Gottesdienst am 24.11.2002

Thema: Klug ist, was unklug scheint

1.         Einleitung

Was ist heute klug?

Wer ist heute der Kluge? Welchen Nutzen kann der Mensch für sich heute aus was am besten herausziehen?

Sind es die Politiker, die Schauspieler, die Aktionäre. die Familien?
Wer ist heute klug? Ist es klug sein Geld in Aktien anzulegen, auf ein Depotkonto, in Gebäudefonds oder in den Kauf von Häusern oder gar von Konsumgütern wie DVD Playern, Fernsehern, Autos oder neuen UMTS Handys?
Wer ist heute klug? Der sich als Jugendlicher eine Altersversorgung aufgebaut hat, die heute nun doch versteuert werden muss? Oder derjenige, der darauf gehofft hat – auch wenn er oder sie es nie gesagt haben – sich auf die eigenen Kinder im Alter verlassen wollte?

Wer ist heute klug?
Der sich einen ordentlichen Schulabschluss, vielleicht Abitur, eine Ausbildung, vielleicht gar Hochschulstudium zugelegt hat? Vielleicht Rechtsanwalt oder Arzt oder gar Pfarrer werden wollte und nun feststellen muss, dass diese Berufe kaum sicher sind.

Wer ist heute klug?
Hat das wirklich etwas mit Intelligenz zu tun, wer in seinem Alter Erfolg oder ein angenehmes Ein- und Auskommen hat? War es wirklich für die Kirche gut, eine Kirche zu verkaufen? Oder sollte sie in der Städten nicht gar noch einige Kirchen mehr verkauften? Freunde – das was klug ist, ist nicht unbedingt immer das gleiche, wenn man in die jeweiligen Zeitepochen hineinsieht. Klugheit wird – so scheint es immer mehr – immer im Zusammenhang mit einer speziellen Situation oder einer Zeit, in der diese Frage beantwortet werden soll und kann. Klugheit ist so scheint es also ein Modebezeichnung. Es gibt immer Menschen, die scheinbar klüger sind als andere und andere, die scheinbar dümmer sind als andere.

Die Frage ist nur, wer ist am Ende der Klügste oder Dümmste. War es klug in meinem Leben jenes oder dieses zu tun? War es klug, diesen Weg, die Frau, diesen Mann, diesen Beruf, diese Aktien, dieses Auto zu nehmen oder diese Entscheidung zu treffen. Was ist klug in meinem und in ihrem Leben?

Was war klug in dem Leben von denjenigen, die wir heute an diesem Sonntag bedenken oder betrauern.

Was ist wirklich klug in der Zeitspanne dieses Lebens?

2.         Textbezug

Dass es immer wieder Spötter gibt, die scheinbar alles besser wissen, davon bereichtet auch der Predigttext. Da gibt es welche, die die Christen fragen: War das klug, sich so oder so zu verhalten und zu warten, einem Gott anzuhängen, der scheinbar doch nicht wiederkommt. Das ist wie heute, wenn jemand süffisant fragt, na, was macht deine Telekomaktie, du Großaktionär? Wenn es solche Spötter gibt, wird auch im Petrusbrief einiges vergessen und geschönt. Denn Spötter gibt es meistens nur dann, wenn ich vorher, groß getönt habe, dass dies oder jenes gerade jetzt klug sei zu tun oder zu lassen. Petrus versucht Mut zu machen, vielleicht weil er selbst den Blödsinn verzapft hat, dass Jesus als Sieger den Spöttern bald zeigen wird, wo der Hammer hängt.

Wer ist denn nun klug gewesen, der Spötter oder der Apostel Petrus, der vielleicht zu lange und zu laut die Wiederkunft seines Gottes gepredigt hat. Der Predigttext gibt uns eine Richtung auf die Frage, wer ist klug? Die Frage wird eben nicht modisch als bezogen auf eine Zeitspanne beantwortet, sondern im Horizont unseres Lebens. Ein Tag ist eben nur ein Tag im Leben, ein Zeitspanne ist eben nur eine Zeitspanne, und 1000 Tage (also fast 3 Jahre) sind eben nur fast 3 Jahre. Die Menschliche Ungeduld, klug, erfolgreich sofort sein zu wollen, bekommt im Predigttext einen Dämpfer. Denn der ist klug, der eben nicht modisch sein Leben ausrichtet und den Sinn des Lebens eben nicht an zeitlich begrenzte oder Trends hängt.

