2019.03.31 (Joh 6, 47-51): Gott ist Zukunft

Johannes 6, 47-51

47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben.

48 Ich bin das Brot des Lebens.

49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.

50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe.

51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.

 

1.      Einleitung

Heute zu predigen, ist einfach.

Einfach ist es nicht, weil ich ja gestern die Entscheidung mitgeteilte, dass ich die Ernennung zum Inhaber der Pfarrstelle II angenommen habe. Es ist auch nicht deshalb einfach zu predigen, weil damit für die Paulusgemeinde eine Zeit der Irritation nach der Fusion - vorerst zumindest - unbefristet beendet ist.

Es ist einfach, weil der Predigttext es einfach macht, zu predigen. Denn in den letzten Wochen bin ich vermehrt darauf angesprochen worden, dass meine Predigten zu weltlich und zu wenig geistlich und auch zu wenig handlungskonkret wären. Also heute ist es einfach, handlungskonkret zu sein, denn letztlich lässt sich an einer Frage das eigene geistliche Leben beurteilen, messen:

Diese Frage, an der Sie einfach feststellen können, ob Sie richtig glauben, stammt aus dem unmittelbaren Umfeld des heutigen Predigttextes auf den ich gleich noch kommen werden. Also Predigt leicht gemacht durch eine Frage, die Ihnen einfach und schnell deutlich macht, ob Sie evangelisch glauben. Diese Frage lautet:

Wann sind Sie das letzte Mal über Wasser gelaufen?

Mit dieser einfachen Frage kann man problemlos die richtigen und die falschen Christen unterscheiden. Denn die richtigen Christen können das; über Wasser laufen. Weil dem, der glaubt, ist alles möglich.

Und die meisten wissen ja, dass ich aus dem heiligen Hinterland komme. Und wir Kinder des Hinterlandes haben schon von klein auf gelernt, so was zu tun. Es bedarf natürlich einiger Anläufe und Übungen, um das "übers Wasser laufen" zu perfektionieren. Auch bei mir hat das nicht von Beginn an geklappt, aber das schreckt so einen Hinterländer Bub nicht. Also: Da gab es den kleinen Fluss Perf hinter unserem Haus. Und als kleiner Junge haben wir uns dort mit allen versammelt und haben nach dem Kindergottesdienst die tollsten Geschichten Jesu natürlich eben nachgemacht und erprobt. Und da der kleine Bach Perf erst zu meinem 12. Lebensjahr einbetoniert wurde, konnten wir ganz bequem vom Ufer kommend das Wasserlaufen lernen. Ich gestehe: Es ging manchmal nicht ohne nasse Socken oder Hosen ab, wenn man sich dumm verhielt.

Wie ist das mit Ihnen, wann sind Sie das letzte Mal übers Wasser gelaufen? Denn, dem, der glaubt, ist schließlich alles möglich?

Kranke heilen, Wasser zu Wein verwandeln (idealerweise nicht dann, wenn man gerade darauf wandelt, natürlich), verwirrte Geister bändigen, unglaubliche Fischfänge machen; und zuletzt das ewige Leben erlangen.

Sie merken: Heute ist das Predigen für mich hochnoteinfach. Denn ich kann allen meinen Kritikern nachweisen, wie konkret die Predigt ist und auch die Anweisung aus der Bibel. Also – wo sind die Glaubenswunder in unserem Leben; die Glaubenhoffnung des ewigen Lebens; gerade auch für die, die wir diese Woche bestattet haben? Wie konkret fühlt sich die Gewissheit im Verlust, und vor allem im tragischen Verlust auch vom gewählten Tod von Dominika am Mittwoch am Bahnhof an? Und jede/r von uns hat diesen Verlust durch den Tod von Angehörigen erfahren. Also, wie ist das mit dem ewigen Leben, dem Wunder der Zukunft, die uns verheißen ist?

2.      Bibeltext

Der Evangelist Johannes ist anders als die anderen drei Evangelien im NT. und auch ganz anders als die ca. 20 anderen Evangelien, die es nicht in den neuen Kanon der Bibel geschafft haben. Ich lese mal den Auszug aus dem Kapitel 6 des Joh. Ev. (Verse 47-51)

An und für sich hört sich das ja wieder ganz harmonisch an; oder?

Aber schauen wir uns mal die Tage am See in Galiläa (dem See Genezareth) und der Seestadt Kapernaum genauer an, wo unser Text bei Johannes spielt.

Das Kapitel 6 des Johannes-Evangeliums ist in 4 Abschnitte geteilt:

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Erster Plot (6, 1-15): Zunächst folgen 5000 Männer Jesu und er lässt sie am Berg am See lagern. Die Jünger wissen nicht, wie diese Menschenmenge ernähert werden soll. Jesus aber verteilt 5 Gerstenbrote und zwei Fische; stibitzt sie von einem Knaben, übrig bleiben 12 Körbe mit Brot; Fisch is aus. Die Menschen wollen den Wundertäter Jesus nun zum König ausrufen. Jesus entzieht sich.

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Zweiter Plot (6, 16-21): Weil Jesus weg ist, fahren die Jünger nachts über den See. Jesus läuft mal eben übers Wasser zu ihnen. Noch mehr Verwunderung.

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Dritter Plot (6, 22-59): Heftige Diskussion um die Rolle Jesu, der sich als das Brot des Lebens bezeichnet. Aus diesem Abschnitt ist auch unser Text. Es geht in Vers 52 weit: „Das löste einen heftigen Streit unter den Juden aus.“ Und: Juden waren sie alle, auch Jesus.

