Thema: Gewinner sein und bleiben

Lukas 12, 13-21

1.         Einleitung

Erntedank – was ist das überhaupt?

Ich weiß nicht wer von Ihnen noch aktiv in der Landwirtschaft tätig war oder ist? wer von Ihnen hat aktiv über einige Jahre in der Landwirtschaft gearbeitet?

Ernten – was man sät. das ist dabei ein wichtiger Ausdruck, der eigentlich deutlich macht um was es geht.

Ich bin aufgewachsen mit Kühen und Traktoren, mit Kartoffellese und Getreidemühlen. Es prägt, wenn man weiß, was die Hände arbeit vermögen und in welcher Abhängigkeit man steckt durch Wind und Wetter.

Heute kommt die Milch aus dem HL oder dem Tetrapack. Die Kartoffel aus der Obstecke, die Karotten notfalls aus der Dose. Alles wird frisch geliefert – woher auch immer. Globalisierung ist hier im HL weitverbreitet. Die Ernten kommen aus Spanien (Obst), der Türkei (Obst), aus Indonesien (Gewürze), Holland (Käse und Tomaten), Neuseeland (Braeburn Äpfel).

Am besten aber als Pommes. Die meisten Menschen müssen heute überlegen, was der Grundstoff der Pommes ist.

Fleisch gibt’s beim Metzger. Brot eben beim Bäcker.

Was ist heute die Ernte, die wir einfahren?

Ernten – war deshalb so wichtig, dass es eben mit dem Leben weiter ging. Mit Brot, Wurst, Kartoffeln und Gemüse.

Ich war letzte Woche in München auf einer Tagung. Dort sprach der Chef der Mittelstandvereinigung, Mario Ohoven. Ohoven ist ein deutscher Selfmademan. Erfolgreich bis in die Spitzen, Begehrt als Redner, als Ideengeber. Er ist ein Gewinner – zumindest in unseren Augen. Er ist vielfacher Millionär. Seine Frau Uno Botschafterin. Und er hat eine Devise: Geld regiert die Welt. Oder Nach dem Gelde strebt doch alles.

Für Ohoven – was immer man auch von ihm halten mag – ist  die stärkste Triebfeder des Mensch ist ...?

Nein – nicht sein Sexualtrieb. Nein auch nicht sein Drang nach Nahrung.

Die stärkste Triebfeder ist der Neid und die Gewissheit andere zu übertrumpfen.

Der Kapitalismus, der die meisten von uns gut bis sehr gut ernährt hat, macht sich diesen Trieb zu Nutze. Wie?

Das ist einfach. Die Welt wird in Gewinner und Verlierer eingeteilt. Der eine hat ein Haus, ein Auto, ein Boot. Der andere eben nicht.

Der Drang auch das zu haben, was der andere hat, können wir sehr schön bei Kindern beobachten. Das haben wollen ist das entscheidende nicht das genießen oder teilen. Jegliche Versuche die Kinder zu Teilenden zu erziehen, ist in unserer Kultur schlicht eine Illusion. denn jeden Tag, an jeder Stelle des Fernsehen gibt es ausreichend Beispiele, dass der der mehr hat, ein Sieger ist.

2.         Textbezug

Der Frage, was eigentlich den Menschen im Innersten ausmacht, versucht auch der heutige Predigttext näher zu kommen.

Der Predigttext ist eine Komposition des Evangelisten Lukas. Die Verse sind eingebettet in die Diskussion wie sich die Jünger in der Welt verhalten sollten (Kap. 12, 1-53). Das Ziel ist es nach Lukas, dass die Jünger, die Christen sich auf das Reich Gottes vorbereiten und dementsprechend denken und handeln. Unsere Predigtext ist dreigeteilt.

Die Verse 13+14, Jesus lehnt es schlicht weg ab, Richter über Erbstreitigkeiten zu sein.

Der Vers 15 stellt die Überleitung zu dem Thema des Überflusses und der Habsucht. Wichtig ist, dass Jesus nicht den Reichtum negiert, sondern darauf verweist: Alle Menschen sind nicht durch Ihren Reichtum, sondern das Leben hat seinen Bestand unabhängig seines Reichtums und aller Güter.

Dies dürfte der härteste Satz für uns heute sein. Denn nur die Menschen, die haben und etwas darstellen werden auch in den Gesellschaftlichen Kreisen geachtet.

