18.02.2018 (2. Kor 6,1-10): Waffen der Gerechtigkeit

 

2. Kor. 6, 1-10 (Luther 2017)

1 Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt.

2 Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!

3 Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde;

4 sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten,

5 in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten,

6 in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe,

7 in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken,

8 in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig;

9 als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet;

10 als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.

 

1.      Einleitung

Wir müssen heute mal über Waffen und Waffenexporte reden.

Exporte von Waffen, damit man sich mit Waffen vertraut machen kann und diese auch anzuwenden weiß.

Mir geht es dabei weniger um die Frage, wie viele deutsche Panzer wir nach Saudi Arabien oder Abwehrgeschütze nach … oder U-Boote (im Übrigen begehrte TOP Deutsche Ware im Ausland) liefern, sondern um die Frage, mit welchen Waffen wir durch unser Leben gehen.

Aber vorab noch eine kleine Geschichte der Waffenkunde.

Was ist überhaupt eine Waffe? Eigentlich meint man ja zu wissen, was Waffen sind. Aber die Definition ist höchst schwierig, weil selbst – ein Auto, ein Kugelschreiber oder gar ein Blatt Papier eine Waffe sein kann, die Verletzungen beifügt oder Menschen töten können. Aber ist nur das eine Waffe, welches primär zu Verteidigungs- bzw. Gewalteinwirkungen einsetzbar ist?

Das deutsche Waffengesetz unterscheidet in der Anlage 1 und 2 auf 12 Seiten - mal verkürzt ausgeführt - folgende Hauptgruppen von Waffen:

A) Schusswaffen und B) Hieb- und Stoßwaffen.

Bei den Schusswaffen wird selbst wieder brauchbare und unbrauchbare Waffen wie Dekorations-, Salut- oder Anscheinswaffen (der beliebte Colt als Cowboy beim Kinderfasching.
Die richtigen Schusswaffen sind dann Feuerwaffen, Automatische Schuss-, Repetier-, Einzellader-, Lang-, Schreckschuss-, Reizgas-, signal oder Druck- bzw. Federdruckwaffen.
Bei den Hieb- und Stichwaffen werden aufgezählt: Elektroschocker, Reizgassprüher, Schleudern und alle Arten von Messer wie Spring-, Falt-, Faust-, Butterflymesser.
Uff. Das soll mal reichen. Dabei sind natürlich nur die „kleinen“ Spielzeuge und keine Kriegswaffen von Maschinengewehren bis Panzer. Noch ein Hinweis zu Kriegswaffen: Nur weil diese Kriegswaffen eingesetzt werden, diskutieren wir überhaupt sollte Themen wie Flüchtlingswelle oder Asyl. Das sollten wird nicht vergessen.

Wenn Sie sich nun fragen, was das nun alles in einer Predigt zu suchen hat, dann haben Sie eine gute Frage gestellt. Denn heutige ist das Thema Waffen und wie wir als Christen diesen einsetzen haben.

Klassisch verstehen wir unter Waffen, beliebige Gegenstände, die dazu geeignet sind, - wie die Definition lautet: „ein Lebewesen in einer Konfliktsituation seiner Handlungsfähigkeit und Unversehrtheit sowohl psychisch als auch physisch berauben können und deren Anwendung im Extremfall zum Tod des betroffenen Lebewesens führt. …Waffen  - so die Definition weiter - können weiterhin ein Mittel sein, um eine Person durch Zwang (z. B. Drohung mit einer Waffe) ihrer Entscheidungs- und Handlungsfreiheit zu berauben. Heute kommen auch andere Waffen hinzu wie JEDE Form der Zurücksetzung oder Schädigung durch Worte, Taten, Fotos und deren Manipulation oder auch Computerwaffen wie Viren oder selbst Spam-Mail, die die eigene Handlungsfähigkeit häufig einschränken.

2.      Bibeltext

Auch der heutige Predigttext redet von Waffen, die wir verwenden sollen. Der Predigttext steht nun schon wieder im 2. Korintherbrief des Paulus. Ich hatte ja schon in den beiden Predigten dieses Jahr von der Besonderheit des 2. Korintherbriefes gesprochen, der eigentlich auf zwei Einzelbriefen besteht. Ursprünglich sind die Kapitel 10-13 ein vorauslaufender eigenständiger Brief, der sogenannte Tränen oder Wutbrief. Paulus wehrt sich gegen andere Apostel, die ihn schlecht machen: Er sei fade, rhetorische eine Null, Unbedeutend und wenn er da sei, nichts sagend. Nur in Briefen könne er kraftvoll auftreten. Der Wutbrief ist höchst deutlich und zeigt wie Paulus mit sprachlicher Macht hantiert. Unser heutiger Predigtext ist aus dem Versöhnungsbrief, der in den Kapiteln 1-9 des II. Korintherbriefs enthalten ist.

