25.04.2021 Jubilate (1. Mose 1+2): Chaos und Ordnung

1. Mose 1, 1-4a.26-28.31; 2, 1-4a

[1]

1  Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

2    Die Erde war formlos und leer. Finsternis lag über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.

3    Da sprach Gott: "Es werde Licht!" Und das Licht entstand.

4    Gott sah es an: Es war gut.

26 Dann sprach Gott: "Lasst uns Menschen machen als Abbild von uns, uns ähnlich. Sie sollen über die Fische im Meer herrschen, über die Vögel am Himmel und über die Landtiere, über die ganze Erde und alles, was auf ihr kriecht!"

27 Da schuf Gott den Menschen nach seinem Bild, er schuf ihn als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie.

28 Gott segnete sie dann und sagte zu ihnen: "Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt die Erde und macht sie euch untertan! Herrscht über die Fische im Meer, über die Vögel am Himmel und über alle Tiere, die auf der Erde leben!"

31 Gott sah alles an, was er gemacht hatte. Es war tatsächlich sehr gut. Es wurde Abend und wieder Morgen – der sechste Tag.

[2]   

1 So entstanden Himmel und Erde mit all ihren Lebewesen.

2    Am siebten Tag hatte Gott sein ganzes Werk vollendet und ruhte von all seiner Arbeit.

3    Gott segnete diesen Tag und machte ihn zu etwas Besonderem, denn an diesem Tag ruhte Gott, nachdem er sein Schöpfungswerk vollendet hatte.

4    Es folgt eine Detailschilderung der Geschichte von Himmel und Erde, wie Gott sie geschaffen hat.

 

 

1.       Einleitung

Was ist Chaos? Ja Chaos?

Und ich meine nicht ein unaufgeräumtes Zimmer von Kindern oder mein Büro, in dem die Schriften überquellen.

Richtiges Chaos. Eigentlich sind ja die Deutschen – warum auch immer wird das gesagt – Sinnbild für Ordnung. Eine Überregulierung und klare Struktur wird den Deutschen nachgesagt.

Nun – betrachten wir das vergangene Jahr bis nun die Bundesnotbremse nun ab morgen überall greift und gestern schon die Baumärkte geschlossen hat, dann kommt man nicht umhin deutlich zu machen: Deutschland versinkt im Chaos, weil wir scheint nur eines kennen – BREMSEN.

Von dem griechischen Begriff χάος cháos [Kaos] her bedeutet es eigentlich eine Ordnungslosigkeit weil NICHTS da ist. Gähnende Leere ist Chaos. Und vor allem die Abwesenheit von Ordnung, Struktur, Leitlinien oder Prozessabläufen.

Wenn wir uns heute mit dem Thema Chaos auseinandersetzen so hat das einen Hintergrund in dem heutigen Predigttext.

2. Bibeltext

Der Predigttext ist ein Text in dem es auch mit den klassischen Chaos beginnt. Text lesen.  Besonders:

Tohu UND Bohu – das ist der Verweis auf das Chaos nämlich auf den Schöpfungsmythos aus dem babylonischen Kulturkreis.

Sowohl in dem babylonischen Schöpfungsmythos Enuma Elisch als auch in der Schöpfungserzählung aus der Bibel geht es um die Erschaffung der Welt. Der biblische Beitrag ist sehr jung. Um 550 vor Chr. von den jüdischen Gefangenen in Babylon geschrieben. Er steht auch inhaltlich im Gegensatz zu zweiten Schöpfungsbericht, jenen mit dem Garten Eden, der ja bekanntlich ein Zoo Gottes ist.  

Im heutigen Predigttext geht es um eine Kampfansage gegen das Chaos, den Mythos der babylonischen Umwelt.

Der Text kreiert Gott als Allmächtig ohne weitere Götter wie im babylonischen Schöpfungsmythos Enuma Elisch Dort schaffen Apsu & Tiamat die Götter, deren Namen im Tohu und Wabou herauslesbar sind. Im Mythos fehlt die Ordnung und Sicherheit der Welt. Das Schicksal in Abhängigkeit der Götterkämpfe ist allgegenwärtig.

Der Mensch nicht Herr über seine Handlungen sondern gefangen von dem beliebigen Handeln einer Fülle von chaotischen Göttern, Nornen,  oder sonstigen Wesen, wenn es um Schöpfungsmythen rund um die Welt geht. Das Chaos der Welt ist demnach dem undurchsichtigen Götterhandeln zuzuschreiben, welches für die Menschen unplanbar, ungeordnet und willkürlich und Zukunft ist nicht planbar, weil die Götter unplanbar, chaotisch sind und die Menschen eine davon abhängige, unwichtige Masse.