Das Gleichnis ist eine Verdeutlichung des eben gesagten.

Was scheint Jesus / Lukas uns mitgegeben zu wollen.

Vielleicht nur dies: Der Mensch ist Mensch aus sich heraus und nicht aus den äußerlichen Dingen, die er trägt, die er in der Brieftasche oder auf dem Konto hat. Leben kann nur gelingen, wenn es im Horizont der Endlichkeit des Lebens gelebt wird.

Wahrer Reichtum sind nicht die Güter, sondern die Lebenswerte, die wir als Menschen als Geschöpfe Gottes in uns tragen.

3.         Der Mensch bleibt Mensch – da helfen keine Güter

Irgendwie ist es schon ziemlich banal, was wir als Christen glauben.

Da gibt es einen Gott, der uns hilft, damit wir den wahren Weg erkennen. Da macht sich unser Gott selbst auf und versucht durch das spektakulärste Ereignis der Geschichte, uns für sich einzunehmen. Die Kreuzigung und die Auferstehung sind Werbeveranstaltung Gottes, um uns für seine Sache zu interessieren. Die Werbebotschaft, das Ernteergebnis ist schlicht und banal. Öffne dich der Wahrheit Gottes und du erkennst das wahre Leben oder wie Lukas sagt: das Reich Gottes. Hier geht es um nichts anderes als die Erkenntnis, dass das Leben nicht durch die Rahmenbedingungen definiert wird, sondern durch die eigenen Wertevorstellungen und die eigene Akzeptanz zum Leben.

Leben – das ist die Botschaft des reichen Kornbauers ist mehr als nur Arbeiten und Ernten und Sorgen und Kümmern und Rennen und Suchen und Finden und Fragen und und und.

Leben ist die eigene Einstellung zum Leben aus der Erfahrung heraus, dass wir sterben müssen.

Das ist nicht dramatisch, sondern die Wahrheit, die die Gehirnzellen für die Botschaft Gottes freibläst.

4.         Mensch sein und bleiben

Wenn du alles in den Augen der Gesellschaft hast (Geld, Schönheit, Gesundheit, Ansehen, ...), dann kann dein Leben ein Nichts sein.

Und wenn du vielleicht wenig oder nichts hast (Mietbewohner, Angestellter, Hausfrau, kleine Rente, Unbekannt, ...), dann kann dein Leben erfüllt sein.

Nichts - obwohl reich und berühmt -, wenn der Sinn deines Lebens nicht im Horizont der eigenen Unzulänglichkeit entsteht. Wer den Tod leugnet, wer sich nur auf der Sonnenseite wähnt, wer nur nach den Gütern trachtet, verliert den Weg, die Zeit und die Inhalte, die für ein erfülltes Leben erforderlich sind. Ob 15 Jahre, 35, 55 oder 85 – das spielt dabei keine Rolle.

Wer nur Konserven kauft, wir nie erfahren, was es bedeutet Pflanzen zu hegen und pflegen, die einmal meine Nahrung werden sollen.

Wer nur nach Geld schaut, wird nie sehen, was das Leben um einem herum an genussvollen Aspekten birgt. 

Wer nur dem Ansehen nachjagt, wird nie die Ernte einfahren, die da heißt geliebt werden.

Ernte danken – das ist heute nichts anderes als dem zu danken, dass wir unsere Gehirnwindungen frei haben für das Leben.

Das wahre Leben

-          das Glück und Niederlage erfahren hat

-          das Leid und Schmerz kennt

-          das Freud und Liebe in sich spürt.

Der Kornbauer hat nichts verkehrt gemacht. wir wissen nicht, was er sonst noch an Lebensinhalten hatte.

Wir heute dürfen sammeln, anhäufen, gestalten, uns sorgen und nach Besserem streben; aber die Bedingung für die reiche Ernte ist nicht das Bankkonto, sondern die Gewissheit, das Gefühl, das Spüren, dass – egal was passiert – Gottes Lebenshauch und führt. Heute, morgen und durch den Tod hindurch.

Das ist die Botschaft am Erntedank:

Genieße dein Leben im Bewusstsein, dass das wahre Leben nicht auf dem Konto zu finden ist.

Amen

 

Und das Gottes Freundlichkeit, sein Vertrauen und seine Zusagen an uns, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen