Predigt 24. Dezember 2000 um 18.30 Uhr

Johannes 7, 28+29

Thema: Weihnachten – der Anlass zählt

1.         Einleitung (Tier-Weihnacht)

Tiere diskutierten über Weihnachten.
Sie stritten sich, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei.

„Na klar Gänsebraten“, sagte der Fuchs,
„Was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten!“

„Schnee“, sagte der Eisbär,
„viel Schnee!“ Und er schwärmte verzückt: „Weiße Weihnachten!“

Das Reh sagte  „ Ich brauche aber einen Tannenbaum,
sonst kann ich nicht Weihnachten feiern.“

„Aber nicht so viele Kerzen“, heulte die Eule,
„schön schummrig und gemütlich muss es sein,
Stimmung ist die Hauptsache.“

„Aber mein neues Kleid muss man sehen“, sagte der Pfau,
„wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich nicht Weihnachten.“

„Und Schmuck!“ krächzte die Elster,
„jedes Weihnachtsfest kriege ich was: Einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste an Weihnachten.“

„Na aber den Stollen nicht vergessen“, brummte der Bär,
„das ist doch die Hauptsache, wenn es den nicht gibt und all die süßen Sachen, verzichte ich auf Weihnachten.“

„Mach‘s wie ich“, sagte der Dachs, „pennen, pennen, das ist das Wahre.
Weihnachten heißt für mich: Mal richtig pennen!“

„Und saufen“, ergänzte der Ochse, „mal richtig einen saufen und pennen.“

Aber dann schrie er „Aua!“, denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt.

„Du Ochse, denkst du denn gar nicht an das Kind?“

Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte:
„Das Kind, ja das Kind, das ist doch die Hauptsache.“

„Übrigens“, fragte er dann den Esel:
„Wissen das eigentlich auch die Menschen ?“

Was ist der Anlass, den wir feiern?

2.         Text (Johannes 7, 28+29)

Im Predigttext redet Jesus in den beiden Versen von seiner Aufgabe und dem, der ihn sendet. Jesus ist ein Gesandter in diese Welt.

Kürzlich las ich von den Problemen, die der Bundespräsident mit den Geschenken hat, die ihm als Staatsoberhaupt von den Botschaftern und Gesandten der verschiedenen Länder, Nationen und Organisationen übergeben werden. Irgendwie müssen diese Geschenke der Gesandten richtig gewürdigt und gelagert werden. Der Gesandte über gibt ein Geschenk als Zeichen seiner Wertschätzung. Dabei ist sicher das Geschenk ein wichtiger Aspekt, aber wichtiger ist die Botschaft, die der Gesandte zu übermitteln hat. Der Anlass des Geschenkes ist die Botschaft, nicht das Geschenk steht im Mittelpunkt.

So ist auch die Aussage Jesu zu seiner Aufgabe als Gesandter zu verstehen. Die Botschaft steht im Mittelpunkt. Die Botschaft, die durch das Geschenk verstärkt werden soll.

3.         Überleitung

Was bedeutet für Sie Weihnachten war die Umfrage einer Wochenzeitschrift.
88% der Befragten antworteten, Weihnachten bedeute für sie ‚Familienfest’. Für 70 % ist es eine besinnliche Zeit. 57 % sehen darin den Anlass zum Festessen und für ebenso viele (57%) bedeutet Weihnachten Freizeit. 56% sehen in Weihnachten ein religiöses Ereignis (nicht christliches Fest). Für 27% ist Weihnachten Stress oder Konsumrausch. 7% sehen in Weihnachten Einsamkeit oder Familienstreit. Der Glaube als Anlass kommt nach dem Festessen – so konnte man dies Überschreiben.

Was ist unser Anlass von Weihnachten und was bedeutet es? Oder endet Gott in der Krippe als Beiwerk zum Festbraten?

Nein – das tut er nicht. Die Mitte von Weihnachten ist nicht der Baum, der Kaufrausch, das 13. Gehalt, die Geschenke oder die begnadigte Weihnachtsgans.

