Thema: Persönliche Fähigkeiten nutzen

Predigttext: 1. Tim. 4,1-5

1.         Einleitung

Unsere Schwimmerinnen in Sydney sind Flaschen, dümpeln im Wasser und kommen nicht ans Ziel. Keine Medaille, obwohl die Klappe vorher groß war, aber anscheinend wenig ist dahinter. Schau dem Volk aufs Maul (Luther). Das habe ich eben getan. Das stand sogar in der größten deutschen Tagungszeitung, dass unsere Schwimmerinnen keine Leistung bringen können.

Was können Menschen? Was leisten Menschen? Und wie kann meine Leistung, die ich in meinem Leben bringe, gemessen werden? Das ist die Frage heute. Was ist Ihre persönliche Leistung für die Familie, für das Unternehmen, in dem Sie arbeiten, für die Kirche, Gesellschaft, oder was ist die Leistung für sich selbst. Leistung ist das Thema. Und wie wird vor allem die Leistung gemessen? Ist ein Schüler oder eine Schülerin, die sitzen bleibt leistungsunfähig? Ist sie dadurch nichts wert? Sind die, die gute Noten schreiben besser? Wie ist es mit der Arbeit? Als Hausfrau, als Tochter, die die Eltern pflegt, Mutter oder Vater, die Kinder erziehen. Ist Leistung, Arbeit, die nicht bezahlt wird, nichts wert? Welche Leistungen bringt noch ein Rentner? Wie ist die Leistung von Kindern, Behinderten zu messen.

Das Thema Leistung ist in unserer Gesellschaft und vor allem auch in der Wirtschaftein starkes Thema. Wir treiben Menschen zur Leistung an, damit etwas aus ihnen wird. Das beginnt in der Schule und zieht sich durch das ganze Leben. Leistung. Wir leben mit Leistung und wollen Leistung sehen. Ein Glück, dass unsere Menschen in Sydney uns doch noch einige Goldmedaillen verschafft haben. Jan Ullrich hat die Nation gerettet. Heike Drechsler – darauf kann man sich verlassen.

Stopp. Es gibt immer wieder Menschen, die meinen, wir müssen alle zu einer Elite gehören. Wir sind etwas besseres und nur wenn der Medaillienspiegel, der Umtauschkurs, die Leistung der Wirtschaft TOP ist, dann haben wir etwas geleistet. Dieses Gruppendenken, was besseres zu sein oder sein zu müssen, ist weit verbreitet. Kinder sind besser als Inder. Männer besser als Frauen. Gesunde besser als Kranke und Alte. Auch in der Kirche gibt es immer wieder Gruppen die meinen, die einzig wahre Kirche mit dem einzig wahren Glauben zu sein. Leistung wird hier wie da gemessen.

2.         Textbezug (1. Tim 4, 1-5)

In dem Predigttext, den ich gerade vorgelesen habe, geht es um das Thema Leistung. da gibt es Gruppen, die glauben besser zu sein. Besser- weil sie nicht alles Essen oder weil sie besser glauben oder weil sie nicht heiraten oder keusch leben. Angeblich soll das besser sein. Nun ja.
Paulus schreibt an seinen Gefährten Timotheus und redet Klartext:
Im Vers 4 und 5 erteilt er dem Ganzen eine klare Absage. Vers 4: Denn alles was Gott geschaffen hat ist gut und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird. Denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und das Gebet. Alles ist gut, sagt Paulus. Nichts verwerflich.
Nichts? Nichts! Kein Essen, Sex, Freude, Spaß – alles ist gut; so Paulus. Stimmt das? Das kann doch wohl nicht sein, da hat sich der Paulus kräftig geirrt. Nein, Paulus redet davon, dass wir durch Jesus Christus geheiligt sind und dass wir durch die Botschaft Gottes als Christen im Gebet und im Hören auf das Wort nutzen können, was es auf der Welt als Möglichkeiten gibt (Geschichtliche Situation , wann ist Brief geschrieben....)

3.         Christlicher Bezug

Wie kommt Paulus überhaupt darauf zu sagen, alles ist gut,.
Paulus hat eine einfache Antwort. Gott hat in Jesus Christus uns die Möglichkeiten eröffnet, das was in der Welt ist, zu nutzen. Ohne Wenn und Aber. Gott wird somit zur Bedingung für unser tägliches Leben. Durch Jesus Christus ermöglicht Gott unser alltägliches Leben. Das hört sich jetzt hoch theologisch an. Aber was bedeutet das im Detail? Warum ist dieser Jesu Christus durch Kreuz und Auferstehung die Bedingung mit der wir unser Leben planen können, auch Leistung, mit der wir unsere Möglichkeiten, das was ich kann, auch ausschöpfen sollten. Die Antwort ist einfach: Weil Gott sich uns zuwendet. Nicht weil wir etwas leisten, sondern weil Gott uns in Jesus Christus sich selbst in die Verantwortung hineingesetzt hat, uns das, was wir sind und das was wir werden, zu ermöglichen. Das ist auch die christliche Botschaft, dass es nicht darauf ankommt, wie sieht jemand aus, was leistet er für die Gesellschaft, ist er wert beachtet zu werden oder ist es ein Unwert, den dieser Mensch verkörpert. Wir hatten diese Diskussion in Deutschland vor 60, 70 Jahren. Die haben wir heute wieder. Was für ein Quatsch. Wir Christen, Paulus erteilen dem eine Absage, weil Gott diesem eine Absage erteilt hat.