So ganz anders der Schöpfungsbericht der Bibel. Hier herrscht Ordnung und nur EIN EINZIGER Gott.  Der Bericht am  Anfang der Bibel ist eine Kampfansage gegen das Chaos vom Götterwillen und –kämpfen. Hier handelt ein Gott, mit Plan, nach einer Ordnung und sogar mit einer fest gefügten Wochenplanung, die in einem Ruhetag mündet.

Unser Text hat als erst seiner Art in der Bibel eine eindeutige Funktion: Er will den anderen chaotischen Schöpfungsmythen einen geordneten Prozessablauf des Gestalten durch einen einzigen Gott entgegen stellen. Dem Chaosmythos wird die Ordnung entgegen gestellt. Der Text will deutlich machen: Gott hat einen Plan, eine Ordnung und am Ende steht kein Chaos, sondern Sicherheit.

Nämlich strukturiert: Himmel, Erde, Licht, Tag, Nacht – Tag 1; Festland, Meer, Himmelgewölbe – Tag 2; Gras Pflanzen, Bäume (Samenbasierend) – Tag 3; Sonne, Mond, Sterne – Tag 4; Meeresgetier und Himmelsgetier (Eierbasierende Fortpflanzung) – Tag 5; Landgetiere und den Gottähnlichen Menschen (Samen- & Austragungsbasierende Fortpflanzung) – Tag 6; Arbeitsruhe – Tag 7.

3.       Christus und der Mythos

Blicken wir durch Jesus Christus auf die Schöpfung so müssen wir einige Dinge klarstellen: Jesus lehnt den Mythos ab. Die Mythologisierung als das überhöhen von Gesetz von Pharisäern, von Reinheit, von Geboten von was auch immer – LEHNT JESUS AB. Christus als der Messias Gottes offenbart vielmehr den neuen Bund, also die Vertragliche Beziehung unter neuen Vorzeichen, Die Schöpfung ist komplett ausgeblendet, weil wir ja eine Neue Schöpfung in Christus erhaltne und sind. Als neue Kreatur in Christus müssen, dürfen und sollen wir nicht mehr dem Mythos, der menschlich Entrücktem, dem was in die Götterwelt verlegt wird, ABSAGEN.

Denn Gott allein ist Gott der Gnade und Liebe und der Zukunft.

Nur in dieser Botschaft können wir überhaupt uns mit dem Thema der Natur, dem Thema des Nächsten, dem Thema des Asyls oder JEDEM THEMA in dieser Welt nähern. Es EXISTIERT im Evangelium KEIN WEG an dem Evangelium vorbei; schon erst recht nicht in einem Weg, der einen Mythos, einem dümmlichen Mythos von göttlicher Geschöpflichkeit jenseits des Kreuzes und der Auferstehung Christi ermöglicht.

4.       Heute

Sind wir also Naturverschwender, Umweltsünder Zukunftsräuber. Klare Antwort: JA. Natürlich verschwende wir Natur, natürlich müssen wir nicht nachwachsende Rohstoffe abbauen – Oder haben Sie schon mal Lithium, seltene Erdenmetalle oder Aluminium auf Bäumen wachsen sehen. Hört auf mit dem Vergötzung der Natur. Hört auf mit der Mythologisierung von Schöpfung, weil das Evangelium dieses pharisäische Getue, das Gesetz zum Gott zu machen, nicht funktioniert. Also nicht funktioniert, um Christus das zweite Mal und nun endgültig zu ermorden. Wer dem Mythos huldigt, der huldigt einer Götterwelt, einer Glorifizierung von Etwas, was der Menschen als seinen anbetungsfähigen Gott mit Namen Schöpfung schaffen will. Natürlich sind wir Umweltsünder. Wir versündigen uns in allem an der Umwelt. Der Menschen, der Dinge, der Was auch immer. Sünder sein, ist aber nicht das Problem, sondern die Vorstellung, wir können uns selbst retten.

Die Wesentliche Frage der Schöpfung, wenn man das Wort mythosneutral verwenden kann, ist doch diese: Wodurch verkürzen, verhindern oder befähigen wir Menschen für eine Gestaltung der eigenen Zukunft. Wodurch bei Asylanten – Mythos der Überfremdung oder Zukunft der Menschlichkeit. Mythos Erneuerbar – oder Zukunft der technologischen Fähigkeit

Mythos Liebe, Beziehung, Kirche, Freiheit oder was auch immer oder – mit unserem heutigen Predigttext die Frage, ob nicht wir es sind, der unsere Zukunft ermöglicht, sondern Gott der die Welt uns schaffen will und letztlich uns von den Toten auferwecken will, sondern wir ihn als Bundesgenosse annehmen, anrufen und nicht als einen Mythosgott, behäckelt, mit Grünzeug bekränzt in unseren Hausaltar der eigenen Vergöttlichung stellen und anbeten. Amen.

Herr – Mache deinen Bund uns deutlich und entferne den Mythos, die Illusion, die unser Leben und die Zukunft hemmt.  Amen