2018.08.26 (Eph. 1, 9-12): Das Ende vom Lied

Video des Kerwegottsdienstes

Eph. 1, 9-12 (3-14)

Lobpreis Gottes für die Erlösung durch Christus

3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.

4 Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe;

5 er hat uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens,

6 zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten.

7 In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade,

8 die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit.

9 Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte,

10 um die Fülle der Zeiten heraufzuführen, auf dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist, durch ihn.

11 In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens,

12 damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.

13 In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist,

14 welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.

 

1.      Einleitung

Das Ende vom Lied. Was ist das Ende vom Lied?

Nun – wenn man nachts durch Raunheim geht, wenn Kerb ist, ist das nicht anders, als wenn man im neuen Hipp-Viertel in Frankfurt, dem Bahnhofsviertel Sonntagmorgens zur Kirche geht. Da liegen die Reste vom Feiern und sonstigen nicht immer heiligen, aber oft eiligen Aktionen verstreut in der Gegend rum. Das Ende vom Lied von Zuviel des Ganzen, ist nicht immer erfreulich oder noch weniger erwünscht; selbst wenn man sich neun Monate danach freuen kann.

Das Ende vom Lied. Was ist das? Woher kommt dieser Ausdruck eigentlich? Was soll das eigentlich bedeuten?

Die Erklärung ist einfach. Bei vielen Liedern gab es früher am Ende mit der letzten Strophe eine Zusammenfassung des Inhalts, der dann meist eine Ermahnung enthielt. Es ging darum, wie man sich richtig zu verhalten hätte und zum Schluss wurde man daran erinnert.

Das Ende vom Lied ist also der Hinweis darauf, dass alles vorher, das Singen, Grölen, sich fallen lassen letztlich zu einer Verantwortung führt.

Auch in der Bibel gibt es sollte Schlusserinnerungen, Ermahnungen.

Jesus setzt sie häufig ein bei Gleichnissen. Gleichnisse – das sind die Mustererzählungen, mit denen Jesus die Quintessenz, also das Wesentliche (lat. Wörtlich: das 5. Element - Milla Jovovich und Bruce Willis lassen grüßen) zusammenfasst. Übrigens: der SF-Film enthält zum Ende eine solche Ermahnung: „ MENSCH erweise dich als würdig.“

Bei Jesu Gleichnis der Arbeiter im Weinberg (Mt 20, 1-16) ist die Ouintessenz, das Wesentliche oder Ermahnung; Bei Gott wird der Lohn nicht nach menschlichen Leistungsmaßstäben gezahlt. Letzte sind die ersten und erste die letzten.
Oder beim Gleichnis aus dem Evangelium heute: Ewiges Leben - Quintessenz, Stell keine dummen Fragen, die du selbst schon beantworten kannst und red’ nicht, sondern hilf dem, der Hilfe braucht.
Oder beim reichen, jungen Mann Anfang zwanzig, der nach der Codekarte für das Himmelsportal fragt, um eingelassen zu werden (Markus 10, 17-27). Und Achtung: „Himmel“ – das ist kein Name eines Clubs im Bahnhofsviertel! Jesus zum reichen Twen: Der Zugang kann nicht erkauft werden, man muss ihn sich erleben!
Oder die Geschichte von den zwei Generationen (Mt. 11, 15-17): Wer Ohren hat, der höre aufmerksam zu! Jesus vergleich die Menschen mit Kindern auf dem Markt (also in der Öffentlichkeit), die sagen: Wenn wir fröhliche Lieder gespielt haben, habt ihr nicht getanzt. Wenn wir traurige Lieder gespielt haben, habt ihr nicht geweint. Ouintessenz, die Zusammenfassung ist: Das Ende vom Lied ist, dass sich niemand mehr um den anderen kümmert, sondern nur an sich denkt.

2.      Bibeltext

Auch im Predigttext, den ich heute ausgesucht habe, geht es um die Frage: Was ist das Ende vom Lied?

Im Brief des Paulus an die Christen in der Stadt Ephesus im ersten Kapitel führt Paulus in den Versen 3-12 aus. Verse V 3-8:

Verse 3-8: Wir sind in Christus erwählt, seine Kinder sind wir in seiner Gnade, Ein Geschenk in Christus. Wir sind erlöst, uns ist vergeben in seiner Gnade.

V 9: Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte,

V 10 um die Fülle der Zeiten heraufzuführen, auf dass alles zusam-men­gefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist, durch ihn.

11 In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens,

12 damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.

Im ganzen Epheserbrief wird nur eine Frage behandelt: Was ist das Ende vom Lied, wenn man Christ ist? Es geht also nur um die Frage: Wie sieht unser Leben aus, wenn wir uns der Gnade Gottes bewusst sind? Was sind wir? Wie sind wir? Wozu sind wir? … Wenn wir um das eigene endliche Leben in der Gnade Gottes wissen. Was ist unser Ende vom Lied, wenn wir als Christen durchs Leben gehen? Letztlich als Wichtigstes, als Quintessenz, geht es um die Frage: Was ist an dem Lied der Christen anders als an dem Lied der Welt?

Paulus ist sich sicher: Das Ende vom Lied der Welt ist der Tod. Aus. Ende. Vorbei. Dieser Tod kostet nicht das Leben, sondern die Auferstehung, die Hoffnung auf Zukunft! Das Lied der Welt spielt nur jetzt und nicht für die Zukunft und das Leben mit Zukunft. Und das Ende vom Lied der Welt ist es Kampf um das eigene Recht, das eigene Bier, das eigene Erbe, um die Urteile der Welt. Es ist am Morgen danach häufig Heulen und Zähneklappern, also Folgen des Vortages? Gewinnen kann man da nur mir Glück. Im Lied der Welt, dem jetzigen Leben schlagen wir uns mit unsinnigen Dingen rum, die so nötig sind wie ein Pickel am A.. allerwertesten. Das Ende vom Lied der Welt ist, dass irgendjemand den Klowagen sauer machen muss; mit Bröckchen, nicht Brötchen wohlgemerkt. Eine höchst eindrückliche Erfahrung, zum Lied der Welt. Selbst oft genug gemacht.

3.      Berufen in Christus zur Hoffnung auf Zukunft

Ob die ach so frommen, kirchlichen Menschen letztlich besser sind, brauchen wir nicht zu untersuchen. In Augen Gottes sind sie es NICHT!

Alle Geschichten von und mit Jesus führen das Ende vom Leid nicht als moralische Keule aus, sondern als Anfrage an das eigene Lied, was in meinem Leben eine wesentliche, wichtige Rolle spielt, spielen könnte.Denke ich mein Handeln von den Folgen her oder lasse ich mich in das tiefe Loch fallen und genieße den Augenblick, der dann durchaus lustig, gesellig und nett sein kann. Aber Morgen, wenn der Klowagen gespült und die Reste von den Straßen fegt werden, stellt sich die Frage nach dem Morgen.

Jesus bevorzugt die Besserwisser, wie die Pfarrer, Küster und Heiligen der Kirche, scheinbar gerade nicht. Jesus wendet sich denen zu, die ihre Hoffnung an das Jetzt, das Bier, den Sex, die Arbeit, den Urlaub, das Haus, die Freizeit, das Tindern, Whatsappen – und die darin allein den Lebenssinn für morgen zu finden suchen.

Das Ende vom Lied Jesu ist ein anderes: Es ruft zu einer Hoffnung auf, die selbst über das alltägliche Leben, die außergewöhnlichen Momente hinaus geht. Kind Gottes – ist der Begriff, der so veraltet wie modern ist. Denn es geht um die Unbefangen, die Neugier und den Drang nach Zukunft, die uns Kinder immer wieder zeigen. Ohne die Moral der Lieder der Welt, die – ganz ehrlich – die Jungen ebenso trällern wie die Alten.

Aufstehen zum Leben – das ist das Ende vom Lied, welches Christus uns schenken will. Der Ruf zur Zukunft, ist ein Ruf in die Verantwortung für das eigene Leben und das Leben mit und unter den anderen. Und so ist das Ende vom Lied Christ anderes als das Ende vom Lied der Welt. Es ist Hoffnung und Zukunft in Verantwortung, weil Gott selbst das Neue, den Anfang schenkt.

4.      Heute

Und wir heute hier? Was ist unser Ende vom Lied? Wollen und verstehen wir es, dass wir von Zukunft reden, in einer Zeit, die nur auf Jetzt, hier, und das nächste Bier ausgelegt ist. Die Looser des Lieds der Welt, wie die deutsche Nationalmannschaft, werden ignoriert, abgeschrieben, schweigend in der Versenkung versteckt. Auch die Kirche scheint sich in vielen Belangen dieser Verantwortung für die Zukunft nicht bewusst, wenn Sie um Ihrer selbst willen versucht, Probleme zu verschleiern.

Das Ende vom Lied soll, kann und darf die Hoffnung sein. Die Hoffnung, die uns geschenktist.

Es geht um Klarheit, um Herzblut; und um das wahrzunehmen, was wir – trotz aller Mode, Freude und Lebe-Jetzt-Philosophie – als unverbrüchliche Hoffnung und Zukunftsbotschaft in uns tragen.

Auch hier im Alltag, in Alltag des Zeltes. Denn die Gewissheit der Zukunft liegt nicht im Festzelt oder an den Festtagen, sondern trägt sich aus in jedem Menschen in seinem Leben, seinem Lied.

Und so ist – so zumindest die Botschaft des Evangeliums – dass wir feiern moralfrei dürfen, können und sollen, wenn wir das Lied des Lebens singen könne. Vom Ende her sind wir gesegnet mit Hoffnung und Zukunft. Deshalb machen wir nicht alles, was möglich ist; selbst wenn es erlaubt wäre. Deshalb machen wir vieles. Deshalb sind wir hier, weil unser Leben mehr ist als alles, was uns diese Welt bieten kann.

 

Amen.

Herr, gib Kraft für das Leben, die geschenkte Zukunft, gib Kraft dein Lied von der Hoffnung und der Zukunft zu singen; vom Ende her. Amen