4.         Übertrag – Öffnung zur eigenen Fähigkeit

Was will uns dieser Predigttext heute sagen? Wir Menschen sind bestimmt durch zwei Punkte: Durch unseren Tod, die Endlichkeit, und durch unsere Fähigkeiten, uns zu entwickeln, also durch Möglichkeiten, die wir ergreifen können. Endlichkeit – Möglichkeit; das macht Menschsein in seinem Innersten aus. Wir dürfen alles. Ich darf alles. Das ist die Aussage von Paulus. Ich darf meine Fähigkeiten nutzen, die in mir stecken. Wir dürfen unseren Kindern, und das ist auch unsere Aufgabe als Eltern, diese Möglichkeiten geben, dass sie sich entwickeln und Fähigkeiten nutzen: Lesen und Schreiben lernen, Neigungen nachgehen. Wir dürfen die Fähigkeiten und Möglichkeiten nutzen, so wie sie uns gegeben sind. Unser Leistungsprinzip ist nicht orientiert am besseren, Sieger, sondern an unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten. darin haben wir als Eltern Vorbild zu sein. Vorbild darin, dass ich nicht der beste sein muss, sondern dass wir unseren Kindern beibringen: Leben gestaltet sich innerhalb von Grenzen der eigenen Möglichkeiten. Unser Leistungsprinzip fragt nicht danach: "Was nutzt mir jemand für die Familie, für die Kirche, für die Gesellschaft oder für die Politik?". Das ist der Irrtum, den die Rechtsaußen der Politik nachhängen, sondern die Frage ist es, welche Leistungen bringe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten? Deshalb ist auch die Frage, ob das Hausmann- oder Hausfrau-Sein, eine Leistung ist, völliger Unsinn. Denn es muss bewertet werden, ob ich meine Möglichkeiten als Eltern den Kindern gegenüber auch wahrnehme. Ermögliche ich meinen Kindern ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Und gebe ich ihnen die Möglichkeit an meinen Leistungen, meinen Fähigkeiten Anteil zu haben. Ich erlebe oft, dass Eltern ihren Kindern ein allgemeines Leistungsprinzip in die Birne hauen. "Du musst leisten, sonst wird nichts aus dir." Stopp das ist es nicht.

Als Christ ist Sünde so zu denken. Der Mensch ist etwas, weil er in Gott getragen ist.

Wo fängt sonst die richtige Leistung an? Sollen wir das Naturrecht – nur wer arbeitet soll essen - wieder einführen? Wer will den Wert bemessen, was Kinder, Kranke, Behinderte, Gebrechliche leisten. Stopp. Hier hört es auf mit der Toleranz. Hier fordert uns Gott klar auf Position zu beziehen, wenn Menschen nur noch als Kapitalfaktor für Familie, Gesellschaft, Wirtschaftsunternehmen im Globalen Bezug gesehen werden. Leistung muss sich messen lassen an etwas anderem; nämlich an seiner Grenze, der Endlichkeit. Möglichkeit, unsere Leistung wird begrenzt durch unseren Tod, durch unsere Grenzen im Leben. Leider wird heute in der Wirtschaft zu oft vergessen, dass wir als Menschen begrenzt sind in unseren Möglichkeiten, begrenzt durch den Tod. Ich weiß, dass viele das Thema verdrängt haben. Aber stellen Sie sich vor, müssten heute Ihren eigenen Nachruf, ihre eigene Todesanzeige schreiben. Würde dort drin stehen, dass Sie Ihre Fähigkeit und Möglichkeit genutzt haben. Können Sie darauf zurückblicken, dass Sie ein sinn­erfülltes Leben hinter sich haben? Ganz deutlich: Könnten Sie heute abdanken und sagen, mein Leben mit meinen Fähigkeiten hatte Sinn. Auch wenn vieles, was ich getan habe, nicht gut, nicht zielgerichtet war und dennoch, dass, was ich getan habe, hat Sinn.

Das Problem ist doch heute. Es gibt zuviel von allem. Es gibt zu viele Möglichkeiten. Und anstatt die eigenen Fähigkeiten Stück für Stück zu entwickeln, lehnen sich viele Menschen zurück in Ihren Fernsehsesseln und lassen sich berieseln. Da gibt es viele die im Fernsehsessel mit der Chipstüte in der Hand schneller gelaufen oder geschwommen wären, hätte man sie nur gelassen. Möglichkeiten nicht wahrnehmen – das ist doch heute das, was ich als Sünde bezeichnen muss. Fähigkeiten nicht selbst entwickeln. Oder Fähigkeiten anderer behindern. Wenn Kinder nicht lesen und schreiben lernen dürfen. Wenn Menschen durch Ihre Rasse behindert werden, sich zu entwickeln. Wenn Konzerne und Aktiengesellschaften massive Behinderung der ökologischen, menschlichen Bedingung zur Entwicklung mit Füssen treten und eigene Gesetze schreiben und durchsetzen. Oder wenn Kirchen glauben besser sein zu wollen und dadurch die Entwicklung von Eigeninitiative, Bildung, Glaube behindern – das ist Sünde.
Nutzt alles, was Ihr habt, im Glauben. Nutzt es für Eure Fähigkeiten. Ergreift die Möglichkeiten – so ruft uns Paulus heute zu.
Es ist unser Glaube, dass Gott uns die Möglichkeiten schafft für die Entwicklung von Fähigkeiten. Und es ist unser Wissen, dass wir sterben werden, dass wir Grenzen haben, die wir selbst nicht überwinden können. Dass Gott selbst aber für uns unsere Grenze in Jesus Christus am Kreuz und durch die Auferstehung überwunden hat, das ist Evangelium.

Und das ist die Botschaft für den heutigen Sonntag: Entwickle deine Fähigkeiten im Blick auf deine Grenzen. Gehe deinen Weg mit deinen Möglichkeiten und sei dir deiner Grenzen bewusst, denn unser Gott trägt dich auch über unsere letzte Grenze.

Amen