2019.12.25 (Titus 3, 4-7): Happy ending oder Was macht selig?

6. und letzte Episode der Predigtstaffel: die Teufel - der Gott - das menschliche Leben

VIDEO DES GOTTESDIENSTES (Predigt ab 15:15 Minuten)

Titus 3, 4-7 - Luther 2017 NEÜ - Neue Evangelistische Übersetzung

4   Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands,

5   machte er uns selig – nicht um der Werke willen, die wir in Gerechtigkeit getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist,

6   den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Heiland,

7   damit wir, durch dessen Gnade gerecht geworden, Erben seien nach der Hoffnung auf ewiges Leben.

4   Als dann aber die Güte und Menschenliebe von Gott, unserem Retter, sichtbar wurde,

5   hat er uns aus reinem Erbarmen gerettet und nicht, weil wir gute und gerechte Taten vorweisen konnten. Durch die Wiedergeburt hat er uns gewaschen und durch den Heiligen Geist uns erneuert.

6   Diesen Geist hat er durch Jesus Christus, unseren Retter, in reichem Maß über uns ausgegossen.

7   So sind wir durch seine Gnade gerecht gesprochen und zu Erben des ewigen Lebens eingesetzt worden, auf das wir voller Hoffnung warten.

1.      Einleitung

Also – nehmen wir mal an, Sie sterben. Ok. Ich weiß, dass ist heute eigentlich kein Thema am Tag des Geburtstags des Heilandes, also an Weihnachten. Eigentlich. Oder doch?

Also nehmen wir nun mal an Sie sterben, was ja so ziemlich das Sicherste ist, was ihnen, mir und uns allen passieren wird. Wo sollte eigentlich die Sprache vom Sterben und Tod besser aufgehoben sein, als bei der Predigt über die Geburt des Herrn und Heilandes, der uns rettet.

Also – sie sterben. Haben Sie sich schon mal überlegt, was das alles kostet? Was kostet eigentlich meine Beerdigung?

Wir machen uns unendliche Gedanken über die Kosten der Wohlfahrtsystem, der Ausbildung, des Alterns, der Rente, der Pflege und was auch immer. Aber die Kostenaufstellung des eigenen Todes – das scheinen viele den anderen zu überlasen. Und wie bei allem in dieser geordneten deutschen Welt- gibt es auch hier eine Gebührenordnung.

Also – die Gebührenordnung des Todes ist in Raunheim noch recht überschaubar. Man kann sie auf der Internetseite der Stadt einsehen.

Sofern es eine Trauerfeier in der Halle geben soll: 200€. Sofern Sie noch gekühlt werden ist eine Tagesgebühr von 75€ und 50 € für den Verabschiedungsraum fällig. Ist die Halle geschmückt – ich nehme mal an, dass sind die Öllampen in Kerzenform – nochmals 60 €.

Ihr Grab, also Ihre Tür in den Himmel, kommt auf 150 bis 500 €; abhängig davon, wie viel bei Ihnen gegraben werden muss oder was bereitgestellt wird. Wer schon mal über den Friedhof ging, während Kaiser Wilhelm vom Boden eines Grabes rief, weiß, um was es geht. Neben dem Graben erwerben Sie ja außerdem noch – sofern Sie Vorauszahlung mit der Stadt – also wie bei Wasser- oder Kanalsgebühren - vereinbaren auch noch ein Nutzungsrecht an diesem Grab für 20 bis 30 Jahre, je nachdem zwischen 153 Euro (Urne anonym) bis 1033 Euro (Erdbestattung Tiefgrab 2 Ebenen). Da kommen schnell einige Gebühren auf Sie zu oder ihre Erben; sofern Sie vererben oder vererben wollen.

Jetzt können Sie sich zu Recht fragen, was macht der da heute wieder mit seiner Predigt. Soll ich mir jetzt schon mal die Kosten ausrechnen, die dann anfallen; scheinbar so kleinsteilig wie bei einer Autohausrechnung bei einer Inspektion oder Reparatur.

Nun – natürlich geht es heute nicht um die Aufstellung der eigenen Beerdigungsgebühr und -kosten, sondern um die Geburt Jesu und die Wiedergeburt des Menschen in Gottes Reich. Denn heute ist nicht nur die letzte Predigt der Staffel: die Teufel, der Gott und das Leben haben, sondern weil wir auch im Predigttext auf das Thema Wiedergeburt von uns hingewiesen werden: Happy Ending – oder Was macht selig? Dies ist die letzte der Fragen aus der Predigtreihe.

Mit der letzten Predigt kommen wir zum Happy End oder der Frage, ob sie selig werden. Nachdem wir uns mit den Teufeln in der Welt, dem Egoismus, der Frage wie der Himmel aussieht, den Kosten der Zukunft und der Stille in Gott schon beschäftigt haben. Heute nun das letzte Puzzle wie weder die Teufel uns kriegen noch die Gebührenordnung der Welt wir dazu bemühen müssen.

