2019.11.24 (Joh. 5, 24-29): Der Weg zum Himmel - Sich in die eigene Zukunft fallen lassen.

 

Johannes 5, 24-29 (Totensonntag)

ÜBERSETZUNG Luther (2017)

24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.

25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören, die werden leben.

26 Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber;

27 und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.

28 Wundert euch darüber nicht. Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden,

29 und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.

Neue evangelistische Übersetzung

24 Ja, ich versichere euch: Wer auf meine Botschaft hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Auf ihn kommt keine Verurteilung mehr zu; er hat den Schritt vom Tod ins Leben schon hinter sich.

25 Ich sage euch: Die Zeit kommt, ja sie ist schon da, dass die Toten die Stimme des Gottessohnes hören. Wer auf sie hört, wird leben.

26 Denn wie der Vater aus sich selbst heraus Leben hat, hat auch der Sohn Leben aus sich selbst heraus, weil der Vater es ihm gegeben hat.

27 Und er hat ihm auch die Vollmacht gegeben, Gericht zu halten; denn er ist der angekündigte Menschensohn.

28 Ihr müsst euch darüber nicht wundern, denn es wird die Stunde kommen, in der alle Toten in den Gräbern seine Stimme hören 29 und herauskommen werden. Diejenigen, die das Gute getan haben, werden zum ewigen Leben auferweckt werden, und diejenigen, die das Böse getan haben, zum Gericht.

 

1.      Einleitung

Wann haben Sie das letzte Mal nach dem Weg zum Himmel gefragt? Den Weg zum oder in den Himmel! Wann haben Sie sich das letzte Mal danach gefragt?

Also sich gefragt, wie man den eigenen Weg in den Himmel findet?

Da wir ja in einem digitalen Zeitalter leben, geben wir mal das Wort „Himmel“ in Google Maps ein. Als ich das gemacht habe, kam ich bei einer Seite raus, die mich aufgefordert hat, eine Reservierung vorzunehmen. Eine Reservierung im Himmel, kein Witz.

Reservierungen am Himmel stand dort und als E-Mail Adresse  für diese himmlische Reservierungen lautet: himmel@himmel.at. Auch kein Witz.

Diejenigen von Ihnen, denen die Landesadresse (.at) bekannt ist, wissen somit, es geht um Österreich. Nun – zumindest nach Google – scheint dieser Himmel in Wien zu liegen; und auch noch just neben der Sisi-Kapelle. Eine Grotte ist nicht weit. Es gibt eine Caritas-Schule, einen Pfaffenberg und sogar ein Lebensbaumkreis - und das alles AM HIMMEL. Man soll dort eine unglaubliche Aussicht auf Wien haben – so liest man.

Aber ist das wirklich der richtige Weg zum Himmel, wenn man Google folgt? Oder nehmen wir den zweiten Treffen bei Google. Er lautet „Wie im Himmel“, ein Cafe in Düsseldorf, wo es gemütlich und zwangslos zugeht und zudem Sitzplätze im Freien warten. Himmel – Sitzplätze im Freien?

Wie ist das mit dem Himmel? Dem Weg dahin? Unserem Weg dahin?

Viele von uns haben im auslaufenden Kirchenjahr Menschen verloren; verloren an den Himmel? Ist der Weg zum Himmel so klar wie die Kerzen, die wir anzünden, wie die Gebinde und Gestecke, die wir binden lassen oder wie die Worte, die wir hören und hörten.

Wie klar ist es mit dem Weg zum Himmel für uns, die wir trauern um das, was uns hier verlassen hat, was aus unserem Leben verloren ging?

Wo ist der Ehemann, die Ehefrau, Partner, Eltern, Großeltern, der Freude, mein Freund Roland – wo sind Sie, wenn nicht im Himmel?

Aber ist das so? Glauben wir wirklich, dass der Weg zum Himmel der Weg ist, den unsere Verstorbenen schon und wir einst gehen werden: den Weg in den Himmel; zum Himmel? Oder darf man eigentlich nur in Märchen, Witzen oder nur der Pfarrer vom Himmel reden; als eine Beruhigung, eine Sagenwelt der Hoffnung?

Wie ist das mit dem Himmel - in einer Gesellschaft, die sich wenig um das Jenseitige, um Gottes Gerechtigkeit, Schöpfung oder Gottes Menschlichkeit in Christus zu kümmern scheint.

Und in 4 Wochen berichten wir von den Engelschören, die vom Himmel herabsteigen, im Chor a kapella singen. Das Halleluja – welches die Hymne im Himmel ist. Singen wir mit oder eher gelangweilt, weil die Überraschung der Kindheit einer rationalen, erwachsenen Ernüchterung des Lebens gewichen ist. Der Ernüchterung hier im Leben, nicht im Himmel? Oder hören wir doch diese Hymne? Singen wir selbst mit im Chor der Engel. Auf dem, auf unserem Weg zum Himmel?

2.      - Predigttext

Auch der heutige Predigttext redet von dem Weg zum Himmel, den Weg, der uns allen offensteht. Der Bibeltext steht im 5. Kapitel des Johannes-Evangeliums. Ich lese Joh. 5, 24-29.

Generell gilt, dass Johannes als Evangelist deutlich ausführlicher, präziser als die anderen Evangelisten schreibt. Bei Johannes redet Jesus viel mehr, detaillierter, länger und meditativer. Die Geschichten sind zudem irgendwie realistischer in der Komposition des Johannes erzählt.

