Predigt zum 3. Sonntag nach Epiphanias

Text: Johannes 4, 5-14

Thema: Grundbedingungen des Lebens

1.         Einleitung

Es gibt von dem berühmten Psychologen Maslow, der in den 50er Jahren führende Theorien in der Psychologie erarbeitet hat, eine sogenannte Bedürfnispyramide. Diese Bedürfnispyramide versucht zu erläutern, welche Motivationen Menschen entwickeln und entwickeln können. Ich habe Ihnen diese Maslow`sche Bedürfnispyramide mal mitgebracht, und lassen Sie uns mal ein bisschen in dem Punkt der Bedürfnispyramide bewegen. Diese Pyramide beginnt wie alles natürlich unten auf dem Boden, mit den sogenannten Grundbedürfnissen: Essen, Trinken, Schlafen, also Bedürfnisse, die das Leben überhaupt ermöglichen. Diese Grundbedürfnisse, Essen, Schlafen, Trinken, Wärme, Sexualität, Bewegung, Bequemlichkeit, Zuwendung, steigern im Grunde auch das Sicherheitsbedürfnis als nächste Stufe, nämlich die Sicherheit nach Gesundheit, Ordnung, Grenzen, Normalität. Daraus entwickeln sich soziale Bedürfnisse. Nach Grundbedürfnissen, Sicherheitsbedürfnissen geht es um Anerkennung und um Informationen, darauf aufbauend um Statussymbole: Prestige, Karriere und als Spitze der Bedürfnispyramide sieht Maslow die sogenannte Selbstverwirklichung, das kreative Denken, die Eigenverantwortlichkeit, im Grunde das tun zu können, was mich in meinem Innersten bewegt.

2.         Text

Auch unser Predigttext redet heute von einem Grundbedürfnis. Und zwar ein Grundbedürfnis Jesu nach Wasser, nach Trinken. Der Brunnen Jacobs, von dem hier die Rede ist, liegt in Samarien, in einem Land, das mies angesehen war bei den Juden, gegenüber dem Vorurteile der Unreinheit deutlich wurden. Und Jesus kommt erschöpft an diesem Brunnen, setzt sich nieder zur 6. Stunde, und er ist müde davon und da kommt eine Frau in die Hitze des Tages hinein und will Wasser schöpfen. Und Jesus, ganz Macho, bittet die Frau: Gib mir zu trinken. Die Frau ist ziemlich entsetzt, denn das widerspricht allen Gewohnheiten, die sie bis jetzt kennen gelernt hat. Vielleicht denkt sie, dieser Mensch muss ziemlich ausgetrocknet, ziemlich durstig sein, wenn er von mir, einer eigentlich für Juden Aussätzigen, sich Wasser geben lässt. Und doch dieser Jesus, mit dem sie spricht, möchte seine Grundbedürfnisse, seinen Durst befriedigt wissen. Und über dieses Grundbedürfnis fängt Jesus an , nach dem Predigttext, seine Auslegung deutlich zu machen. Er redet von dem Grundbedürfnis nach dem lebendigen Wasser. Nach einem Wasser, bildlich gesprochen, von dem man trinkt und nicht wieder durstig wird. Ein Wasser, das eine Quelle des Wassers in einem selbst aufsprießen lässt und dieses Grundbedürfnis ein für alle mal zu erfüllen weiß. Es ist das Wasser des Lebens. Oder wie Jesus im Vers 14 vermittelt, es ist die Quelle des Wassers, die in das ewige Leben hinein mündet. Und natürlich, wie nicht anders zu erwarten, ist die Frau nun begierig, ihre Grundbedürfnisse, die sie jeden Tag mit dem Schöpfen von Wasser, Zubereiten von Essen oder Sicherheitsbedürfnissen, wie dem Sammeln von Holz  zum Heizen, Kochen usw. ist natürlich begeistert, dass sie eine Quelle allein in sich trägt, sozusagen, autonom, autark und dadurch alle Grundbedürfnisse und Sicherheitsbedürfnisse des Lebens erfüllt bekommt. Sie denkt auch ganz pragmatisch, denn im Anschlussvers sagt sie: Gib mir, denn dann muss ich nicht jeden Tag hierher laufen und Wasser schöpfen. Pragmatisch.

