12.12.2021 - 3. Advent: Wertebasierte Mission

Predigttext: 1. Kor 4, 1-5 (Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse) NEÜ Übersetzung

1 Uns soll man als Diener von Christus betrachten und als Verwalter der Geheimnisse Gottes.

2 Von Verwaltern verlangt man vor allem, dass sie zuverlässig sind.

3 Aber was mich betrifft, ist es egal, ob ich von euch oder irgendeinem menschlichen Gericht beurteilt werde. Ich beurteile mich ja nicht einmal selbst.

4 Zwar bin ich mir keiner Schuld bewusst, aber dadurch bin ich noch nicht gerecht gesprochen; der Herr ist es, der über mich urteilt.

5 Verurteilt also nichts vor der von Gott bestimmten Zeit, wartet bis der Herr kommt! Er wird das im Finstern Verborgene ans Licht bringen und die geheimen Motive der Menschen offenbaren. Dann wird jeder das Lob von Gott erhalten, das er verdient.

Gnade und Frieden von Gottes unserm Herrn und Heiland. Amen 

1. Einleitung

Der Begriff Verwalter oder Verweser ist in Gänze in die deutsche Sprache eingebürgert. Auch in der Bibel kommt der Begriff „Verwalter“ über 30 mal vor. Im At wird Josef dieser Titel und Aufgabe in Ägypten zugesprochen. In der israelitischen Königszeit bei Saul und David erscheint der Begriff. Ebenso um 590 v. Chr. und auch später für von Nebukadnezar und andere eingesetzte Verwalter über Juda. Im NT verwendet der Kompositeur Lukas in seinem Evangelium diesen Begriff in Gleichnissen Jesu beim reichen Kornbauern (Lukas 12) oder von sogenannten ungerechten Verwalter oder Haushalter (Lukas 16); was ja eigentlich – so meine Deutung: vom dummen Eigentümer heißen müsste (vgl. Predigt vom 18.11.2018).

Mit dem Begriff der Verwaltung wird den Hörenden damit vermittelt, wie man als Mensch in diesem Leben gegenüber Gott eingesetzt oder verantwortlich ist.

Blickt man in die heutige Begriffslandschaft so wird dieser Begriff unter „wertebasierender Handlung oder Strategie“ gefasst.

Denn die Werte einer „höheren Macht“ (in der Bibel Gottes), einer Ideologie oder eine aktuellen „Gerechtigkeitsdebatte“ gelten dann als Richtschnur für das eigene Handeln. Letztlich sind wertebasierende Menschen mit einer Mission höherer Ansprüche unterwegs.

Die in der letzten Woche mit erfrischendem Elan eingesetzte neue Bundesregierung strahlt ja nicht nur nach 16 Jahre Merkel und die damit verbundenen – unzweifelhaft – beruhigende Gleichförmigkeit nun eine unübersehbare Dynamik und Aufbruchstimmung aus.

Wertebasierte Außen-, Klima-, Verkehrs-, Finanzpolitik oder auch Kanzlerschaft steht im Fokus. Diese Mission und ihre Missionare und Missionarinen scheuen sich nicht, unangenehme Themen offen anzusprechen und – in aller Zerrissenheit für unvereinbare Positionen zwischen grün, gelb oder rot, sich dem Land, Europa und der Welt eine neue Sinn und Zielrichtung zu geben.

Dass jede Form von missionarischer Wertestrategie (was ja bisher eigentlich ein konservatives sprachliches Thema war) letztlich nur ganz nett ist, sollte klar sein. Erst eine Auseinandersetzung realer Abläufe und Prozesse mit wertegeführten Vorstellungen wird deutlich machen, was im Alltag übrig bleibt. Schon beginnen alle Interessengruppen oder gar Weltnationen nach ihren eigenen Interessen oder ihren selbstbestimmten Werten Bedenken, Forderungen oder gar Drohungen anzukündigen.

So schön die Welt der Mission auch sein mag, die Geschichte zeigt, dass strategische Mission immer dann auf die Füße fällt, wenn die Alltagsrealität in den Blick, bisherige Verfahren, Verträge, Prozesse betrachten und beachtet werden müssen.

Letztlich erzieht die Alltagswelt die Strategiewelt; wenn nicht Missionen über Gewalt und Macht oder Korruption übergestülpt werden. Mission steht alos immer am Rande der Gewaltherrschaft wie gerade die christliche Mission überdeutlich einerseits zeigt, während andererseits im Konkreten Hochgradige Errungenschaften erreicht werden können.

2. Bibeltext

Der heutige Predigttext ist eine Schlüsselstelle für die Missionsvorstellung von Paulus als dem sogenannten Heidenapostel.

