Thema: Die Börse des Lebens

Jesaja 55, 1-5

1.         Einleitung

Was ist ein 1000 DM Schein wert? Blöde Frage? Wirklich?

Was ist ein 1000 DM Schein wert? (1000 DM Schein zeigen. Moment Schweigen) Kommen Sie auf keine falschen Gedanken. Ich habe meine Bodyguards dabei. Nein, aber ernsthaft. Was sind 1000 DM wert ? 1000 DM? Stimmt das? Ist ein 1000 DM Schein wirklich 1000 DM wert? Wenn ich den Kaufwert betrachte, ist er sicher 1000 DM wert. Und was könnte ich mir alles für 1000 DM kaufen. Die neue Kleidung, das Spielzeug, die Anlage, die Anzahlung für was auch immer. Vielleicht ist das mehr als ich im Monat verdiene. Sicher mehr als mein Taschengeld. Vielleicht fehlt dieses Geld gerade zur Zeit um etwas zu bezahlen oder zu kaufen? Was könnte ich mir alles für die 1000 Dm kaufen. Aber was ist der Schein wirklich wert. In der Herstellung nicht mehr als 10 Pfennig. Und doch hat dieser Schein einen anderen Tauschwert als den, den die Herstellung kostet. Etwas Papier und Farbe – und schon werden Menschen unruhig. Geld beruhigt oder?

Wie viel Geld haben Sie dabei? Schauen Sie ruhig mal nach. Ja – schauen sie mal nach. Wie viel Geld tragen Sie mit sich herum. Keine Angst, wir sammeln das jetzt nicht ein für die Kollekte. Aber schauen Sie mal nach. Haben Sie überhaupt etwas dabei? Sind es unter 10 DM oder tragen Sie wie ich immer ‚ausreichend’ Geld mit sich umher. Ich weiß es nicht wie es ihnen geht, aber ohne einen Pfennig Geld aus dem Haus zu gehen, das ist mir etwas unheimlich. Ich stelle mir vor, dass ich mit dem Auto an einer Autobahntankstelle stehe und merke, dass ich mein Portemonnaie vergessen habe. Was soll ich machen, wenn ich kein Geld dabei habe. Ist das nicht peinlich? Der Wert eines Menschen wird gerade in unserer Gesellschaft auch an seinem Portemonnaie, an seinem Bankkonto oder Aktienpaket gemessen. Ausgesorgt haben, das ist der Wunsch vieler. Die Quizshows mit ihren Millionengewinnen reizen dieses Denken noch an. Wert – das wir vielfach gemessen in Geld, Ansehen, Auto, in Statussymbolen wie Uhren, Schuhe, Kleidung und vieles mehr. Wer heute nicht mehr in ist, das heißt eigentlich, das sein Marktwert gesunken ist. Die Kaufkraft ist ein entscheidender Faktor für die Beurteilung der Kundenschicht, die angesprochen werden. Und wenn der Marktwert oder die Kaufkraft, die Anziehungskraft gesunken ist, dann flacht auch das Interesse ab. Ob das auf dem Schulhof ist oder in der Wirtschaft, das tut sich beides nichts. Die Geldbörse, der Geldbeutel, das Konto ist zum Handelsplatz, zur Handelsbörse über den Wert des Lebens geworden.

2.          Textbezug

Im Predigttext geht es auch um Werte, um Tauschwerte und Kaufkraft. Der Predigttext, der im Buch Jesajas steht, berichtet von dem Wert eines Produktes, das der Sprecher auf dem Marktplatz anbietet. Marktschreierisch wird hier etwas angepriesen, dass so völlig unnormal ist. Kauft ein ohne Geld. Bedient euch ohne dafür etwas bezahlen zu müssen. Seid nicht doof, Geld für etwas auszugeben, was es umsonst geben kann. Wenn ihr durstig seid, dann bekommt Ihr Wasser und Nahrung. Und es geht um Nahrung, die satt macht. Und das Beste: Lasst euer Geld stecken. Hier bekommt ihr etwas ohne Bedingung, und trotzdem ist es etwas Köstliches. Es ist unkaputtbar, hält ewig und nutzt sich nicht ab. Der Schreiber, der Marktschreiber im sogenannten Deuterojesaja, einer an das Jesajabuch angehängten Schrift, redet vom Gnadenbund Gottes. Der ist nicht mit Geld zu bezahlen und soll auch nicht getauscht werden, weil darin den Menschen und den Völkern eine ewige Verbundenheit zugesagt wird. Die Gnaden Davids (Vers 3) will Gott in diesem Angebot geben. Damit ist nichts anderes gemeint als der ewige Bund, die Verlässlichkeit auf den Wert der Aussagen Gottes. Die Gnaden Davids, den ewigen Bund mit uns Menschen, der sich auch in den Begriffen des Verses 2 deutlich macht. Wörtlich ist dort die Rede vom Wein und Brot und Milch und dem Fett. Fett heute ein Unwort, ein negativ Wort einer low fat Generation bedeutet hier aber nichts anderes, als das, was Gott beim Opfer im Tempel vorbehalten war. Der Wert, den der Bund hat, den Gott uns anbietet ist das, was Gott selbst zu bieten hat. Die Einladung des Schreibers von Deuterojesaja an den Gnadenzusagen an David teilzuhaben, ist der unkaputtbare Wert Gottes an uns Menschen.

