Thema: Des Äußeren Schein

Predigttext: Matthäus 6, 5-13

1.         Einleitung

Was tragen Sie am Körper? Welche Kleidung, Strümpfe, Schuhe, Schmuck, Uhr, oder welchen Duft? Was haben Sie sich angezogen? Ist die Frage zu persönlich? Welche Marken haben Sie auf der Haut? Welches Etikett trägt Ihre Wäsche? Welche Marke steht an der Jeans, Schuhe, an dem Hemd, an der Jacke? Was ist dort verzeichnet? Was bedeutet es eigentlich, wenn wir Boss tragen, Vivienne Westwood, Levis-Jeans oder Calvin Klein? Oder einfach Kleidung von der Stange? Was sagen die Schuhe über Menschen? Welchen Wert strahlen wir mit unserer Kleidung aus? Oder besser, welchen Wert, welche Marke sehen Sie auch bei den anderen Menschen? Was sehen Sie, wenn Sie den anderen ansehen?

Bei Jugendlichen ist das meist fest definiert. Das ist heute nicht anders als zu meiner Zeit oder zur Zeit meiner Eltern. Um dazu zu gehören, trägt er die Marken, die cool, d.h. anerkannt sind. Wie ist das mit uns? Was macht uns aus, wenn wir uns ansehen? Wie ist das mit dem sich reichen können? Gepflegt sein. Der Haarschnitt, das Piercing, die Fingernägel. Was stelle ich dar, mit dem was ich nach außen zeige? Oder wie ist das mit dem Wohlfühlen? Wie wohl fühle ich mich in dem was ich trage? Vielleicht machen Sie sich da gar keine oder wenig Gedanken über das Äußere und halte es vielleicht für nebensächlich. Aber das Äußere ist das, was wir als erstes wahrnehmen Gehört dieser Mensch dazu oder nicht. Der Blick auf die Schuhe und Zähne zeigt heute das erste Symbol des äußeren und des Gepflegten. Und bleiben wir ehrlich. Es gab vielleicht eine Menge an Menschen, die gute innere Werte haben, aber bei der Auswahl der Partner, der Partnerin spielt selbstverständlich die äußere Anziehungskraft eine entscheidende Rolle. Das Äußere ist in fast allen Fällen eine Eintrittskarte mit Menschen in Kontakt zu kommen. Die inneren Werte sind sehr wichtig, brauchen aber auch einen Platz sich ausbreiten zu können.

2.         Textbezug:

Auch der Bibeltext für den heutigen Sonntag redet von den inneren und äußeren Werten. Sicher das Vater unser, das Mustergebet Jesu, dominiert den Text. Der Text ist ein Teil der Bergpredigt und hier geht es genau auch um das Äußere und das Innere. Was trage ich nach außen und was trage ich in mir drin? Die Bergpredigt ist im Grunde die Theologie, das Grundsatzprogramm Jesu. Dort werden seine Grundzüge, die Grundzüge seiner Theologie und seiner Botschaft zusammengefasst. Die Bergpredigt hat einen klaren Aufbau:

a) Einleitung mit den Seligpreisungen und Salz der Erde, Licht der Welt.

b) Äußeren Aspekten werden dann behandelt von Jesus durch Fragen zu Gesetzen wie Töten, Ehebrechen, Rache und Vergebung

c) inneren Werte

Nach dem Reden über Gesetz, nach der Außenwirkung geht es hier um die inneren Werte. Es geht um Spenden, um Beten und Fasten, um eigenen Schätze, um das eigene Recht. Unserer Predigttext nimmt dabei keine besondere Stellung ein. Vielmehr ist es eingebunden in das tägliche Leben, wie es in der Bergpredigt beschrieben ist. Matthäus 6 mit dem Vater Unser ist nicht die Mitte der Theologie Jesu, sondern ein Teil davon. Es geht um das Verhalten beim Beten, das, was mich bewegt und was ich dadurch nach außen darstelle.

Beten ist Reden von der Seele weg. Es ist das befreit aussprechen – laut oder leise - der Wünsche und Sorgen ebenso wie Lob und Dank. Deshalb ist das Mustergebet, das Vater Unser, in eine Struktur gepresst von drei Lobaussagen Gott gegenüber und drei Wünschen der Menschen. Das Vater unser ist wie ein Mustervertrag. Es soll Anleitung geben, Hilfe sein. Ich will nicht auf die Inhalte des Vater unsers eingehen, sondern auf das, was damit ausgesagt sein soll. Es geht Jesus um die Art des Betens, um die Art das innere nach außen zu tragen.