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Vierter Plot (6, 60-71): Abspaltung vieler Anhänger und Zerwürfnis, weil Jesus kein Wunderclown sein will. Vertrauen haben noch Zwölf, aber so Jesus Aussage: „ einer von euch ist ein Teufel." Super harmonisch oder?

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Kernsatz: 29 Jesus antwortete ihnen: "Gott will von euch, dass ihr dem vertraut, den er gesandt hat." Und hört auf die irdischen Dinge anzubeten.

Generell gilt, dass Johannes als Evangelist deutlich ausführlicher als die anderen Evangelisten schreibt. Bei Johannes redet Jesus viel mehr, detaillierter, länger und meditativer. Die Geschichten sind zudem irgendwie wirklichkeitsgetreuer in der Komposition des Johannes erzählt. Das Evangelium hat mehr die Form einer Art Denkschrift, einer Nachdenkschrift als die eines Evangeliums. Es geht Johannes um die Souveränität Jesus als die wesentliche Zukunft Gottes; für uns Menschen.

Johannes versucht uns zu vermitteln, mit welcher Klarheit, Gelassenheit und Zielstrebigkeit Jesus im Leben gegenüber allen und allem aufgetreten ist, weil die Botschaft lautet: Die Tradition, das Gesetz, das Erlernte ist von GESTERN, aber Gott ist ZUKUNFT. Und der Glaube an den Gesandten, an Christus, ist der Weg, die Wahrheit, das Brot, das Licht für die Zukunft, also ein Leben in Gottes Verheißung.

3.      Christus – die Zukunft Gottes

Gott ist Zukunft. Das ist einfach ausgedrückt alles, was Johannes aussagen will. Gott ist Zukunft in Christus. Das ist die Mitte des Evangeliums.

Nicht das Gesetz Moses bildet die Zukunftsgewissheit aus. Es sind auch nicht die Wunder, wie im Kap. 6 des Johannesevangeliums klar wird.

Es ist überhaupt nicht Vergangenheit, aus der heraus sich letztlich das ewige Leben, also die Zukunft über den Tod gestaltet. Gott ist Zukunft

Allein das Vertrauen, dass Gott in Christus Herr über Leben und Tod und vor allem die Gewissheit der Gnade ist – das ist die Botschaft.

Kurz: Gott ist Zukunft. Gott ist Zukunft, selbst über den Tod hinaus.

Diese große Botschaft hängt alles Kleinkarierte, alles Gestrige, alles klammern an Wunder ab; und auch alles, was uns in dieser Welt so festhäl. Die Vergangenheit ist ABGEHÄNGT in Christus.

Die Tradition ist Makulatur. Das Geld wird von Motten gefressen oder heute von Draghis Negativzinsen. Unsere Scheunen und Paläste werden andere bewohnen, erobern, vererben. Was bleibt? Was bleibt?

Nur dies: Vertrauen in die Zukunft Gottes.

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6,29: Gott will von euch, dass ihr dem vertraut, den er gesandt hat.

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6, 47: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben.

Das Evangeliums ist also nicht anderes als die große Vertrauensbasis im Leben; im Leben und im Sterben durch den Tod hindurch zum Leben.

4.      Heute

Wie ist das mit dem Vertrauen; dem Vertrauen auf Gott? Wir als Kinder haben dieses Vertrauen uns beim Laufen über das Wasser hart erarbeiten müssen. Dick eingemummelt, versuchten wir immer zu erproben, über das Wasser zulaufen; nun im anderen als flüssigen Aggregatzustand befindliche Wasser. Ab und an gab es nasse Socken und Hosen. Ab und zu trug das Wasser als Gefrorenes nicht. Aber die Erfahrung machte uns klug.

Nur die, die sich mit viel Erfahrung heranwagten, konnten auch schnell erleben, was es bedeutet, dass Wasser trägt. Wasser trägt, wenn wir nicht kleingläubig sind, und glauben immer zu wissen, was Wasser ist. Natürlich ist Wasser, gefroren, auch Wasser. Und wer schon mal über einen gefrorenen See gelaufen ist, bei dem man die Fische unter den Füßen schwimmen sieht, weiß um das erhabene Gefühl des Vertrauens.

Trägt uns unser Glaube? Vertrauen wir der Hoffnung, dass Gott unsere Zukunft ist? Ist er, ist Christus unser Brot des Lebens, unser Licht der Welt, unser Weg zur Wahrheit?

Ist unser Vertrauen zukunftsfähig; gegründet in dieser Verheißung in Christus? Nicht die Wundertaten tragen, sondern das Vertrauen allein. Vertraut ihr darauf?

Wenn ja – dann seid ihr – trotz der Trauer, die euch und uns durchströmt und auch manchmal zerreißen mag – gesegnet mit den Wundergaben Gottes. Denn die Wunder Gottes auf das ewige Leben sind doch letztlich nur dies: Vertrauen zu haben und sich ganz fallen lassen zu können in Christus. Er trägt uns, im Zweifeln, im Leben, in Trauer, im Leiden, im Sterben und über den Tod hindurch zur Zukunft, die da heißt Leben.

Oder wie ich es immer wieder als kürzester Slogan des Evangeliums aussage: Das Leben geht weiter. Zukunft! Es geht weiter durch den Tod

hindurch für die, die uns vorangegangen sind; in die ZUKUNFT.

Es geht weiter. Für Ute Fender, für Helmut Kraft, für Maria Weißmüller und sicher für Dominika Sobek. Es geht auch weiter für uns, wenn wir unser Vertrauen nicht an die Vergangenheit hängen, sondern zuversichtlich – über das Wasser des Lebens – wandeln. Also tut es!

Es ist so einfach; und so schwer. Amen.

Herr, gibt Hoffnung, Vertrauen und schenke uns deine Zukunft. Amen.