3.         Christlicher Wert

Als Christen lesen wir diese alttestamentliche Verheißung und Einladung natürlich im Horizont der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Das Fett Gottes, die Gnade und der ewige Bund offenbart sich in Geburt, Kreuz und Auferstehung. Der Tauschwert den Gott uns Menschen gegenüber einsetzt, ist er selbst. Um den Wert und die Wertigkeit des Bundes zu betonen, entäußert er sich selbst wie der Philipperhymnus in Philipper 2 aussagt. Gott wird Mensch und durchbricht die Grenzen zwischen Hier und Jenseits, zwischen Wünschen und Handeln. Gott verlagert den Wert auf uns Menschen, weil es um mich und um dich, um jeden einzelnen geht. Der Wert des Bundes mit Gott liegt im Wert des Menschen. Nicht wir bestimmen den Wert unserer Person, sondern wir alle haben einen unvergleichlichen Eigenwert. Individualität, Auftreten, Sprachen und Gefühle sind nicht kopierbar. Geld schon. Es ist unpersönlich, obwohl mit einer individuellen Nummer ausgestattet. Die große christliche Botschaft ist dagegen nichts anders als die Verschiebung unserer Wertvorstellungen, die unser Leben bestimmen. Brot macht nicht satt, sondern überbrückt die Zeit bis ich wieder Hunger bekomme. Wasser lässt den Durst nicht verschwinden, sondern überbrückt die Zeit bis zum nächsten Durst. Wir essen, um wieder hungrig zu werden. Wir trinken, um wieder durstig zu werden. Das ist der normale Wert und Tausch, den wir vornehmen. Wir arbeiten, um zu essen und etwas zu tauschen. Und wir Tauschen und geben Geld aus, um wieder zu arbeiten, damit wir das Defizit wieder ausgleichen. Der Bund Gottes in Jesus Christus beendet unser Tauschgebaren. Er beendet das normale Denken, Handeln und den Rhythmus des Lebens. Denn alles, was wir tun, ist gedeckt von einem Defizit. Dem Defizit an Liebe, an Essen, an Wohlstand, an Wissen, an Weitsicht. Dieses Defizit füllt Gott selbst aus, weil er dieses Tauschrhythmus selbst durchbricht.

4.         Übertrag

50 Milliarden DM – das ist der Besitz der reichsten Deutschen. Den Albrecht Brüdern. Albrecht Brüder oder besser bekannt unter den Aldi – Besitzern. Was ist das Leben wert und was macht das Leben lebenswert? Etwas eintauschen können mit Geldscheinen – darum dreht sich oft das Leben. Aber dieser Tausch ist nichts wert. Unsere Aufgabe als Christen ist es, sich bewusst zu sein, dass das eigene Leben zwar den Zwängen der Welt unterliegt, aber die Freiheit des Bundes Gottes ermöglicht auch hinter diese Zwänge zu schauen. Was ist, wenn ich kein vollen Kühlschrank habe? Was, wenn ich keinen Kühlschrank habe? Kein Geld – kein Ansehen? In dieser Welt vielleicht. Aber der wahre Wert des Lebens liegt wo anders verborgen. Aller Tauschwert ist nichts wert, wenn es nicht hält. Die Lust des kurzfristigen Wertes – das ist das Streben der Welt. Das Streben Gottes ist, dauerhaft uns den Wert zuzusprechen, der nicht getauscht werden kann. Das ist auch die Aufgabe, die wir als Christen haben. Hinter die Fassade des Lebens zu blicken und uns selbst und den anderen klarzumachen, dass unserer Leben mehr ist als die Summe von Tauschvorgängen. 50 Milliarden DM und doch nur eine Begleitung im Leben. Geld kommt und Geht. Und wenn wir gehen, sterben oder zu neuen Ufern aufbrechen, dann wird deutlich, dass jenseits mit unseren Vorstellungen vom Tauschen, den eigenen weltlichen Werten ganz andere Maßstäbe gelten. Ewig geborgen und getragen. Dass selbst Geld nicht ewig hält, zeigt uns wieder mal der Euro. Auch wird kommen und gehen. Die Zusage Gottes aber bleibt ewig. 

Und das ist die Botschaft für den heutigen Sonntag: Der Wert deines Lebens ist bestimmt durch die Gnade Gottes und nicht durch den Wert deines Kontos. Amen.

Und die Zusage Gottes, die unbegreiflicher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unserem Herrn. Amen