2. Advent: Jesaja 35, 3-10

Thema: Paradies und das Leben

1.         Einleitung

Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine der beliebtesten Zeiten, um in den Urlaub zu fahren. Der Urlaub vom Trubel um Weihnachten und Silvester. Da wird die Sehnsucht nach Ruhe, nach Geborgenheit, nach Urlaub einfach wach.
Wer von Ihnen gestern vielleicht in Frankfurt, Wiesbaden oder Mainz Einkaufen war, weiß ein Lied davon zu singen. Und bitte nicht: Oh, Süßer die Glocken sie klingen“. Das Gedudel beleidigt schon den Gehörschmalz, weil es überall zu hören ist.

Urlaub ist deshalb bei vielen Menschen angesagt: Sonne, Strand und Meer. Länder, die wie Paradiese in unseren Ohren klingen:  Malediven, Neuseeland, Südafrika, Kanarische Inseln oder auch die Karibik.

Paradies. Das ist die Sehnsucht, die Suche nach Geborgenheit und Ruhe. Die Suche nach unbeschwertem Leben, sich entspannen und sich entfalten können, essen ohne sich darum kümmern zu müssen, einfach die Seele baumeln lassen können. Paradies das ist die Sehnsucht, die in vielen Menschen auch gerade in der Weihnachtszeit wach wird.

Fast alle Kulturen haben ein Paradies in ihren Erzählungen von der Entstehung der Erde, in ihren Geschichten und Mythen. Entweder wird dort vom Paradies wie von Gärten gesprochen, in denen Götter sich tummeln, oder, wie in der Bibel, von einem Garten Eden, in dem der Mensch sich um sich selbst kümmern kann, einfach leben kann, die Seele baumeln lassen kann. Das Alltagsgeschäft ist weit weg. Keine Arbeit und keine Mühe. Oder eben auch keine nervigen Weihnachtsgeschäfte, kein Zwang Geschenke zu kaufen und auch nicht der Zwang, sich mit Besuchern an Weihnachten auseinander zu setzen. Paradies, das Paradies auf Erden, Garten Eden, die Sehnsucht nach dem besseren Leben.

2.         Text

Über die Suche nach dem Paradies berichtet auch unser heutiger Predigttext. Jesaja berichtet von dem zukünftigen Heil, dort wo müde und wankende Knie gestärkt werden. Dort wo Gott allein den Menschen hilft. Wo Blinden die Augen aufgetan werden und wo Taube wieder hören können. Dort wo es Essen und Trinken im Überfluss gibt und wo es den heiligen Weg gibt, auf dem nur Menschen sich bewegen, die auch in diesen Garten Eden hinzutreten können. Jesaja hat die Sehnsucht nach diesem Paradies in einer Zeit beschrieben, wo in Juda alles andere als paradiesische Zustände herrschten. In der Zeit in der Jesaja das schreibt, im Südreich, geht eine Lethargie um (ca. 730 v. Chr.) aufgrund der aktuellen Situation. Die Länder um Juda rüsten zum Krieg. Dort gab und gibt es Krieg. Und um 722 vor Christlicher Zeitrechnung wir das Nordreich ‚Israel’ ausgelöscht. Jesajas Ruf nach dem Paradies trifft also in einer Zeit des Umbruchs und der Not. Seine Worte vom zukünftigen Heil soll Menschen Hoffnung machen auf Gottes Zusage weiter zu vertrauen. Es geht um die Zusage Gottes gegenüber dem Volk, sich nicht zurückzuziehen, sondern einen Ort zu bauen, der wie ein Paradies ist.

Es ist die Aussage: Auf Gottes Zusage kannst du dich verlassen, auch wenn alles dagegen zu stehen scheint. Deshalb – weil sich jeder auf die Zusage Gottes verlassen kann, drückt sich das Grundvertrauen der Menschen in die Zusage Gottes aus, dass er ihnen beisteht. Und es ist die Aufgabe der Menschen diese Zusage zu hören und zu leben.

3.         Christliche Übertragung

An was glauben wir als Christen? Was ist das Vertrauen, das uns prägt? Was sind die Hoffnungen, die sich damit verbinden? Wie sieht unser Garten Eden aus, den uns unser Gott gestaltet?

Wir suchen das Heil nicht auf Erden.

Während Menschen nach immer neuen Dingen zur Befriedigung der eigenen Wünsche und Sehnsüchte suchen, verfehlen sie das Lebensziel, das uns Christen ausmacht. An was glauben wir?

Gerade in dem Begriff des Glaubens spiegeln sich die Inhalte unserer Botschaft wieder. Wir glauben an etwas. Und dieses kleine Wörtchen „an“ drückt unsere ganze Lebensbotschaft aus. Es gibt Menschen, die glauben das Geld Glücklich mach, dass Beziehungen und Liebe sie weiterbringen. Sie glauben auch, dass es das Paradies auf Erden gibt, wenn ich nur weit genug verreise. Lifestyle – ist das Modewort. So sein wollen, wie es der Modetrend gerade ausdrückt.

Wir als Christen dagegen, reden sprechen und handeln aus unserer Grundüberzeugung, dass Gott uns Vertrauen schenkt. Durch den Glauben an Jesus Christus drücken wir, unser Grundvertrauen Gott gegenüber aus.