Der Anlass ist nicht die hochstilisierte Weihnachtskrippe oder die Rettung von Weihnachten durch ein spezielles Fernsehprogramm. Und es verwundert schon, wenn ein Fernsehsender Weihnachten dadurch retten will, dass er einen Katastrophenfilm zeigt, bei dem über 2000 Menschen jämmerlich ersaufen oder erfrieren. Das soll Weihnachten retten? Ja, es rettet Weihnachten dann, wenn der Anlass für das Fest verloren gegangen ist. Stellen Sie sich vor, Sie feiern Ihren Geburtstag und die überwiegende Mehrheit kommt zum Fest, weil das Essen so toll wird. Toll – nicht?

Jesus als Gesandter ist der Anlass. Und die Botschaft, das Geschenk, das er uns gebracht hat, bildet die Mitte des Festes.

Was ist die Botschaft, die das Geschenk unterstreichen soll?

Das Botschaft ist die dauernde Zusage Gottes, dass wir uns auf ihn verlassen können. Und das Geschenk ist Gott selbst, der sich von seinem Himmel auf den Weg in unsere Welt macht.

Gott geht in die Welt, in die Geschichte hinein und bildet die neue Mitte unseres Leben. Es ist die Botschaft vom „Sich-verlassen-können“ auf die Zusage Gottes zu unserem Leben, vom Geborgensein und vom Gehalten-Werden in dieser Welt.

Die Wärme und Nähe, die Weihnachten gerade durch die Familienfeiern ausströmen sollte, gibt ein Zeichen dieser Geborgenheit.

4.         Übertrag für uns

Wenn Gott nun in diesen kleinen Baby, dessen Geburtstagsfeier wir heute (eigentlich morgen) feiern, dem Kind oder Mann Jesus von Nazareth in die Welt hineingeht, dann heißt das für uns:

Auch wir können und dürfen in diese Welt hineingehen und auf die anderen zugehen. Zwar wird dieses Kind, dem wir heute die Geburtstagslieder singen, vielen Menschen vor den Kopf stoßen, weil für Jesus nicht das Gewohnte oder scheinbar Normale im Mittelpunkt der Botschaft steht, sondern der Mensch an sich. Egal ob der Mensch reich und angesehen ist oder frierend, stinkend, verlassen an einer Hausecke steht.

Der Anlass ist das Kind, weil es das Geschenk der Botschaft Gottes ist. Weihnachten hat somit einen Zweck und ist nicht Selbstzweck. Es ist die gigantischste Geburtstagsfeier in dieser unseren Welt.

Und weil die Botschaft, so menschlich, uns zugewandt ist, dürfen und sollen auch wir diesen Geburtstag ausgelassen feiern.

Dann – wenn ich den Anlass in mir trage – dann sind auch die Geschenke, die wir uns stellvertretend für Jesus schenken lassen, nebensächlich. Es ist nebensächlich, ob mir die Krawatte gefällt, das richtige Spielzeug ausgesucht wurde, das neue Handy bedienerfreundlich ist, oder was sonst noch.

Dann, wenn der Anlass in uns wohnt und wirkt, ist es die Geste des Schenkens selbst, die die Botschaft Gottes vermittelt. Nämlich mit unseren Geschenk die Botschaft Gottes an meine Kinder, meinen Mann oder Frau, an meine Eltern oder Großeltern weiterzugeben und daran zu erinnern. Was bedeutet dies anderes als den Menschen, die beschenke, zu sagen: Erinnere dich, du bist angenommen und kannst dich auf Gottes Zusage verlassen. Dieses Geschenk nutzt sich nicht ab, wandert nicht auf den Speicher oder ist schon uncool beim Auspacken.

Weil Gott in Jesus Christus selbst Mensch wird, dürfe wir heute seinen Geburtstag feiern; zu seinen Ehren und damit auch zu unseren Ehren. Wir dürfen diese Welt genießen, mit Festessen belegen, mit Geschenken ausschmücken und auch mit der Familie oder Fremden feiern.

Denn das ist die Weihnachtsbotschaft: Niemand ist allein, wenn Gott der Anlass unseres Feierns ist.

Amen

Und der Friede Gottes, der sich offenbart in dem Christuskind, bewahre unsere Herzen und Sinne in Ewigkeit. Amen.