Der Text ist keine Werteorientiertes Dogma, sondern behandelt die Pflicht des Missionsverwalters zur Zuverlässigkeit, Standhaftigkeit, Glaubwürdigkeit und vor allem dem Bewusstsein der Abhängigkeit vom dem, der beauftragt, überlässt, Eigentümer, Herr oder Gott.

Text lesen.

Dass es hier auch um die ausbleibende Wiederkunft Christi geht, sollte klar sein. Gleichwohl bleibt die Frage, wie man sich im Angesicht der Beauftragung verhält, wenn die Überwachung durch die, die einem Beauftragt haben, irgendwie ausbleibt. Was mache ich mit Geldverwaltung, wenn die Eigentümer scheinbar kein Interesse daran haben oder wenn man Glaubwürdig, zuverlässig neu und zwar allein selbst definieren muss.

3. Christus der Bevollmächtigte

Christus ist – so die Botschaft des Evangelium – der Verwalter der Gnade Gottes in dem er sich selbst uns als Heiland offenbart.

Weil Jesus gehorsam bis zum Tod wurde ist er erhöht worden – wie der Philipper-Hymnus ausführt – und Vorbild für uns geworden.

Zur Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit und Beständigkeit kommt der Faktor der Klugkeit hinzu. Diese Klugheit, wie die Welt mit Verwaltung umgeht (Gleichnis des untreuen Verwalters, Lukas 16, 1-9), soll helfen gerade nicht missionarisch einseitig, engstirnig oder gar überheblich vorzugehen. Vielmehr ermöglicht es die Welt mit den Augen der anderen auch überhaupt

sehen zu wollen. Der Eigentümer im Gleichnis hat seine Pflicht auf Überwachung, Kenntnis und Einordnung einer innerweltlichen Bequemlichkeit geopfert. So sollen wir aber nicht Missionare allein sein, sondern klug im Sinne der Lebenswirklichkeiten. Paulus kämpft mit dieser alltäglichen Einordnung, weil eben kein Papst (schon gar nicht ein Papst Petrus) etwas Verbindliches vorsagen darf oder soll. Die Instanz bleibt Gott selbst (V3+4):

3 Aber was mich betrifft, ist es egal, ob ich von euch oder irgendeinem menschlichen Gericht beurteilt werde. Ich beurteile mich ja nicht einmal selbst.

4 Zwar bin ich mir keiner Schuld bewusst, aber dadurch bin ich noch nicht gerecht gesprochen; der Herr ist es, der über mich urteilt.

4. Heute

Aufbruch ist nicht das schlechteste. Denn das Verharren in einer Box oder Raute führt letztlich nicht zum angemessenen Umgang mit der Zukunft und vor allem ihrer Gestaltung.

Mutig neue Wege anzugehen – gerne. Mit Elan Zukunft in den Blick nehmen- super. Hinweisen auf Mängel, Fehler und Verkrustungen – o.k.

Was aber bleibt, ist nicht das dekarbonierte, wertebasierte Wunderland Deutschland, sondern die alltägliche Pflicht der Lebensgestaltung.

Als Christen sind wir nach 2000 Jahren immer wieder an unserem eigenen Missionsverständnis gescheitert, weil individuelle oder Gruppen-Meinungen sich in der Wirklichkeit als nett, aber unbrauchbar erwiesen haben. Das Politik immer Klientelarbeit ist, sollte genauso im Blick sein, wie die Frage, die Frage von Gerechtigkeit wirklich ein Thema der Kirche ist, wenn es nicht einzig und allein um die Gerechtigkeit Gottes geht.

Hier ist Staat- und Kirchenpolitik hinsichtlich ihrer Mission gleich.
Sie korrumpiert. Sie blendet aus. Sie macht sich zueigen, was ihr nicht „gehört“.

Mit Paulus bleibt es dabei:

1 Uns soll man als Diener von Christus betrachten und als Verwalter der Geheimnisse Gottes.

2 Von Verwaltern verlangt man vor allem, dass sie zuverlässig sind.

3 Aber was mich betrifft, ist es egal, ob ich von euch oder irgendeinem menschlichen Gericht beurteilt werde. Ich beurteile mich ja nicht einmal selbst.

4 Zwar bin ich mir keiner Schuld bewusst, aber dadurch bin ich noch nicht gerecht gesprochen; der Herr ist es, der über mich urteilt.

5 Verurteilt also nichts vor der von Gott bestimmten Zeit, wartet bis der Herr kommt! Er wird das im Finstern Verborgene ans Licht bringen und die geheimen Motive der Menschen offenbaren. Dann wird jeder das Lob von Gott erhalten, das er verdient.

 

Amen.

Herr – Erneure unser Mission, dass Christus unser Heil, ist, war und bleibt.  Amen.