2019.12.24 – 22 Uhr (Sacharja 2, 14-17): Was macht Stille?

5. Episode der Predigtstaffel: die Teufel - der Gott - das menschliche Leben

Gottesdienstablauf mit Liedangaben

VIDEO DES GOTTESDIENSTES (Predigt ab 20:30 Minuten)

 

Sach 2, 14-17 (Alles Fleisch sei stille vor dem HERRN) –

14 Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.

15 Und es sollen zu der Zeit viele Völker sich zum HERRN wenden und sollen mein Volk sein, und ich will bei dir wohnen. – Und du sollst erkennen, dass mich der HERR Zebaoth zu dir gesandt hat. –

16 Und der HERR wird Juda in Besitz nehmen als sein Erbteil in dem heiligen Lande und wird Jerusalem wieder erwählen.

17 Alles Fleisch sei stille vor dem HERRN; denn er hat sich aufgemacht von seiner heiligen Stätte!

 

1.      Einleitung

Wir kommen zur Ruhe. Zur Stille Gottes uns schweigen. 30/60 Sekunden.

Stille – unendliche Weiten. Ein Raum, in dem kein Ton trägt. Weder Motoren- oder Fluggeräusche, weder Wind noch Hintergrundgeräusche.

Ein Raum, der komplett in Stille sich ergibt. Der Weltraum – unendliche Weiten und eine unendliche Stille. Ein Raum - hochverdichtetes Vakuum mit niedriger Teilchendichte, nicht leer, sondern mit Gasen, Gestein, Staub, Elementarteilchen gefüllt. Unglaublich durchsichtig und mit elektrischen und magnetischen Felder, Gravitationsfelder und elektromagnetische Wellen (Photonen).

Dies ist kein Raum für die Teufel. Denn Teufel, die Menschen brauchen, um ihren teuflischen Lärm in die Welten zu tragen.

Willkommen zur 5. und vorletzten Predigt der Staffel „die Teufel, der Gott und das Leben“. Jetzt geht es um die Frage: Was macht Stille? Was macht Teufel still? Was lässt uns verstummen und glauben?

Aber zunächst ein Rückblick auf die vorhergehenden vier Themen:

Was bisher geschah: 1. Was glauben die Teufel? Sie glauben an Gott und zittern, weil ein Strohhalm aus der Krippe Jesus alle vernichten kann.

2. Was ist Teufel? Teuflisch ist der oder das, wenn es nur um das ICH auf Kosten alles und aller anderen geht. 3. Welche Wünsche werden uns bei dem allmächtigen Gott erfüllt, also gibt es beispielsweise Marzipan im Himmel? Antwort: JA, aber die, die Marzipan hier heiß und innig für sich lieben, werden im Himmel den Genuss der anderen an Marzipan als ihre Freude erkennen; also wenn das ICH dem Vorteil der anderen dient.

4. Was kostet die Zukunft? Der Frage haben wir uns heute am Heiligen Abend um 16 Uhr gewidmet. Antwort: Bei den Teufeln kostet die Zukunft die Seele, die dann am Baum aufgeknüpft wird und dort baumelt. Die Seele baumeln lassen, ist die Teuflischste aller Teufelsideen. Denn wer die Seele abgibt und aufknüpft, bezahlt mit seiner Zukunft bei Gott.

Unsere Zukunft bei Gott ist aber die Gewissheit, dass die Teufel im Raum Gottes keine Macht und Möglichkeit haben. Es ist dies jener Ort über den wir heute und jetzt reden: Was macht Stille? Wie wird man stille? Was macht Stille mit und für uns? Wie misst man Stille?

Schaut man in die Welt, wird nicht Stille gemessen, sondern Schall, der ab einem gewissen Schallpegel zu Lärm wird. Die Maßeinheit ist Bel, benannt nach Alexander Graham Bell. Dezi – Bel sind also dann ein Zehntel eines Bel. Im Durchschnitt sind 50-60 Dezibel an Schallpegel tagsüber gängig. Alle in Raunheim wissen, dass die Schallspitzen bei Fluglärm unerträglich sein können. Nachts sollte ein Ruheschallpegel um 30 dB (dezi-Bel) nicht überschritten werden.

Schallpegelliste: 10dB-Atmen, Schneefall; 30dB – Ticken einer Armbanduhr, leichter Wind; 40 dB – leise Musik, Flüstern; 55 dB – leises Gespräch; 70/75 dB Staubsauger, Waschmaschine beim Schleudern; (SCHALLLISTE).

Im Katholischen gibt es auch eine stille Messe (missa lecta). Dies ist ein leise gelesener Gottesdienst, an dem die Gemeinde schweigend, andächtig oder betend beiwohnt. In der evangelischen Kirche werden besondere Orte der Stille ausgelobt. Dort soll man/frau zur Ruhe vor der Welt kommen. Die Welt selbst sucht ebenso die Rückzugsorte an einsamen Orten, ja selbst in Klöstern mit dem Schweigegelübde.

