Predigt am 1. Januar 2001
Predigttext: Kolosser 2,3 (Jahreslosung 2001) „In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“
Thema: Gewissheit im Glauben
Als Kind hat mich immer zwischen den Jahren eine Serie im Fernsehen begeistert. Die Schatzinsel. Piraten, Schätze, neue Länder, die Tropen, Segelschiffe, Pistolen, die Guten und die Bösen.
Das Faszinierende daran war die Schatzkarte. Ein altes Pergament, auf dem der Schatz auf einer einsamen Insel verzeichnet war. Keiner wusste eigentlich genau, was dieser Schatz war. Aber er musste einen unermesslichen Reichtum darstellen. Reichtum, Abenteuer – das war das Faszinierende, das sich aus dem Jugendroman von Robert Louis Stevenson ergab, hatte eine konkrete Anlaufstelle: Die Schatzkarte.
Schätze, das sind die Dinge, die Kinder und auch viele Erwachsenen vereinnahmen. Sicher heute haben wir weniger Schatzkarten. Mehr geht es um den sichtbaren Reichtum als Quizmillionäre, als Aktienspekulanten, als Wohlstandsbürger. Die Schätze, die wir in unserem Land und Privatpersonen angehäuft haben, sind auch beachtlich.
In der BRD gibt es ca. 24.000 Steuermillionäre (Menschen, die mehr als 1 Millionen und mehr zu versteuerndes Jahreseinkommen haben). Und in 2001 werden über 300 Milliarden DM vererbt. Dies sind alles Schätze, die uns heute bewegen.
Die Jahreslosung redet auch von Schätzen.
Auch diese Schätze gilt es zu bergen und für sich nutzbar zu machen. Im Gegensatz zu den Schätzen und Schatzkarten, die uns antreiben, redet Paulus aber nicht von materiellem Reichtum, sondern von den Schätzen der Weisheit und der Erkenntnis. Damit versucht er sich auch gegen eine andere Deutung von Christus abzugrenzen. Es geht bei ihm nicht um eine Schatzkarte die Jesus ist, die nur auf den Schatz verweist, sondern um Christus als dem Schatz selbst. Damit grenzt sich Paulus bewusst von Überlegungen anderer Christen ab, die glauben, dass Jesus von Nazareth zwar der Christus oder Messias war, aber dass er nicht wahrer Gott in der Welt ist. Den Gegnern geht es um die Erkenntnis, dass Jesus als Christus lediglich den göttlichen Geist, der in jedem Menschen wohnt, zum Leuchten bringt. Damit würde Christus nur zu einer Schatzkarte, die auf den wahren Schatz verweist. Er wäre nicht selbst der Schatz, um den es im christlichen Glauben geht. Es hat in der Geschichte der Kirche viel Anätze gegeben, Jesus nicht als Gott selbst zu sehen, sondern als einen Propheten. Die Islamische Religion sieht dies ebenso und wirft uns Christen vor Vielgötterei mit der Dreieinigkeit Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist zu betreiben. Im Glaubensbekenntnis wird dies deutlich durch die Aussage: Ich glaube an Gott, den Vater, an Jesus Christus und an den Heiligen Geist. Dieses AN drückt die Glaubensbeziehung der Dreieinigkeit Gottes aus. Für uns Christen ist dieser Christus mehr als nur ein guter Mensch oder Prophet.
Gott ist Jesus Christus – er ist der Schatz, in dem alle Weisheiten und Erkenntnisse verborgen liegen. Christliche Aussage „Gott in Jesus Christus“
Für viele Menschen heute ist gerade diese Sicht, dass dieser Mensch Jesus Christus mehr als nur ein guter Mensch, ein Idol oder Vorbild nicht einfach nachzuvollziehen. Die Jahreslosung für das neue Jahr zeigt ein anderes Bild. „In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“
Es geht nicht um Schätze einer Schatzkarte, sondern um den Schatz an sich. Was sollen das für ein Schatz sein, der in Christus verborgen liegt?
Die Antwort ist einfach.
Der Schatz, um den es geht, ist: Gott in Jesus Christus
erkennen.
Was heißt dies,
Gott in Jesus Christus erkennen?
Damit ist ausgedrückt,
dass es nicht nur um den Menschen und Propheten Jesus von Nazareth geht, sondern
um die tiefere Erkenntnis, dass es Gott selbst ist, der in diese Welt gekommen
ist.
Diese Erkenntnis
ist paradox. Und die Weisheit, die dazu nötig ist, ist nicht mit einer
Schulbildung oder einem Studium zu erfassen. Diese Weisheit, dass Gott in Jesus
Christus ist, ist nicht Wissen, dass wir lernen oder uns aneignen können. Denn
die Antwort auf die Warum-Fragen ist nicht logisch oder erkenntnistheoretisch zu
erfassen.