Dabei hat das Johannes-Evangelium hat mehr die Form einer Art Denkschrift, also eine rational-philosophischen „Nachdenkschrift“. Es geht Johannes dabei wesentlich um die Souveränität Jesus als die wesentliche Zukunft Gottes; für uns Menschen.

Kurz: Es geht um Jesus als den Weg für uns Menschen zum Himmel.

Zukunft ist sein Thema: Die Tradition, das Gesetz, das Erlernte ist von GESTERN, aber Gott ist ZUKUNFT. Sie ist offenbar, das heißt SICHTBAR im Sohn Gottes.

Und auch unser heutiger Predigttext spricht nur von dieser OFFENBARUNG, dass Christus Gottes Sohn ist. Und nur wer diese Offenbarung, diesen Glauben an die Zukunft annimmt, wahrnimmt, aufnimmt in sein Herz, der wird ein Leben in Gottes Verheißung führen.

Also: Der Weg zum Himmel ist nicht gepflastert mit guten Vorsätzen, sondern mit der Bereitschaft im Leben, mit meiner, deiner, unserer Bereitschaft schlicht diesen Weg gehen zu wollen.

Die eigenen Wege auf Erden werden zu Schall und Rauch; zu Erinnerungen, die verblasen. Unsere Wege enden auf jeden Fall. Der Weg derjenigen, die wir heute betrauern und an sie gedenken, ist beendet; hier auf Erden. Und Tod lässt sich nicht schön reden; auch ein guter Tod – gemeint ist schnell ohne Schmerzen und Leid – auch ein guter Tod ist tot.

Die Frage, die sich im Leben und im Sterben stellt, ist, ob wir diesen Weg zum Himmel also dieser Verheißung Gottes auf eine neue Zukunft, ein neues Leben gehen wollen. Nicht mehr, nicht weniger.

Und was erwartet mich da? Ein Platz im Freien auf Wolke 7? Oder ein Teil eines Engelschores, der die Hymne zu singen hat, Halleluja.

Warum eigentlich nicht. Hören wir doch mal rein, wie das so klingt mit dem Chor – ohne Instrumente:

Pentatonix – Halleluja abspielen (ggf. die VORAB-Werbung auf Youtube überspringen!)

Wie ich höre, sind da noch Plätze frei, in diesem Chor. Platz ist genug da!

Warum nicht, den Weg zum Himmel gehen. Warum nicht den anderen folgen, mit denen wir uns so lange verbunden, vertraut schienen?

Warum nicht ein Engel im Chor für die Hirten werden? Und das >Halleluja – Preiset den Herrn< ist keine Anstrengung, sondern ein sich Fallen lassen können in die eigene Zukunft.

Sich in die eigene Zukunft fallen lassen!

Der Ausruf "Hallelujah" findet sich 23-mal in den Psalmen des Alten Testament (104,35; 105,45; 106,1.48; 111,1; 112,1; 113,1.9; 115,18; 116,19; 117,2; 135,1.21; 146,1.10; 147,1.20; 148,1.14; 149,1.9; 150,1.6). Die Psalmen 113 bis 118 bilden traditionell das "Hallel", die Bezeichnung gründet sich in den Anfangswörtern dieser Psalmen. (113=H; 114=A; 115=L; 116=L; 117=E; 118=L) Halelu-Jáh findet sich weitere vier Male im Neuen Testament; und zwar nur in der Offenbarung (19,1–6).

Das letzte Buch im neuen Testament, die Offenbarung beschreibt dieses Fallenlassen so: (Off. 19,1): Danach hörte ich im Himmel einen gewaltigen Jubelchor: "Halleluja![1]  Gepriesen sei Gott! / Die Rettung kommt von ihm allein! / Unserem Gott gehört alle Ehre und Macht! 2Denn seine Urteile sind wahr und gerecht.“

3.      Christologische Aussage

WAHR und GERECHT: Der Weg zum Himmel ist wahr und gerecht.

Ein Weg zur Zukunft ist es und das Vehikel dazu nennt sich „Auferstehung“. Die Auferstehung in Christus wird damit zu einem Freifahrtschein, aber – wie bei allem – nur für die, die auch ein solches Ticket ziehen.

Denn erst durch diese Gewissheit erhält das Evangelium, also die gute, frohe Botschaft Gottes an den Menschen seine sinnhafte Bedeutung.

Und müsste man dieses dicke Buch, die Bibel zusammenfassen, die gesamten Geschichten, Ereignisse, Erlebnisse, die Hoffnungen und Tränen, das Leben Jesu und sein Kreuz und vor allem durch seine Auferstehung, dann – ja dann lautet dieser Slogan des Evangeliums: „Das Leben geht weiter.“ Das Leben geht weiter. Ja - DAS ist die Botschaft heute und immer. Das Leben geht weiter für .. Alle Verstorbenen vorlesen!!!!

Verstorbene in KJ 2018/2019

4.      Heute

Und das Leben geht weiter; hier: FÜR UNS, die wir uns noch hier im Leben auf den Weg zum Himmel vorbereiten können.

Das Leben geht weiter, für die in Christus Verstorbenen und für uns, die wir heute hier im Leben unser Leben in und mit der Zukunftsverheißung, also mit der Auferstehungsgewissheit gestalten dürfen, sollen und müssen. Angst brauchen wir nicht zu haben; warum auch. Denn es ist so einfach. Denn eines bleibt: Die Gewissheit, dass auch wir den Weg zum Himmel gehen dürfen, weil unser Leben weitergeht.

Gepriesen sei der Herr. Halleluja. AMEN.

Herr, schenke Hoffnung in Trauer. Zukunft in Trübsal, Gewissheit im Leben. Amen.