Thema: Schuld und Verantworten  

1. Mose 4, 1-16a (Kain und Abel)

1.         Einleitung

Als es mit der Europameisterschaft nicht klappte im Fußball, gab es bald einen Schuldigen: Der Trainer. Wenn etwas nicht klappt oder Fehler auftreten, wird nach dem Schuldigen gesucht. Die Frage nach der Schuld, wer ist schuld, wird häufig gestellt. Meistens nicht laut aber doch vielfach versteckt.Warum ist der Müll nicht abgeholt? warum sind die Hausaufgaben nicht gemacht worden? Warum hat das oder jenes nicht geklappt? warum hat Neuenhain noch keinen ‚richtigen’ neuen Pfarrer? (Warum kann Mammolshain keinen ‚richtigen’ Pfarrer haben?)
Auch bei Unfällen und tragischen Fällen wie bei z.B. Krankheiten wird die Frage nach der Schuld oft gestellt.Wer hat Schuld an dem Absturz der Concorde? Hundertfünfzehn Menschen sterben wegen eines Fehlers, es muss jemand Schuld sein! Eschede: ICE rast in eine Brücke hinein, wer ist Schuld, der Radreifen? Oder auch warum lässt Gott soviel persönliches Leid zu, wenn es um Krebs, Unfälle oder anderes geht. Die Frage nach dem Schuldigen und der Schuld dreht sich in unserem Leben jeden Tag. Oft ist das nicht an der Frage ‚Wer hat Schuld?’ zu merken, sondern bei den Reaktionen. Ich ertappe mich immer wieder, dass ich mich Warum Fragen rechtfertige. Ich konnte den Müll noch nicht rausbringen, weil ich wichtigeres zu tun hatte. Ich rechtfertige mich auf eine Frage, weil ich nicht die Schuld für etwas haben möchte. Besonders deutlich wird das, wenn der Fehler offensichtlich ist.

Dann ist die Stunde der Rechtfertigung angesagt. Hausaufgaben – ging nicht, weil ich meinen Eltern helfen musste. Die Unterlagen termingerecht vorlegen- ging nicht weil die Personalabteilung mich eingespannt hat. Die Schuldfrage ist etwas typisch Deutsches. Wenn ein Problem auftritt, wird erst nach dem Schuldigen gerufen, man denkt: Hoppla, wer hat seine Aufgabe nicht gemacht, wer ist Schuld und erst wenn der Schuldige gefunden ist, dann wendet man sich in aller Regel dem Problem zu, um es zu lösen. Wir verwenden viel Zeit darauf, diesen Schuldigen zu suchen und im Grunde ist das ja toll, wenn ich jemanden habe der Schuld ist, brauche ich mich um nichts mehr zu Kümmern. Ob das in der Schule ist: wer war Schuld das ich meine Hausaufgaben nicht machen konnte, wer ist Schuld warum ich am Sonntags als Konfirmand nicht in den Gottesdienst gehen kann.

Rechtfertigung: legen wir das Wort mal auseinander. Rechtfertigung, das kommt von: Recht sich zu fertigen, also sich Selbst das Recht zu machen. Das bedeutet: ich mache mein Recht selbst. Nicht was Richtig ist, sonder ich bin derjenige, der das Recht fertigt oder macht. Wer sich sein Recht selbst macht, windet sich aus der Verantwortung für die eigenen Taten. Denn oft haben Fehler eine klare Ursache und können zurückverfolgt werden. Die Frage ist, ob Menschen die Verantwortung übernehmen für die eigenen Fehler..

2.         Textbezug

Verantwortung für die eigenen Taten übernehmen, darum geht es auch in dem text bei Kain und Abel.

Die Söhne von Adam geraten aneinander. Der eine ist Ackerbauer, der andere Viehbauer. Kain bearbeitet den Acker, Abel ist der Hirte, der Viehbauer und beide opfern Gott, aber er verschmäht im Grunde das Opfer von Kain. Warum auch immer Gott diese tut, wir wissen es nicht, auf jeden Fall war Abel anscheinend der Liebling; Kain, nun, der hat das nur beobachtet und war ziemlich Sauer geworden. Wir können das nur vermuten, Kain wird wütend und er schlägt nach diesen Demütigungen seinen Bruder. Mord, wir können sagen: das ist extrem und dennoch, durch die Annahme des Opfers, hat Gott bewiesen, wem  er die ehre gibt.  Mord auf der vierten Seite der Bibel: wer ist Täter, wer ist Opfer, wer ist Schuld. Auch Kain wendet eine Rechtfertigung an, das scheint schon von Beginn an eine Eigenschaft der Menschen zu sein: was soll ich meines Bruders Hüter sein, nach dem Motto: was kümmern mich die andern, ich habe damit ehe nichts zu tun. Rechtfertigung: was willst du? . Ich kümmere mich nicht um Abel, sondern du hast ihn ja bevorzugt. Was eigentlich fehlt in diesem Bibeltext, ist die Bereitschaft Kains Verantwortung für seine Taten zu übernehmen. Er rechtfertigt sich, will auf andere lenken, er  will die Verantwortung zu andern schieben, wer ist Schuld ist im Grunde genommen die Frage die dahinter schwebt, im Grunde ist es die Frage: Gott, hast du nicht mich verschmäht, bist du nicht Schuld das ich so geworden bin. Er geht weg davon, für das was er tut, selbst Verantwortlich zu sein. Schuld und Rechtfertigung, wer verantwortet was? .