Hier tröstet und versöhnt sich Paulus wieder mit den aufmüpfigen Korinthern. Ich lese 2. Kor. 6, 1-10.

Waffen der Gerechtigkeit sollen die Christen nutzen. Und hier wird in einer Weise deutlich, wie der Begriff Waffe in uns angelegt ist und die Waffen der Gerechtigkeit in uns selbst wohnen. Wohnen sollten!

Es geht nicht um die Verletzung oder die Drohung oder die Nutzung von Freiheitsbeschränkung der anderen. Es geht um die Darlegung der Entscheidungsweite, die wir durch das Evangelium weitertragen.

Ohne Anstoß bitte wie Paulus sagt. Nun – er selbst war ja der Anstoß vieler Streitigkeit wie wir wissen.

3.      Christus – als Waffe zur Gerechtigkeit (Selbstaufopferung)

Aber was sind die Grundlage unsere Waffen der Gerechtigkeit haben und warum nicht den anderen auf Distanz halten und auch nicht verletzen und gerade nicht seine Freiheit einschränken wollen.

Die Basis aller Waffen der Gerechtigkeit ist letztlich die Waffe Gottes, die er einsetzt zur Gerechtigkeit; zur Gerechtigkeit von uns.

Dikaiosynae Theou – Gerechtigkeit Gottes ist ein wesentlicher Begriff von Paulus und des Matthäusevangeliums. Er kommt 21 Mal im Neuen Testament vor. Paulus verwendet den Begriff allein 12 Mal; vor allem im 2. Korintherbrief, hier taucht er zum ersten Mal bei Paulus überhaupt auf.

Dahinter verbirgt nicht nichts anderes als die Erkenntnis, dass die Gerechtigkeit in der Welt allein durch Gott selbst erreicht und weitergereicht werden kann. Dieses Weiterreichen der Gnade und Gerechtigkeit Gottes wird in Jesus Christus bezeugt. Jesu Leben, Wirken, Sterben und Auferstehen ist die Basis aller Macht und Waffen, die wir haben.

Gottes Gerechtigkeit, also die Gerechtigkeit, die uns Gott in Christus schenkt, ist der Schlüssel zu den Waffen der Christen.

Wir bewaffnen uns mit Gnade, Lauterbarkeit, Dienstbereitschaft, Langmut und Geduld, um damit dieser Gnade und Gerechtigkeit Gottes ein Gesicht und eine Tat zu geben. Ein Gesicht dort, eine Tat hier. Ein anderes Gesicht hier und wieder eine Tat dort, die diese uns bewaffnende die Welt entwaffnende Gerechtigkeit Gottes schenkt.

Und dies alles kann nur wirken, wenn wir uns einer Gewissheit bewusst sind: Egal was geschieht, wir siegen selbst im Tod, weil der Tod überwunden ist. So einfach ist das. Oder so einfach könnte es sein.

4.      Heute – Waffen und Kriegszustand

Nun - Selbst Luther kämpfte zunächst falsch. Wie bekomme ich einen gerechten und gnädigen Gott? – so seine Frage. Sie ist falsch gestellt wie Luther feststellt und die Reformatorische Erkenntnis neu findet.

Gott schenkt uns seine Gerechtigkeit, die zu den Waffen derjenigen führt, die sich der Gnade Gottes versichert haben. Waffen der der Gnade und Gerechtigkeit Gottes von uns, ja von uns: Wir geben keine Anstoß, erweisen und als Diener dieser Gnade. Üben Geduld in Bedrängnis, Nöten, Ängsten, auch beim Fasten. Schlicht in allem.

Wir sind die sichtbaren Waffen Gottes und seiner Gerechtigkeit.

Gemeinhin wird ja davon ausgegangen, dass Christen friedfertig, harmonisch, und in Jesuslatschen singend jeden Unsinn erdulden, den man sich vorstellen kann.

Mal ganz ehrlich Freunde. Bleiben wir realistisch: Mit Paulus sind wir in einem dauerhaften Kriegszustand in dieser Welt. Denn wir verkörpern – oder sollten es eigentlich verkörpern - ein derart unglaubliches Waffenarsenal, weil wir anderes als die Welt nicht die anderen Verletzten oder auf Distanz halten wollen oder müssen, sondern ihnen durch uns die Gnade und Gerechtigkeit Gottes zeigen können, sollen und dürfen.

Aber wie ist es denn wirklich? Ist dieses Softygerede nicht von gestern?
Es ist nur von gestern, wenn wir uns selbst damit zu Deppen machen, und dieses Verhalten als Lösung der Welt ansehen. Wir lösen nicht die Probleme der Welt. Wir arbeiten daran und hoffen auf die Zukunft.

