Goldhochzeit: 30.08.2008 (Eltern)

Ps. Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.

1.      Einleitung

Die Geschichte von uns Evangelischen ist unweigerlich mit dem Auftreten von Martin Luther vor 500 Jahren verbunden. Es war Luther, der mit seinen Mitstreitern, das protestantische Grundverständnis von Gottes Gnade und der Aufgabe von Christen in der Welt neu interpretierte.

Dabei gab es für Luther ein Gegenpart, gegenüber dem er seine "neue" christliche Lehre" ausrichtete: der katholischen Kirche.

In vielem, was Luther uns mitgab, setzte er sich bewusst von der Lehrmeinung der römischen Kirche ab. Beispiele sind:

bulletdass nicht der Priester exklusiv als Vermittler Gottes Gnade zuspreche, sondern Gottes Gnade von Gott direkt jedem einzelnen Christen zusage. (Priestertum aller Gläubigen) Oder – um ein anderes Bespiel anzuführen
bulletdass die Bibel als Wort Gottes die alleinige Richtschnur im Leben der Christen sein dürfe und kein päpstliche Verlautbarung.

So hat Luther auch unser Verständnis von Ehe und Partnerschaft geprägt. Während die Ehe im katholischen Verständnis bis heute einen Sakrament ist, also göttlichen Charakter besitzt, fand Luther in der Bibel keinen Anhaltspunkt für eine derartige Überhöhung.

Ehe – so Luther – sei ein weltlich Ding und Angelegenheit. Deshalb wurden eine lange Zeit auch Ehen nicht IN der Kirche, sondern vor der Kirchentür geschlossen.

Sie, die Ehe, habe keine vordefinierte und in einem Sakrament festgelegte Zweckbestimmung wie beispielsweise Nachkommenschaft, sondern ein durch die beiden Menschen zu gestaltende Gemeinschaft. Dass es bei menschlichen Dingen auch zu Verfehlungen und Irrtümern kommen kann, ließ Luther schließlich auch die Ehescheidung in die Welt bringen, die es bis dahin so nicht gab.

Um aber nicht leichtfertig das gemeinsame Leben zu gestalten, sollten die beiden Ehepartner im Gebet und im Hören auf das Wort Gottes die gemeinsame Zukunft gestalten.

2.      Textbezug

Euer Wegbegleiter seit eurer evangelischen Trauung vor 50 Jahre am 30. August 1958 in Bottenhorn ist der Vers 105 des Psalms 119:

"Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege." Der gemeinsame Weg eurer Ehe soll durch ein Licht begleitet werden. Gottes Wort, das Wort Gottes in Jesus Christus, soll die Schritte und die gemeinsame Zukunft vorausleuchten.

Das Licht Gottes leuchtet nicht euch an. Es stellt nicht den einen Partner oder den anderen in ein besonderes Licht. Es stellt auch nicht das Paar, das die Ehe eingeht, in ein besonderes Licht. Eben nicht so wie wir es heute häufig hören und im Fernsehen sehen, dass das Ehepaar in den Himmel gejubelt wird und mit Scheinwerfern ausgestrahlt eine Traumhochzeit gestaltet werden muss. Nein, nicht das Paar, nicht der Mann, nicht die Frau steht bei der evangelischen Ehe im Vordergrund, sondern die weltliche Aufgabe, den gemeinsamen Weg – fest im Blick nach vorne – zu gestalten.

Das Wort Gottes, die Gnade in Jesus Christus, soll den nächsten Schritt ausleuchten. Wort Gottes als Hilfe für den schwierigsten aller Schritte, nämlich den nächsten Schritt vor meinem Fuß, um wieder auf den Weg zu kommen oder zu bleiben. Denn das Wort Gottes sagt, du kannst dich

nicht selbst retten vor der Welt, vor dem, wo du schuldig wirst.

3.      Übertrag

Dieses Wort Gottes trägt den Ursprung für die Gnade Gottes in sich. Nämlich, dass wir Menschen und unsere Wege in dieser Welt endlich sind. Wir bedürfen der Gnade über den Tod hinaus bedürfen. Bis der Tod uns scheidet. Bis der gemeinsame Weg, die gemeinsame Zukunft hier und in dieser Welt ein Ende findet. Das Licht aber leuchtet auch noch dann weiter, wenn der irdische gemeinsame Weg schwerer wird, wenn Alter, Gebrechlichkeit oder auch Missverstehen in Gedanken und in Taten einem auf Abwege leitet. Nicht immer finden Menschen auf den gemeinsamen Weg der Partnerschaft zurück. Nicht immer leuchtet das Licht für beide gleich eindeutig. Und da es ein weltlich Ding ist, so müssen Mann und Frau auch entscheiden können, ob es eine gemeinsame Zukunft gibt.

Nach 50 Jahren lässt sich häufig "locker" zurückblicken. Aber kein gemeinsamer Weg ist frei von Unsicherheit über den weiteren Verlauf. Und kein Weg hat immer die gleiche Steigung, hangauf oder hangab.

Die Aufgabe der evangelischen Ehe ist nicht ein Sakramentszweck wie Brutaufzucht (Und in diesem Fall sage ich mal: Gelungen; mit leichten Abstrichen); nicht ein Fremdzweck ist die evangelische Ehe, sondern die Gestaltung der gemeinsamen Zukunft als Selbstzweck, als weltliche Aufgabe.

Das Licht vor dem nächsten Schritt, vor dem Fuß, die Leuchtspur Gottes auf dem Weg geht voraus, kann begleiten, helfen und Hoffnung, Trost und Hilfe sein. Im Rückblick auf gemeinsame 50 Jahren, aber auch vor allem dann, wenn man auf die nächste Zeit nach vorne blickt.

Wie weit, wie lang, wie leicht und wie beschwerlich der gemeinsame Weg noch sein wird – das weiß niemand zu sagen. Wir hoffen lange, erfüllt, und in dem Wunsch getragen, niemanden anderem als sich selbst finanzielle und als Person zur Last zu fallen. Wir wissen nicht, wann der Tod uns aus dem Leben scheidet. Aber das Licht weist den Weg für den nächsten Schritt und den gemeinsamen weiteren Weg.

Denn heute und morgen und übermorgen hat Bestand:
"Gottes Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege."

Amen.

 

Nun hören wir vom MGV Niedereisenhausen ein russisches Segenslied.