3.         Christlicher  Bezug

Fehler, Schuld und Verantwortung sind das zentrale Thema auch im Neuen Testament.

Die Geschichten von Jesus sind voll davon, dass er Menschen aufruft, Verantwortung  für etwas zu übernehmen und abzulegen. Schuld auch eingestehen, das ist das Thema in allen Geschichten in der Bibel, wo Jesus auf andere Menschen trifft.

Bei Jesus ist das ganz einfach, da hinterfragt sich die Hure, die Jesus fragte: Stimmt, du hast recht, ich müsste etwas anders tun und ich will es tun, der Zöllner, der Samariter, aber es gibt auch andere die sich nicht hinterfragen können, und im Grund ihrem gewissen Raum geben, der reich Jüngling, der nicht verkaufen möchte und von dannen geht, der Pharisäer. Rechtfertigung, das ist das erste Gebot der Stunde heute oft, und doch ist die christliche Tugend sich zu hinterfragen, zu fragen welche schuld habe ich auf mich geladen und wie kann ich das was ich getan habe auch verantworten. Jesus hinterfragt die Menschen mit einer Aussage, Gleichnis oder Gespräch.
Aber wozu soll ich eigentlich Schuld eingestehen oder Verantwortung übernehmen?Die Antwort wirkt einfach: Schuld eingestehen befreit. Das wir Fehler machen, das wir menscheln sind, das ist normal. Und doch fällt es so schwer einzugestehen: ich bin derjenige, der den Fehler gemacht hat. Schuld eingestehen, das befreit von Lügen oder Lügen, die ich aufbauen muss.

Es befreit von Selbstüberschätzung: Ach, ich kann ja alles, ich muss nur meine Fehler auf andere verlagern. Schuld eingestehen befreit von Zwist und Feindseligkeit. Dieses Schuld eingestehen, ist die erste christliche Tugend die wir haben. Denn nur wer ein Sünder ist, und das heißt nichts anderes sich einzugestehen, dass ich auch schuldhaft handele und Fehler mache, der kann im christlichen Sinne auch gerettet werden. Die Bibel gibt in den Geschichten mit Jesus viele Beispiele davon, wer die Schuld eingestehen kann, und oft sind es Menschen, die nicht Pfarrer sind, die nicht im alltäglichen sinne gläubig und religiös sind. Es sind die Menschen, die sich selbst hinterfragen, und fragen, ob die schuld die sie auf sich geladen haben, folgen und konsequenten hat. Im Grunde ist der jenige, der sich Schuld eingesteht und Schuld hinterfragt, derjenige, der nach seinem Gewissen und nach Gott fragt. Luther hat es einfach ausgedrückt: nur wer weiß, dass er Sünder ist, kann im Grund die Gnade Gottes kennen lernen.

4.         Übertrag (Verantwortung, Schuld anzuerkennen statt zu Rechtfertigen)

Unserer Aufgabe ist es, uns selbst zu hinterfragen bevor wir zu Rechtfertigungen ansetzen.Wenn wir eine Warum Frage hören, dass unsere Rädchen im Gehirn nicht automatisch auf Rechtfertigung stellen. Verantwortung über nehmen, hat auch etwas damit zu tun, dass ich Schuld zugeben kann. Stellen Sie sich vor: Auf die Frage nach den Schuldigen bekennt sich jemand und gibt seine Verantwortung zu. schade gell, damit ist die Luft und der Spaß eigentlich vorbei.
Wenn ich mich selbst ehrlich frage. Da komm ich jetzt selbst wirklich ins schwanken, Rechtfertigung, also mir mein eigenes Recht zu fertigen und zu machen, das tue ich eigentlich oft. Suche ich nicht die Dinge aus, die mir nicht genehm sind? Passe ich nicht mein Leben so an, dass es nach meine Kopf funktioniert und die andern, die etwas anders tun, da rechtfertige ich mich, das ich nicht darüber nachdenken muss. Die Tage sind voll von kleinen und großen Rechtfertigungen, ich weiß das ich merke das und versuche auch mich auch jeden Tag dort wieder zu hinterfragen, steigt da nicht schon wieder eine Rechfertigung hoch. Es ist Aufgabe, sich zu hinterfragen: Im Beruf, in der Familie, im Alltag, beim Autofahren, in der Schule, in meinem Rentendasein. Hinterfragen bedeutet, sich über die Verantwortung für Fehler klar werden. Das ist die Grundvoraussetzung für uns Christen.

 

Die Botschaft für den heutigen Sonntag ist einfach: Mensch. Hinterfrage dein Tun und deine Fehler, weil Gott in Jesus Christus dir vergeben hat. Trage Verantwortung.

 Amen