Wir bringen keinen Frieden, sondern wir haben Frieden und Geduld und Langmut. Wir sind nicht die Antwort auf die Probleme der Welt, idealerweise in Jesulatschen und Ökoanstecker. Kein Fair-Trade, kein Friedensgebet redet diese Welt, sondern all unser Handeln MUSS Auf die Gerechtigkeit Gottes verweisen und darf nicht zum Ersatz für Christus werden.

Das wird leider heute immer wieder vergessen.

Es existiert kein Heil, kein Friede, keine Gerechtigkeit OHNE diesen Christus. Das sollten wir nie als Christen vergessen.

Und bleiben wir realistisch. Wer in die Bibel schaut, der stellt fest: Es gibt scheinbar keine 10 Seiten hintereinander, in denen es nicht um Gewalt, Mord, Totschlag, Eifersucht oder Übervorteilung oder Lästermäuler geht. 10 Seiten? 5 Seiten – wahrscheinlich; mal von dem erotische Gesäusel des Hohelieds der Liebe abgesehen. Selbst der berüchtigte Psalm 23 ist ja gefüllt mit Kriegsansagen: Schenkest mir voll ein im Angesicht meiner Feinde – Ätsch, Feinde, Gott ist mit mir.

Es ist also eine Mär, dass wir die Märtyrer sind und keine Waffen haben.

Wichtig ist und das will uns der Text an Invokavit (Ps. 91,15 Er ruft mich an) – am Tag an dem Gott mich anruft und auffordert, die Waffen des Evangeliums zu verwenden. Sie sind schärfer, ärger und um vieles gefährlicher als alle anderen Menschen Waffen, die die anderen auf Distanz halten. Unsere Waffen, wenden wir gegen uns, weil Gott es ist, der uns von aller Anfeindung, aller Angst, aller Abgrenzung in Christus befreit hat.

Amen

Herr, öffne unseren Waffenschrank, damit wir deine Waffen der Gerechtigkeit in der Welt zeigen, leben und dadurch vervielfältigen. Amen.


 

 

Neue Genfer Übersetzung: 2. Korinther 6, 1-10

1 Als Gottes Mitarbeiter wenden wir uns auch an euch; wir bitten euch: Lasst die Gnade, die Gott euch schenkt, in eurem Leben nicht ohne Auswirkungen bleiben!  2 Gott sagt ja: »Als es Zeit war, dir meine Gnade zu erweisen, habe ich dich erhört; als der Tag der Rettung kam, habe ich dir geholfen.« Seht doch: Jetzt ist die Zeit der Gnade! Begreift doch: Heute ist der Tag der Rettung! 3 Im Übrigen bemühen wir uns, ´so zu leben,` dass wir niemand auch nur das geringste Hindernis ´für den Glauben` in den Weg legen; denn der Dienst, ´den Gott uns übertragen hat,` darf auf keinen Fall in Verruf geraten. 4 In allem empfehlen wir uns als Diener Gottes: wenn unbeirrte Standhaftigkeit gefordert ist, wenn wir in Nöte, Bedrängnisse und ausweglose Lagen geraten, 5 wenn wir ausgepeitscht werden, wenn man uns ins Gefängnis wirft, wenn wir uns einer aufgehetzten Menge gegenüber sehen, wenn wir bis zur Erschöpfung arbeiten und wenn wir ohne Schlaf und ohne Essen auskommen müssen. 6 Wir empfehlen uns durch ein geheiligtes Leben, durch ´geistliche` Erkenntnis, durch Geduld und durch Freundlichkeit. Wir empfehlen uns dadurch, dass der Heilige Geist durch uns wirkt, dass unsere Liebe frei ist von jeder Heuchelei, 7 dass wir die Botschaft der Wahrheit verkünden, dass wir ´unseren Auftrag` in Gottes Kraft ausführen und dass wir für Angriff und Verteidigung von den Waffen Gebrauch machen, die im Dienst der Gerechtigkeit stehen. 8 ´Wir erweisen uns als Gottes Diener,` ob wir nun geehrt oder geschmäht werden, ob man Schlechtes über uns redet oder Gutes. Wir werden als Betrüger angesehen, aber wir halten uns an die Wahrheit.  9 Wir werden nicht beachtet und sind doch anerkannt. Ständig sind wir vom Tod bedroht, und doch sind wir – wie ihr seht – immer noch am Leben. Wir werden schwer geplagt und kommen doch nicht um. 10 Wir erleben Dinge, die uns traurig machen, und sind doch immer voll Freude. Wir sind arm und machen doch viele reich. Wir besitzen nichts, und doch gehört uns alles.