3.         Christliche Aussage

Was sind Ihre Grundbedürfnisse? Was benötigen Sie jeden Tag? Von was für Dingen möchten Sie sich nicht mehr trennen und ohne die könnten Sie sich nicht vorstellen, auch Ihr Leben angenehm, vielleicht in Sicherheit, zu erfüllen. Essen und Trinken sind in unseren Breitengraden kein großes Thema. Und dennoch trägt dieser Predigttext eine urchristliche Botschaft in uns, die von der Erfüllung eines Grundbedürfnisses redet. Und wir sehen dies auch in der Pyramide von Maslow, nämlich in dem letzten Punkt, der sogenannten Zuwendung, der Bequemlichkeit, der Bewegung und der Wärme. Christen erhalten durch Gott im Glauben eine Quelle des Lebens, eine Grundzufriedenheit, die Fähigkeit Leben als Leben anzunehmen, zu akzeptieren und ihr endliches Leben als solches zu begreifen, zu leben und zu gestalten. Das was Jesus zu dieser Frau aus Samarien sagt, ist im Grunde nichts anderes als: Habe Vertrauen auf Gottes große Zusage, dass er für uns der Quell des Lebens sein will. Und das hat nichts mit einem Schatz zu tun, das hat nichts damit zu tun, dass ich irgendwohin gehen muss, sondern Gott pflanzt selbst in Jesus Christus diese Quelle in uns ein. Unversiegbar, ohne den Verlust von Grundbedürfnissen, nämlich dem Bedürfnis nach Nähe, Geborgenheit, Zuwendung, nach dem geistigen Essen und Trinken, nach dem Schlaf.

4.         Übertragung

Was heißt das für uns heute? Wenn wir uns die Maslow`sche Bedürfnispyramide jetzt noch mal anschauen, stellt eigentlich Jesus, oder Gott in Jesus Christus, diese Basis für den nächsten Schritt sicher. Nämlich Gott ist das lebensbedingende Bedürfnis des Menschen, auch wenn sie es gar nicht wahrhaben wollen, in sich tragen. Es gilt diese Grundbedürfnis, genau wie wir heute, Essen und Trinken wieder bewusst wahrzunehmen. Wann haben Sie das letzte mal bewusst auf etwas rumgekaut? Gemerkt wie das Wasser, das Bier, der Kaffee sich den Weg durch die Speiseröhre in ihren Magen nimmt. Bewusst wahrnehmen des religiösen, des göttlichen Grundbedürfnisses, das jeder Mensch in sich trägt und dennoch so unterschiedlich auslegt. Hören auf sich selbst, hören auf den eigenen Körper, hören auf die eigene Stimme, das ist das was heute gefordert ist und nicht in der Hektik der Zeit, des SMS-Zeitalters, des Internets oder des Viele-Sender-Fernsehens gilt es wahrzunehmen. Wie befriedige ich eigentlich meine Grundbedürfnisse. Gott ist das lebendige Wasser. Es ist das Angebot. Und er will mit seinem Glauben, den er uns schenkt, uns bereit machen für das lebendige Wasser. Und das heißt nichts anderes, als dass wir getrost in unserem Leben voranschreiten können und sollen. Es ist das lebendige Wasser, das in uns sprudelt. Das macht ruhig. Das macht bewusst, dass ich sterbe. Selbst das Leben zu planen, nicht unbedingt um sich selbst zu verwirklichen, nicht unbedingt um Statusbedürfnisse zu haben, aber um mit sich selbst im Reinen zu sein. Und nicht nach Dingen zu streben, die zwar motivierend in der Gesellschaft sind, aber nicht unbedingt für das was mein Leben auszeichnet erforderlich sind.

Denn das ist die Botschaft für den heutigen Sonntag. Gott ist unser Grundbedürfnis, Dein und mein Bedürfnis im Leben, wie das Wasser, das wir zum Leben brauchen. Unsere Aufgabe ist es, dieses Grundbedürfnis bewusst wahrzunehmen und zu würdigen. Amen