2.      Bibeltext

Der heutige Predigttext am Geburtstag Jesu steht im Brief Titus 3, 4-7. Darin enthalten ist die Gebührenordnung des Lebens. Also jene göttliche Gebührenordnung, wie wir Gottes Zukunft über den Tod hinaus erhalten.

Titus 3, 4-7 lesen.

Der Retter ist sichtbar, die Güte und Menschenliebe Gottes in Christus ist es, damit wir das Gnadenlos, das Los der Gnade Gottes erlangen können. Dieses Gnadenlos ist aus seiner, reinen Barmherzigkeit uns zugesprochen über alle Maßen ausgeschüttet aus Güte und Liebe; und nicht aufgrund von Geld, Erfolg, Macht oder Ansehen; auch nicht durch gute Taten. Das ICH des Menschen, die teuflischen Egoismen spielen keine Rolle oder Bedeutung bei der Wiedergeburt durch den Heiligen Geist, der uns erneuert. Keine Runderneuerung, keine Schönheits-OPs, kein Lottogewinn oder neue Kleider. Kein Titel, kein Job oder kein Wohlstand oder Wohltat – nichts, außer der Wiedergeburt durch das Geschenk Gottes.

Wiedergeburt ist dabei das Symbolwort dafür, dass der Geist Gottes uns heiligt. Es geht nicht um Reinkarnation, also die Wieder-Fleischwerdung einer unsterblichen Seele in einem Körper, oder um ein buddistische Verständnis, also ein neues Entstehen des Prozesses der Existenz.

Wiedergeburt ist die Erneuerung des eigenen Lebens in der Gewissheit des Evangeliums.

Wir haben keine unsterbliche Seele, sondern unsere Seele kann sehr wohl verhärmen, ihren Geist aufgeben und absterben. Dann baumelt dieses verkaufte Seele – wie in der 4. Episode der Predigtstaffel ausgeführt -  am Baum des Teufels. Die Seele baumeln lassen, am Baum des ICHs, also des Teufels, bedeutet, wenn Sünde Oberhand hat, also wenn meine Instinkte gegen mein Menschsein gewinnen, verliere ich meine Menschlichkeit und damit Gottes Barmherzigkeit.

3.      Christus - das Gnadenlos Gottes

Heute am Geburtstag des Herrn Jesus als Heiland und Richter, als Gnadenzuspruch, als das alles entscheidende Gnadenlos, das Los der Liebe und Menschlichkeit Gottes dürfen wir uns hineinfallen lassen in diese Wiedergeburt unserer Menschlichkeit. Nicht, weil wir menschlich wären und wir die Teufel ach so gut im Griff hätten, sondern aus Gottes Gnade.

Wiedergeburt im lebendigen Geist Gottes. Das ist nichts anders als das, was wir mit dem Begriff der Auferstehung füllen. Und – sie wissen es – die Botschaft des Evangeliums ist die Auferstehen mit dem Slogan: Das Leben geht weiter. Es geht weiter in der Zukunft Gottes. Er ist uns, den Menschen, zugewandt. Wir sind wiedergeboren im Geist und sind auferstanden zum neuen Leben in der Zukunft Gottes, sofern wir auf diesen Zug aufspringen mögen. So einfach ist die Botschaft, die Gebührenordnung des Lebens in Gottes Verheißung. Das Gnadenlos ist nicht kleinstteilig mit zuwählbaren Varianten, Wünschen oder großen Kleinigkeiten. Die Gebührenordnung Gottes ist ein Freilos, das Gnadenlos im Kind, welches wir heute mit seinem Geburtstag gedenken.

4.      Heute

Auch wenn uns unsere eigenen Rechnungen im Leben, die Gebührenordnungen der Welt, die kleinstteiligen Leistungen nach Lohn und Teilen bei Reparaturen, oder einem Küchenkauf oder der Pflegedienstrechnungen sehen, wo in Stunden, Minuten Leistung uns vorgerechnet wird, was wir wem zu zahlen haben. Oder beim Arzt, Gericht oder beim Einkauf.

Vieles ist kleinstteilig unnötig, ja häufig sogar überflüssig, weil es herausfließt aus uns als Menschen, wenn wir anhäufen, sammeln oder bewahren wollen. Die Gebührenrechnung des Todes ist kleinstteilig.
Gottes Gnade dagegen nicht. Sie voll der Fülle, ein Gnadenlos, eine Los der Zukunft Gottes, in die wir uns hinein voll vertrauen begeben dürfen.

AMEN.

Herr, schenke deine Gnade über uns, und mache uns Menschlich. Amen.