10.05.2018 Himmelfahrt (Off. 1, 4-8): Feuer des Lebens & als Flamme Gottes brennen

Gottesdienst beim Feuerwehrfest in Raunheim, Frankfurter Str. 56-58
Unter Mitarbeit von den Jungfeuerwehrmänner und (Ex-)Konfirmanden: Adrian, Benito, Marvin, Moritz und Paul sowie vom KV Martina Schauwienold.

Gottesdienst auch auf dem Youtube-Channel (Paulusgemeinde Raunheim)

Offenbarung des Johannes 1, 4-8:

4 Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asia: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind,

5 und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Fürst der Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut

6 und uns zu einem Königreich gemacht hat, zu Priestern vor Gott und seinem Vater, dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Stämme der Erde. Ja, Amen.

8 Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.

 

1.      Einleitung

Feuer – ist etwas Verblüffendes. Notwendig und beängstigend zugleich.

Feuer ist – chemisch ausgedrückt – ein Reduktions-Oxidationsvorgang, kurz auch Redox genannt, bei dem sich ein Brennstoff (Benzin, Holz oder anderes) jenseits seines Entzündungstemperatur Elektronen durch Verbrennung von einem Stoff zum anderen in Form von Wärme, Kohlenstoffen umwandelt, meist durch Zuführung von Sauerstoff aus der Luft.

Schlicht: bei einem Feuer werden chemische Stoffveränderungen auf der Elektronenbasis vorgenommen.

Dies ist eine exotherme Reaktion, das heißt, dass die mit einer Feuererscheinung verlaufende Reaktionen mehr Energie in Form von Wärme an die Umgebung abgeben als zum Entzünden benötigt wird. Feuer ist heiß (meistens), weil die Umwandlung der schwachen Doppelbindung im Sauerstoffmolekül (O2) in die stärkeren Bindungen in den Verbrennungsprodukten (Kohlendioxid und Wasser) Energie freisetzt.

Flammen, für viele das Symbol von Verbrennung oder Feuer, sind dabei eine ganz besondere Art der Erscheinung. Sie kommen nicht bei jeder Verbrennung vor, aber bei den meisten. Die Flamme über einer Kerze, einem Lagerfeuer, in der Gas- oder Ölheizung ist letztlich ein sogenannter Emissionsvorgang, bei dem durch den Übergang von einem Stoffzustand in den nächsten nun LICHT emittiert wird. Emission oder das Emittieren (lat. Emittere) bedeutet schlicht „Aussendung oder Herausschicken“.

Und dieser Vorgang der Verbrennung wird durch die Aussendung von Licht angezeigt. Der Übergang von einem Status zu einem anderen sendet also Licht aus. Und Flammen zeigen diesen Vorgang an.

Die Faszination von Feuer und vor allem Flammen sind in vielen Kulturen nicht nur lebensnotwendig, sondern Symbole und Merkmale einer religiösen Betrachtung. Auch in unserer Welt, wo Feuer ehr zu einer Ausnahme in Zentralheißung oder Luxuskaminen geworden ist, fasziniert uns der Blick in die Flammen. Das Tänzeln der Flamme symbolisiert nicht nur eine besondere Form der Vertiefung oder Meditation. Es ist – Blick man in die Flammen - ein erhabenes Gefühl, letztlich ein Übergang von einem Status zum anderen. Jetzt fragen Sie sich sicher, was hat der Physik / Chemieunterricht eigentlich mit dem Gottesdienst zu tun. Nun – wir könnten ja nachher einen Text machen, abfragen, was ist ein Redox-Vorgang?

Nein – Spaß beiseite: Aber wenn wir heute an diesem Tag Himmelfahrt hören oder denken, ist der Sinn komplett in einer Art „Vatertag“ verloren gegangen. Himmelfahrt Jesu – was soll das bitte sein? Wir sind doch intelligent (manche), da braucht es solche Märchen, Erzählungen oder Wundergeschichten nicht mehr. Nun, was wissen wir denn?

Wissen wir wirklich, was bei einer Verbrennung, einem Redox-Vorgang, was wirklich beim Übergang eines Stoffes zu einem andern unter Ausnutzung von Sauerstoff geschieht? Oder ist es nicht immer noch so, dass die Flammen uns deutlich machen, wie faszinierend dieser Vorgang der Verbrennung sein kann - und wie tödlich auch zugleich, weil eben Hitze auch Menschen verbrennt oder der Kohlenstoff zum Erstickungstod führen wird, wenn wir uns diesem Vorgang nicht entziehen?

2.      Bibeltext

Der Predigtext für den heutigen Himmelfahrtstag steht in einem Buch aus Feuer und Flamme, der Offenbarung des Johannes; bekannt als die Apokalypse. In diesem Buch wird – vereinfacht ausgedrückt – eine Art Schau­spiel mit viel Phantasie und dem Einsatz von Spezialeffekten, die im Kopf gebildet werden, über den Kampf zwischen Gut und Böse berichtet.

Machen wir es kurz: Die Offenbarung hat im Grunde einen Vorspann oder Sicherheitshinweis, aus dem unser Predigttext stammt, und drei Akte.

In diesem künstlerisch-christlichen Endzeitfilm der Apokalypse ist eines wichtig: Egal welche Transformation oder Veränderung es in der Welt geben mag: Der Kampf zwischen den Engeln Gottes und den Engeln des Teufels, Satans oder Widersacher sind letztlich eingebunden in das Happyend, genannt nun das himmlische Jerusalem, welches in den Kapitel 22 imposant inszeniert wird. Das Ende lautet: Das Gute gewinnt.