3.         Klug ist was unklug scheint

Als Christen in dieser Welt erhebt sich für uns die Frage sicher auch nach der Klugheit, wie wir unser Leben gestalten und das Leben mit unserem Sinn ausfüllen. Christ-sein, das ist seit Beginn an der Wende in der Zeitrechnung eben nicht klug zu sein. Christen sind die, die nicht den Trends folgen und ihnen bedingungslos anhängen, sondern wir sind schon ein komisches Völkchen. in den Augen der normalen Welt ist das, was wir tun nicht immer klug und nützlich und sinnvoll und gerade geraten. Diakonie ist sicher eine wichtige Aufgabe, aber dass wir uns um Menschen kümmern, um die sich kaum noch einer kümmert. Dass wir in den Verlierern der Gesellschaft auch den Menschen sehen, der ein Geschöpf Gottes ist. Dass wir in den Aktientrends immer auch hinter die Kulissen schauen und die Endlichkeit von Trends entdecken. Dass wir auch unser Leben sicher nach Auskommen, Wohlstand und Frieden / vielleicht auch Macht streben ist klar. Aber in welcher Zielsetzung geschieht dies? Leben – und das ist das synonym für Leben –ist trendlastig und endlich. Leben heißt sterben und heißt leben und sterben lernen. Es geht als christliche Kirche eben nicht vorrangig um soziale Projekte, das unterscheidet uns von Greenpeace, den Parteien, den Sozialeinrichtungen, den Pflegediensten, den ach so nützlichen Einrichtungen. Es geht uns als Kirche – und das wird bedauerlicher weise in der letzten Zeit zu häufig vergessen; auch von meinen Kollegen – um eine andere Aufgabe, als die sozialen Umstände lediglich zu verbessern. Es geht in der Kirche um die Aufgabe, jenseits des Trends nach den Wahrheiten zu suchen und zu wissen, da ist mehr als das Streben nach den aktuellen Trends. Glaube – und gerade am Ewigkeitssonntag, an dem wir besonders des eigenen Todes und der Toten gedenken – Glaube ist, eben nichts anderes als Unkluges zu erahnen, zu erfühlen und diesem zu vertrauen, dass die Unsinnige Zusage Gottes Bestand für unser Leben und über das Leben hinaus hat.

4.         Klug heute – Heute Klug

Die Klugheit der Christen heute unterschiedet sich dramatisch von der Klugheit der Welt. es gilt durch die Trends hindurch zu sehen. Durch das Streben und Rennen nach Anerkennung, Macht, Geld und Wohlstand. Es gilt das Gehirn frei zu blasen von dem weltlichen Ballast, den Rennen nach dem Trend, und sich eben auf etwas mit Bestand zu verlassen. Klug werden als Christen ist immer nur eine Sache:
Klug sein mit unserem Leben. Unserem Leben, das Endlich ist.
Klug sein, in dem wir lernen auch Trends zu entdecken und die Leere, die vielfach dahinter steckt.
Klug sein, im Umgang mit den Menschen, die in unseren Augen nicht Trendträger, sondern Hoffnungsträger der Botschaft Gottes sind, die ach so unklug scheint.

Und das ist die Botschaft des heutigen Sonntag:

Sei klug in der Welt, in dem du lernt und begreifst, dass das was dich ausmacht nicht dein Ansehe ist, sondern die Klugheit im Horizont unseres eigenen Todes.

 

Amen

 

Und die Klugheit Gottes die größer ist als wir verstehen und erfassen können, bewahre unseren Glauben an das Leben in Christus Jesus.

Amen