Was macht Stille? So die heutige Frage. Stille - um dem teuflischem Treiben des weltlichen Lärms zu entfliehen

2.      Bibeltext

Der Bibeltext dazu, für die heutige Christmette, findet sich im Prophetenbuch von Sacharja (2, 14-17): Lesen.

Während Hesekiel, der uns den Bibeltext für die Christvesper lieferte, zu der ersten Prophetengilde um 580 v. Chr. im Exil von Babylon gehörte, ist Sacharja ein Prophet der Nachexilzeit, als die Oberschicht nach 60 Jahren Exil in Babylon wieder nach Judäa und nach Jerusalem durfte.

Der Perserkönig Kyros II. (heute: eher Iran) hatte im Jahr 539 v. Chr. das babylonische Reich (heute: eher Irak) besiegt und die gefangene Oberschicht der Judäer nach 50-60 Jahren wieder aus dem Exil entlassen. Die ersten Kapitel des Sacharja Buches (Kap. 1-8) – somit auch der heutige Predigttext - gehen wahrscheinlich auf Sacharja selbst zurück. Die darin enthaltenen sieben Visionen des Sacharja bilden die Mitte der Prophezeiung, die um 520 v. Chr. zur Zeiten des persischen Königs Darius I. verfasst wurden. Zeitgleich wurde in Jerusalem mit dem Wiederaufbau des vor 80 Jahren zerstörten Tempels begonnen.

Unser Text macht die Bewegung Gottes, das Zugehen Gottes auf den Menschen, deutlich. Gott kommt, er wird Wohnung unter den Menschen nehmen. Und die Aufgabe der Menschen ist es, „Stille“ zu sein, und das Wirken Gottes zu erspüren, um ihm zu vertrauen. Alles Fleisch sei stille – so die Aufforderung.

3.      Christus – Die Stille der Nacht

In Christus wird diese Stille über die ganze Welt gebracht. Alles Geschrei und alles Laute der Weltteufel bekommt ein Ende, ein Ende aufgezeigt. Deshalb zittern die Teufel, weil in jedem aufrechten Christen den und dem Teufeln sich die Botschaft Christi und Gottes Zukunft entgegenstellt.

Die Zukunft Gottes kommt in den Raum, nimmt Raum – als Stille in der lauten Welt – durch ein an einem entlegenen Ort geborenes Kind.

Der Heiland und Richter ist ein Baby! Das reicht für die Zukunft bei Gott.

Was bleibt eigentlich übrig, wenn das hektische Gewusel, die nach Aufmerksamkeit heischende Welt mit ihrem Rennen und Schreien nach dem ICH, den egoistischen Wünschen zum Ende kommt? Was bleibt am Ende eines geschrieen, egositischen Lebens: Die Todesstille im Grab.

Was bleibt eigentlich von unserem Leben übrig, wenn wir die Lautstärke unseres Leben auf Null drehen würden? Wenn wir in aller Stille hinein, uns der Zukunft Gottes zuwenden; also dem Bund Gottes, der durch Gott selbst an einem einsamen verlassenen Ort, am Rande der Metropole Jerusalem in einem Stall in die Welt hineingekommen ist?

Die Kraft der Stille Gottes ist also heute die Frage. In der Nacht vor der Geburt Jesu besinnen wir dieser Macht Gottes. Es ist die Macht der Stille.

Denn vor Gott ist jegliche Kommunikation ein Versuch der Teufel sich zu rechtfertigen. Rechtfertigen kann aber nur Gott allein, wenn  wir uns dieser Gerechtigkeit unterwerfen. Aus dieser Stille entsteht die Kraft Gottes.

4.      Heute

Die Welt glaubt das nicht. Denn das endlose Geplapper, das dauernde Neuerfinden von was auch immer, das Geschrei der und des Menschen dringt an alle Ecken, besonders an Weihnachten.

Wenn die heiligen Lieder der Engel in den Einkaufszentren und Weihnachtsmärkten einen Schallpegel erreichen, dass uns die Ohren zufallen – dann ist etwas faul im Lande.

Wenn das Geschrei der Kinder nach Mehr-Spielzeug, Fernsehn und sonstigen Betörungen sich mit dem Geschrei der Mütter und Vater, der Großeltern und der Welt zu einem unglaublichen Getöse aufbäumen.

Wenn also die aufgeknüpften Seelen, die abgelegte Menschlichkeit durch das die Seele-Baumeln-Lassen die Äste der Bäume bis an den Boden der Welt biegen.

Dann, ja dann – JETZT – sollten wir stille werden und uns andächtig in uns zurückziehen, in unsere Menschlichkeit, die da heißt – Das Kind in der Stille, das Kind der Krippe, das Kind ist Heiland und Richter. Und wir nur flüstern können: [flüstern]Sei uns gnädig. Amen.

Und Gottes Gnade in Christus trage, halte und behüte uns. Amen.