem Weg des Lebens. Die Voraussetzung, die Prämisse dafür ist aber, dass ich daran glaube und von seiner Wirkmächtigkeit überzeugt bin.

Gottes Segen schenkt uns Besonnenheit, Weisheit und Freude in allem Erfolg. Er gibt uns Mut und Stärke in allem Schweren und bei allem Unglück.

Liebe Schwestern und Brüder, dieser Segen Gottes ist die Bedingung für die Wanderschaft von uns Christen. Er ist mit dem Glaubensgehorsam, d.h. unserer festen Zuversicht auf Gottes Hilfe und Barmherzigkeit die Bedingung für ein behütetes und gesegnetes Leben.

 

Nochmals: Gottes Segen war und ist bei uns in den Freudentagen des Lebens und auch in den finsteren Momenten. Gottes Segen hat uns begleitet in allen Höhen und Tiefen. Auch heute bekommen wir wieder Gottes Segen mit auf den weiteren Weg unseres Leben.

"Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein!

Vielleicht macht ihnen diese Zusage Mut, von diesem Segen weiterzugeben und ein Segen für andere Menschen zu sein.

Die Verheißung dieses Segens war für Abraham eine große Nachkommenschaft und der Einzug in das gelobte Land, in das Land, wo Milch und Honig fließt.

Oder wie ein Schüler von mir sagte, ein Segen, der dafür sorgt, dass es genügend Frikadellenbrötchen und Bier in der Zukunft gibt. Statt Milch und Honig, Frikadellen und Bier.

Ein Segen und ein Glaubensgehorsam, der davon lebt, dass Gott der Schöpfer und Baumeister unserer Stadt ist.

Ein Segen, der jeden Sonntag im Gottesdienst erneuert wird und uns Kraft für die neue Woche und die vor uns liegenden Aufgaben gibt.

 Ein Segen, der sich weiterhin liebevoll und verantwortlich für die eigene Familie einsetzt.

Ein Segen, der sich an und in den Früchten der Arbeit zeigt auch für unsere Mitmenschen zeigt.

Ein Segen, der sich für die Bewahrung und Erhaltung der wunderbaren Schöpfung einsetzt.

Ein Segen, der sich als Fürsprecher für die einsetzt, denen es schlecht in unserem Land geht.

Ein Segen, der sich in der Arbeit für unsere Gemeinschaft und Gesellschaft entfaltet.

Ein Segen, der von der Nähe und Geborgenheit Gottes zu erzählen weiß, und diese Geborgenheit an andere weitergeben kann.

Ein Segen, der die beschützt, die fremd sind in unserem Land.

 

Letztendlich bekommen wir, liebe Schwestern und Brüder, diesen Segen, diese Garantie göttlicher Anwesenheit auf unserem weiteren Lebensweg zugesprochen.

Gottes Segen ist ein Zuspruch, der uns begleiten möge, so wie er auch Abraham begleitet hat auf seinem Weg ins Land, das Gott ihm zeigte.

Möge uns dieser Segen, der durch den eigenen Glauben seine Früchte und Verheißung tätigt, in uns immer lebendig und kraftvoll sein.

Und möge in uns auch die Erkenntnis immer neu reifen, dass dieser Segen auch immer im Vorläufigen, im Unvollendeten, im Gebrochenen und im Verzweifelten unseres Lebensweges gilt und wirkt.

So bleibt die Hoffnung:

Möge unser weiterer Lebensweg gesegnet sein mit der Unermesslichkeit der göttlichen Güte, Gnade und Treue.

Möge Gott uns trösten, wenn wir traurig sind.

Möge Gott uns mit Liebe und Freundschaft beschenken.

Möge Gott uns aufrichten, wenn wir gefallen sind.

Möge Gott uns Nähe und Geborgenheit durch andere Menschen schenken.

Das alles möge Gott uns durch seinen Segen schenken, denn der lebendige Gott sagt zu uns:

"Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein!

Amen.