Warum sollte ein
Gott dies tun, dass er sich selbst zum Opfer macht für uns Menschen? Warum
sollte ein Gott sich selbst an ein Kreuz schlagen lassen für uns Menschen?
Selbst den ersten Christen war dies nicht bewusst. Erst nach der Kreuzigung und
der wundersamen Wandlung, die wir Auferstehung nennen, ist diese Gewissheit
deutlich geworden. Es geht um Gewissheit, nicht um Wissen, das ich mir aneignen
kann.
Die Gewissheit ist
das, was wir Glauben nennen. Glauben an einen Gott, der sich selbst entäußert,
sich für seine Geschöpfe einsetzt. Glauben an einen Gott, dem die Menschen und
seine Schöpfung nicht egal sind, sondern die er liebt.
Selbst wenn alles
Humbug wäre, was wir in den Kirchen lehren, dann bliebe dieser Schatz übrig,
von dem wir Christen seit der Auferstehung zeugen. Ein Gott, der sich für mich
und für dich einsetzt, der nicht nach den Reichtümer, der Weisheit, den
Grenzen, den Gesetzen schielt. Sondern ein Gott, der mein Nächster sein will
und mir als gleichberechtigtes Geschöpf die Freiheit des Schöpfers schenkt.
Es ist dies die höchste
Gabe und der Schatz, der die Welt verändert.
Gott in Jesus
Christus – das ist der Schatz, in dem alle Schätze verborgen sind.
Für mich, für
uns heute bedeutet dies zweierlei:
a) Wer diesen
Schatz hat, ist reich.
Als Christen
wissen wir um diesen unseren Schatz. Wir sind reich, weil wir etwas erhalten
haben, dass mehr ist als Schätze und Reichtümer, als der Betriebsgewinn, der
gute Aktienschnitt, der schnelle Return on Investment oder das ganze Geld oder Güter,
die wir unser eigen nennen.
Dieser Schatz
macht reich, weil dieser Reichtum von innen kommt.
Er hat etwas mit
Geduld, Geborgenheit und Gelassenheit zu tun.
In der Gewissheit,
dass Gott in Jesus Christus uns trägt und hält, lässt sich so manche
Lebensstunde ertragen. Aber auch die Ausgelassenheit und Freude ist der Ausdruck
dieses Schatzes. Weil Gott als Mensch diese Welt genießt, darf und soll ich
dies auch tun.
Es geht dabei um
die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten, das Entscheiden und Verantworten in
dieser Welt, weil Gott selbst sich dies zur Aufgabe gemacht hat. Am Beginn des
neuen Jahres gibt es immer wieder Dinge, die ich oder sie sich vornehmen. Als
Eckpunkt dient Silvester und der heutige Neujahrstag. Es geht um die eignen
Dinge, die wir uns vornehmen im neuen Jahr. Meistens sind dies nur kurzfristige
Vorsätze, die nicht unbedingt lange anhalten.
Reich werden für
2001 bedeutet, reich sein in der Erkenntnis der Weisheit und der Erkenntnis,
dass Gott meine Chancen und Möglichkeiten fördern hilft.
Und arm, arm dran ist der, der sich diesen Schatz nicht
aneignen kann als Gewissheit im Glauben. Ich komme zu dem zweiten Punkt.
b) Wer diese
Weisheit hat, erhält die Gewissheit im Leben.
Wissen und
Informationen scheinen heute alles zu sein. Und der Satz: Alles liegt verborgen
im Internet, mag stimmen.
Dennoch geht es nicht um Wissen oder fachliches Erkennen, sondern um die Gewissheit im Glauben an dieses Ereignis, dass Gott in Jesus Christus die Welt mit ihrem Denken auf den Kopf stellt.
Erkennen wird damit zur Erkenntnis des Glaubens. Des Glauben an „Gott in Jesus Christus“. Die Erkenntnis, dass Gott in die Welt gekommen ist.
Es bedeutet die Gewissheit des nächsten Tages, der nächsten Möglichkeiten, der Hoffnung auf die eigenen Chancen im Leben. Und auch die Gewissheit der eigenen Begrenztheit, der Endlichkeit, der Unvollkommenheit und des eigenen Sterbens. Aber gerade die Gewissheit im Glauben, dass ich auch über meine eigenen Unzulänglichkeiten hinaus von Gott gehalten werde, macht den Schatz der Weisheit und der Erkenntnis aus.
Das ist die Botschaft für das Jahr 2001:
Finde den Schatz und baue deine Zukunft in der Gewissheit, dass es Gott selbst ist, der dich und mich trägt und hält.
Amen.
Und der Schatz Gottes in Jesus Christus bewahre unsere Herzen und Sinne in dieser Welt. Amen