Was bewegt mich innerlich und wie trage ich dieses nach außen auf meiner Haut? Wie stelle ich das dar? Denn was ist Beten anderes als die eigene Wertschätzung, die eigene Angst, die eigenen Gefühle, die eigene Zerrissenheit nach außen zu geben. Beten heißt etwas weiterzugeben,

·       an Gott als Bitte um Erhöhung oder auch

·       an Menschen als Bestärkung der Hoffnungen und

·       an sich selbst als Befreiung der eigenen persönlichen Entwicklung.

Das Beten sich mit dem Tragen der eigenen Marke, der Kleidung auch vergleichen lässt, wird hier deutlich ausgesagt. Nicht das laute Beten, nicht das Posen und sich zeigen, laut beten, oder besonders inbrünstig, ist erforderlich. Genau so wie es für die inneren Werte nicht wichtig ist, welche Marken sie auf der Haut tragen. Es geht um Gott, um den Menschen, um mich. Das Beten in der Kammer ist ein Zeichen dafür, dass Beten kongruent sein soll. Das heißt, es soll eine Übereinstimmung zwischen dem, was ich denke und fühle, und dem was ich nach außen tue geben. Beten, Gott bitten, Menschen bestärken, sich selbst befreien, das ist nicht Show, die ich nach außen trage, sondern es ist die Darlegung der eigenen Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte und Gefühle, und zwar so, dass die Verantwortung an Gott gegeben wird.

3.         Christliche Übertragung

Als Christen sind wir zurückgeworfen auf diese drei Ebenen, Gott zu loben, d.h. also um die Rahmenbedingungen unseren täglichen Lebens zu reden, mit Menschen im Grunde zu arbeiten und sich selbst zu bearbeiten, d.h. sich selbst mit den eigenen Möglichkeiten zu akzeptieren und weiterzuentwickeln.

a.    Gott loben – Gott zu loben, bedeutet nichts anderes als die Rahmenbedingungen des eigenen Lebens zu akzeptieren Dazu gehören, dass ich sterbe, dass es Dinge gibt, die ich nicht ändern kann an meinem Körper durch Geburt, Krankheit oder Unfall oder in meiner Umgebung, dass ich lebe auf dieser Erde und damit akzeptieren kann, dass Leben nicht perfekt sein muss, sondern eingebunden ist in die Heilsbotschaft Gottes.

b.    Das Reden mit Menschen – Gebet heißt auch mit anderen beten, Gefühle und Erwartungen gemeinsam auszusprechen, Hoffnungen gemeinsam zu artikulieren, ob als Ehepaar, ob als Kinder  oder auch als Erwachsene im alltäglichen Leben. Gemeinsam beten, das stärkt die Hoffnung das Leben zu meistern. Das Beschäftigen mit sich selbst; das ist der dritte Bestandteil des Betens. – Die eigenen Lebeweisen, Gedanken und Vorstellungen fördert, sich mit seinen Inhalten und Äußerlichkeiten des eigenen Lebens zu beschäftigen. Mit dem was ich innerlich bin, die Gefühle und Erwartungen, die Zerrissenheit, aber auch die Freude und die Hoffnung sie auszudrücken und jemanden, Gott gegenüber, auch sagen zu können.

4.         Übertragung auf heute

Beten heißt das Innere mit dem Äußeren verbinden. Das, was mich bewegt, nach außen auch zu leben, dort Halt, Trost und Kraft zu finden und nicht als Show-Männchen, als Modepuppe, sondern als jemand, der kongruent, eins ist, mit sich, den Menschen um sich herum und den Rahmenbedingungen. Das gelingt nicht immer, und deshalb müssen wir in den Rahmenbedingungen, die in unserem Leben gesetzt sind, diese Aspekte zum Ausdruck bringen. Trauer erhält im Gebet einen Ort, wo ich auf mich selbst zurückgeworfen bin, mit Tränen vernetzt, sich das eigene Leben weiterzuentwickeln. Freude hat ebenso seinen Ort im Gebet, froh, mit Gesang, wie wir später auch das Vater Unser singen werden, nach außen ausdrücken und auch im Alltag für Dinge zu danken, die alltäglich sind, auch für die Jeans, für die Wäsche, die an unserem Leib klebt. Für das zu danken, was wir haben und auch für das zu danken, was wir nicht haben. Und zu danken und zu beten für andere. Beten, das heißt nicht anderes als Reden von der Seele weg. Es heißt mich sich, dem Umwelt und Gott in Einklang kommen.

Und das ist die Botschaft für den heutigen Sonntag: Lebe im Einklang mit deinen Inneren Werten und dem, was du nach außen darstellst. Und nutze Beten als Hilfe für dich selbst, den anderen Menschen gegenüber und dem Leben, das in Gott dich umschließt.

Amen

Und die Einheit Gottes, die uns anleiten kann im Leben und Beten, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen