Predigt 26.12.00 (2. Weihnachtstag)

Jesaja 11, 1-9

Thema: Frieden – die Hoffnung aller

 

1.         Einleitung

Was die Menschen – mal von ein paar Spinnern abgesehen – vereint, ist die Sehnsucht nach Frieden. Frieden heißt nicht, dass es keinen Krieg gibt, sondern dass die Menschen in Frieden ohne Hass und Neid zusammenleben. Dieses Bedürfnis findet sich in allen Kulturen und  Völkern. Er ist allen Menschen gemeinsam. Die Hoffnung, das eigene Leben zu gestalten, in Frieden und Harmonie. Auch die Hoffnung, dass in Palästina wieder Frieden einkehrt, ist geschürt von der Hoffnung nach dem Frieden zwischen Menschen und Völkern.

2.         Text

Jesaja berichtet von im Predigttext von diesem Frieden, der durch einen Auserwählten in die Welt gebracht wird. Dieses Friedensreich, was der Auserwählte gründen wird, lässt einen neuen Bund zwischen denen entstehen, die wir eigentlich nicht so zusammen sehen. Wolf und Lämmer, Löwen und Kälber, und selbst die Instinkte einer Schlange wird die unsichere Hand des Kindes achten, dass in den Bau dieser Schlange eindringt. Eine tolles Reich schildert uns Jesaja.
Jesaja hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen es nicht schaffen Gottgefällig zu leben. Und immer wieder übertreten Menschen Gesetze und Gebote und können das, was als Richtschnur gelten soll, nicht einhalten. Und deshalb lässt Gott durch Jesaja der Welt mitteilen, dass er ein neues Friedensreich schaffen will. Ein Reich des Friedens, das ewig halten soll. Dieser Auswählte Gottes geht auf die Menschen zu und bringt Weisheit, Verstand und den Geist Gottes. Das Reich des Friedens ist anders als das, was bis dahin bekannt war. Harmonie und Gerechtigkeit, keinen Kampf oder Unterdrückung soll es in diesem Reich geben.
Es geht auch nicht mehr um menschliche Gebote oder Gesetze, um Richtlinien der Frömmigkeit oder des Glaubens. Die Regelungen der bestehenden Welt werden aufgebrochen. Es geht nicht mehr um die Nation, es geht nicht um die Grenzen Israels, sondern es geht um alle Menschen, es geht um die Welt mit der Gott seinen Bund in seinem Friedensreich schließen will. Gott selbst überschreitet mit der Aussage die Grenzen, die bis dahin festgezurrt waren, keine Grenzen mehr von Ländern, keine Grenzen mehr in Bezug auf die Farben der Menschen, in Bezug auf Armut oder Reichtum, in Bezug auf Behinderung, in Bezug auf Mann und Frau, in Bezug auf Alt und Jung, in Bezug auf Intelligenz, angesehen oder im öffentlichen Leben stehend.

3.         Christlicher Bezug

Wir Christen reden von diesem Bund und diesem Friedensreich an Weihnachten, den Gott in Jesus Christus geschlossen hat. Wir feiern die Geburt eines kleinen Kindes und wir feiern zeitgleich wo Gott selbst die Grenzen, die er im Alten Testament gesetzt hat, durchbricht. Wir sehen in Jesus von Nazareth diesen Auserwählten, der für uns zugleich der Menschgewordene Gott ist. Ob diese zulässig ist, weil wir uns damit der israelitischen Bibel bedienen, wird oft gefragt. Sicher ist, dass dieser unser Gott als Jude Mensch wurde, und als Jude geboren, erzogen und gelebt hat. Der Auserwählte hat seine Wurzeln in der jüdischen Religion, die damit unsere Religion maßgeblich beeinflusst hat.

Gott wird Mensch, mit Haut und Haar. Als Baby, als Kleinkind, als Kind, als Jugendlicher und als Erwachsener. Gott selbst lebt das Leben des Menschen in Jesus Christus. Und damit durchbricht Gott die Grenzen, die zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen bis dahin gegeben waren. Gott ist nicht mehr nur der, auf den man zugehen muss als Mensch, sondern der selbst auf die Menschen direkt zugeht. Gott ist nicht der Ferne, sondern Gott ist der Nächste, der Mensch, der unter Menschen weilt. Spannend ist mit welchen Eigenschaften dieser Auserwählte ausgestattet ist:
Weisheit und Verstand, Ratgeber und Starker, Erkenntnis und Furcht, die eingebetet sind in den Geist Gottes (Vers 2).
Gerechtigkeit wird seine Entscheidungsgrundlage sein.

4.         Bezug zu heute

Was bedeutet das heute für uns?

Gott überwindet festgelegte Grenzen. Er überschreitet das, was vielen Menschen zur Gewohnheit, zur lebenswichtigen Gewohnheit geworden ist. Gott überschreitet die Gewohnheiten, indem er einen völlig neuen Bund, ein Friedensreich beginnt. In der Geburt Gottes in dieser Welt und seinem Menschwerden in Jesus Christus ist der Startschuss für dieses Reich gesetzt. Das Friedensreich hat seinen Beginn in Jesus als der Menschwerdung Gottes auf Erden. Und wir als Christen haben mit allen anderen Menschen die Aufgabe, Weisheit und Verstand, Ratgebung und Stärke, auch Erkenntnis und Ehrfurcht in dieser Welt hineinzutragen.
Unsere Aufgabe ist es, diesem Friedensreich seinen Weg zu bereiten. Eine Ausrede kann es dabei nicht geben, denn Arbeit ist genug.

Da wäre die Aufgabe, Erfahrung (=Weisheit) den jungen Menschen zu vermitteln. Nicht als Androhung, sondern als Angebot für die eigenen Erfahrungen, um Weisheit zu sammeln.

Da wäre die Aufgabe, Verstehen in die Welt zu bringen, dass die menschliche Moral nichts, gar nichts mit dem göttlichen Auftrag zu tun hat. Sie ist ein Hilfskonstruktion, um Zusammenleben zu gestalten. Aber lasst Moral, statt Menschen sterben, ruft uns die Weisheit zu.

Da wäre die Aufgabe, Stärke im Glauben auch nach außen zu zeigen. Zu zeigen, dass mein Glaube mir Festigkeit und Halt im Leben gibt. Dass mein Glaube Gelassenheit hervorrufen kann, in den unruhigen Zeiten. Als Beispiel gilt es aufzutreten, dass unserer Glaube ein wahrhaftiger Glaube ist.

Da wäre die Aufgabe, Ehrfurcht zu vermitteln, vor dem Leben des Anderen und dem eigenen Leben. Ehrfurcht, die sich darin ausdrückt, dass wir Menschen nicht allein ihrer Wirtschaftskraft oder Leistungsfähigkeit beurteilen, sondern in jedem Menschen, ob schlau oder einfach, ob schön oder hässlich, ob reich oder arm, Gott selbst seine Hand ausstreckt und sie hält. Auch die Hautfarbe oder Religion spielt dabei keine Rolle. Da wäre die Aufgabe, Gerechtigkeit zu fördern. Gerechtigkeit ist eine tolle Vision, die es gilt in konkretes Recht (also Gesetze) zu bringen, damit auch einen Entscheidung für die Gerechtigkeit getroffen werden kann. Gerechtigkeit ist nicht Gleichmacherei, sondern anhand festgelegter Kriterien das zu bestimmen, was

Da ist die Aufgabe auf die anderen zuzugehen und ihnen von dem Friedensreich zu erzählen, damit das Leuchten in unseren Augen weitergegeben werden kann.

Das ist die Weihnachtsbotschaft: Geht hin und gestaltet das Friedensreich, jeden Tag, indem wir unsere Erfahrung, unser Wissen und unsere Ehrfurcht weitergeben.

 

Amen