Jeder Versuch, aus dieser Apokalypse für heute, gestern oder morgen irgendetwas Übertragbares herauszulesen ist – evangelisch gesehen – Unsinn. Das ist genauso hilflos, wie ich aus dem Film Apokalypse Now nur eines raus lesen kann: Wenn die Welt in Brand gerät, sind die Feuer, die Flammen, die Emissionen, in die hinein sich die Menschen bewegen, mit nichts mehr zu erfassen, was unseren ach so klugen Verstand eigentlich umgeben sollte. Alle Endzeitfilme, -akte, -szenarien – egal von wem gespielt, schaffen letztlich nur eines: Verwirrung, Angst, Unsicherheit.

Und so ist auch die Offenbarung und unser Text zu lesen: Er ist ein Sicherheitshinweis für die 7 Gemeinden in Kleinasien, der heutigen Türkei, in der dieses epochale Theaterstück des Endkampfes zwischen Gott und dem Teufel / Satan scheinbar mit viel Vorliebe und Inbrunst gehört, gelesen und vorgetragen wurde. Predigttext verlesen

4 Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asia: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind,

5 und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Fürst der Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut

6 und uns zu einem Königreich gemacht hat, zu Priestern vor Gott und seinem Vater, dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Stämme der Erde. Ja, Amen.

8 Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.

Der Sicherheitshinweis für die Offenbarung läuft auf einen einzigen Satz hinaus (V. 8):  „Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“

Von A bis Z, von Alpha bis Omega, Jetzt, Gestern und morgen - Allmächtig. Die gesamte Kernbotschaft ist also höchst einfach: Vertraut. Vertraut auf meinen Zusagen, meiner Fähigkeit, meiner Aussendung, Emission von Hoffnung.

3.      Christus als Himmelsfahrer

Was ist diese Zusage, auf die wir vertrauen sollen? Heute an Himmelfahrt eine einfache Antwort: In Christus ist uns diese Hoffnung, die Gnade dauerhaft zugesagt.

Sie lautet: Du kannst, du darfst, du wirst den Himmel erfahren.

Ob das so gelingt, wie sich das die Filmemacher oder der Theaterschreiber Johannes in der Apokalypse vorstellt – das ist letztlich unerheblich.

Denn die wesentliche Botschaft ist: Wenn das Feuer Gottes in dein Leben einzieht, dann wird dies die Flamme des Lebens in dir entfachen.

Wenn diese innere Erleuchtung, das innere Feuer ins uns zum Leuchten kommt, dann – so kann man sich das mit unseren kleinen Verstand vorstellen– werden wir zur Flamme dieses Feuers Gottes werden können; ein unerklärliche Emission wie die Flamme eines Feuers, die irgendwie unerklärlich Licht emittiert. Es ist ein Übergang von einer Ebene zur nächsten. Es ist ein Stoffwechsel, der uns und unser Leben antreibt.

Vertrauen in etwas, was mehr ist als eine nette Geschichte. Hoffnung auf etwas, was mehr trägt als alle Chemiekenntnis oder Fähigkeiten, weil es so existent ist wie Liebe, Nähe, Gewissheit, Lebenshoffnung eben.

4.      Christen brennen als Flamme Gottes

Und will man das Beispiel verwenden mit der Flamme des Lebens und dem Feuer Gottes in uns, so stellt sich nur eine einfache Frage heute am Himmelfahrtstag. Brennt dieses Feuer in mir. Besitze ich die Hoffnung und das Vertrauen an eine Gewissheit zum Leben über alles hinaus, was uns das Leben so scheinbar sicher macht?

Und – Sende ich diese Licht als Flamme in meinem Leben aus?

Es geht nicht um Flächenbrände oder Großfeuer, die letztlich mehr Schaden anrichten als Erwärmen.

Noch einfacher ausgedrückt: Wie gehe ich mit meinem Leben als Energieträger, als Energiequelle um? Bin ich eine Leuchte im Leben oder eine Funzel, die mich und andere eher stolpern lässt?

Schafft es meine Flamme mich selbst und andere soviel Licht auszusenden, dass das eigene Leben und das Leben mit anderen zu einer sichtbaren und klaren Botschaft werden kann?

Einfache Frage. Das Theaterstück der Offenbarung gibt einen gigantischen Abriss im Kampf des Lebens zwischen Gut und Böse. Leider sind die Bilder der Offenbarung ebenso überzeichnet wie die Endzeitfilme, die viele von uns auch geprägt haben. Zuviel Feuer und Flamme, zuviel verbrennt uns letztlich selbst und lässt diesen einfachen Sicherheitshinweis des heutigen Predigttextes aus dem Blick geraten: Gott ist Alpha und Omega, quasi der Anfang und das Ende. Und die Hoffnung ist, dass die Gnade Gottes in Christus letztlich die Flamme sein wird, sein kann und sein will, die den Himmel auf Erden und den Himmel über das Leben hinaus sichtbar werden lässt. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Also – heute am Himmelfahrtstag und Feuerwehrfest in Raunheim: Stellt das Licht nicht unter den Scheffel, unter den Eimer stellen. Die Emission des Lichtes Gottes braucht Sauerstoff zum Atmen, damit die Flamme der Hoffnung und Gewissheit nicht erstickt wird.

Das ist die Botschaft von Himmelfahrt. Nicht mehr. Nicht weniger.

Amen

Herr Schenke und das Licht, das Feuer deiner Gnade und lass uns die Flamme deiner Gerechtigkeit sein.

AMEN.

 

Kerzenflamme in der Schwerelosigkeit