Wir sprechen in unserem Glaubensbekenntnis: Ich glaube an Gott, den Vater, an Jesus Christus und an den Heiligen Geist. Dieses "an", diese zwei Buchstaben, machen die ganze christliche Lehre und das ganze Leben aus. Damit drücken wir nichts anderes aus, als dass wir in die Zusagen Gottes Vertrauen geben. Dass wir dem vertrauen, was er in uns hineinsetzt und er uns Vertrauen schenkt auf unserem Weg. Mit der Wahrheit, der wir vertrauen können, an die wir glauben können – drücken wir dies aus. Deshalb sagen Christen: Ich glaube an Menschen und deren Fähigkeiten. Ich glaube an das Leben, das Gott uns schenkt. Dass wir vertrauen und glauben können. Und es ist unsere Aufgabe, mit unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten aktiv das Leben zu gestalten. Die christliche Botschaft ist einfach: Ich glaube an etwas. Ich glaube nicht, dass Gott vielleicht existiert. Denn darin unterscheidet sich in unserem Glauben etwas von dem Alltagsglauben. Unser Glauben hat eine Richtung und einen Grund. Und dieser Grund ist gelegt, wie es in der Bibel heißt, in Jesus Christus und das heißt nichts anderes, als dass Gott das Vertrauen in uns Menschen setzt, ob wir es wert sind oder nicht. Das ist die Zusage und das ist die Botschaft. Advent das bedeutet heute, dass wir uns daran erinnern, dass wir an dieses "an" kommen, an dieses Vertrauen Gottes, das er in uns setzt, glauben können. Nämlich in seiner Person Jesus Christus hat er das in dieser Welt demonstriert.

4.         Übertrag

Was heißt das für uns heute? Ich erlebe viele Menschen, die nach dem Paradies, nach den wahren Werten des Lebens, nach der eigenen Identität, ihrem eigenen Weg, der eigenen Wahrheit im eigenen Leben suchen. Menschen, die in den Urlaub fahren, die Lifestyle -mäßig sich an Dingen ergötzen und das als ihren Grund und Lebensvertrauen ansehen. Da werden Reichtum, Arbeit, Verein, Sex, Modemusikrichtungen oder was

auch immer  zu den Ersatzreligionen. Sie werden zum Glauben, dass diese Dinge das Grundvertrauen Gottes ersetzt.

Für uns als Christen geht es aber nicht um die "self-made" Schöpfer, wir haben uns nicht selbst geschaffen, sondern wurden geschaffen und können auf die Ebenbildlichkeit Gottes zurückgreifen. Ich glaube an etwas. Ich glaube, dass morgen mein Chef mit mir positiv umgehen wird. Das ist eine unbestimmte Vermutung. Allein durch das Wort "an", durch diese beiden Buchstaben, drückt sich eine Lebensphilosophie, ein Lebensglaube aus, der mehr ist, als nur das Rennen nach dem Tagesgeschäft, nach den alltäglichen Dingen, der im Grunde ausdrückt, warum wir das Paradies schon gefunden haben. Wir müssen nicht suchen im Jenseits oder an einem Ort auf den Malediven. Denn das Paradies, von dem Jesaja auch berichtet, ist der Ort, an dem wir leben. Das Paradies ist unser Leben selbst. Und nur in dem Moment, in dem ich mit beiden Beinen, in dem Glauben an Gott, dass er das Vertrauen in mich setzt, stehe, kann ich auch meinen Glauben an die Menschen, an mich selbst leben. Ich glaube an meine Kinder, an die Fähigkeiten, die sie haben und entwickeln können. Nicht: Ich glaube, dass die mal was werden können.

Ich glaube an meine Partnerschaft, weil mein Partner/meine Partnerin Vertrauen in mich gesetzt hat. Ich glaube an die Fähigkeiten von Menschen, um Dinge zu bewegen. Ich glaube nicht, dass die das vielleicht können. Stellen Sie sich vor, Sie würden in einem Flugzeug sagen: "Ich glaube, dass der Pilot sein Handwerk versteht." Hätten Sie dort Vertrauen hinein? Nein, ich glaube an die Fähigkeit des Menschen, der Organisation, die diese Flugzeuge baut, und auch wieder an die Menschen, die das betreuen. Dass ist wahres Vertrauen. Und wenn dieses Vertrauen nicht vorhanden ist, werde ich immer rastlos nach etwas suchen, ich werde meinen Grund, mein Vertrauen in mein Leben, das Leben von anderen Menschen in Dingen suchen, die mir keinen Halt geben, ob es Reichtum ist, ob es soziale Anerkennung ist oder ob es Bekanntheit ist. Glauben an! Das ist die Botschaft, die an-kommt im Advent. Dass wir Christen das Urvertrauen, das Gott in Jesus Christus in uns setzt, an andere Menschen und sicher auch an uns selbst weitergeben können und dürfen. Das ist Advent. Das Paradies ist angekommen und wir dürfen es leben; jetzt und heute. Weil Gott an uns glaubt. Amen

 

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen in JX. Amen